Wie. Reisephilosophie.

einfach unterschiedlich.

Wir sind lieber im kleinen Hotel in der Altstadt mit einheimischem Rezeptionist als im gesichtslosen Großhotel. Das heißt nicht, daß wir uns kasteien: Zimmer mit Dusche sind Standard. Wenn wir aber in einem Dorf wohnen, wo es das nicht gibt, kommen wir auch zurecht. Zur Abwechslung checken wir dann im ehemaligen Maharaja-Palast oder der luxuriösen Kaffeeplantage aus der Kolonialzeit ein, aber nur, wenn sie Atmosphäre bieten. Solche Highlights bleiben in Erinnerung.

Auch bei der Reiseroute ist Abwechslung wichtig: nach einem Stadtaufenthalt geht´s aufs Land, nach dem Gebirge in die Wüste, nach der heißen Ebene ans Meer.

weniger ist mehr.

Wir versuchen, nicht nur durch ein Land zu reisen, sondern auch im Land anzukommen. Das braucht Zeit. Und Zeit ist auch wichtig, um mit im Land lebenden Menschen in Kontakt zu kommen - was oft mit zu den schönsten Reiseerinnerungen gehört. Deshalb sind von mir vorgeschlagene Routen eher kurz, denn wir reisen langsam. Wir haben nicht das Gefühl, Jaipur kennen gelernt zu haben, bloß weil wir den Palast der Winde besucht und eine Stadtführung mitgemacht habe. Wir wollen im Café an der lebendigen Ecke dort drüben sitzen, einen langen Spaziergang ins Viertel der Schneider machen, mit dem Obstverkäufer reden, der uns von gestern her wiedererkennt.

Deshalb nehme ich zB bezüglich Marokko eine Tour zu allen Königsstädten als Auftrag nicht an. Marrakesch, ein Erlebnis. Aber dann verbringen wir lieber einige Tage fernab auf dem Land. Wir sehen zu, wie das Brot fürs Abendessen im Lehmofen vor dem Haus gebacken wird, begleiten Ali und die zwei Kamele zur Tränke, sitzen mit den Frauen und Kindern im Hof. In einer Kleingruppe ist reisen auf diese Art möglich.

zweite Hypothese.

Der Versuch, Menschen aus anderen Kulturen zu verstehen, ist spannend. Manchmal schwierig. Und bereichernd.

Wenn wir reisen, besprechen wir oft überraschende oder auch unverständliche Situationen, die wir erlebt haben. Wir suchen Erklärungen. Der kulturelle Hintergrund wird überlegt, Gelesenes und Erlebtes ausgetauscht. "Ich habe eine andere Hypothese für dieses Verhalten", heißt es dann. Manchmal ist es möglich nachzufragen. Wie interessant, wenn wir dann erfahren, dass wir an die dritte Möglichkeit gar nicht gedacht haben...

Zeitverlust beim Taxistand.

Ein Dorf in Tansania. Der Taxler wittert seine Chance: so viele TouristInnen! Sein Preis ist weit überhöht. Nicht angemessen überhöht, das wäre okay. Ich verhandle. Immer mehr Menschen versammeln sich, geben ihm und mir Ratschläge. Ein Auto mit offener Ladefläche wird angeboten: nein danke, zu gefährlich. Es wird gelacht, diskutiert. Wir ernten Anerkennung: woher wir die Preise kennen? Es dauert eine gute Viertelstunde, bis wir uns geeinigt haben. Ein Erlebnis für alle. Also kein Zeitverlust. Tansania hautnah.

 

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