Die Glasperlenreise. Ghana.

Eckdaten für 2017: Mitreisend sind 12 Personen. Kosten: Flüge und das Leben/Transfers vor Ort. Honorar Inge Sohm: wie bisher 820€ für 2 Wochen pro Person, wenn wir eine Verlängerungswoche am Meer entscheiden: +40€/Person. Mit 2.800€ werden wir bei 2 Wochen leicht auskommen, inclusive Essen, aber ohne Glasperlen...

Anfang 2017 reisen wir nochmals nach Ghana, 15 Tage lang oder ein paar Tage länger, falls man noch am Meer bleiben will. So ähnlich wie  damals könnte es sein:

 

Ghana - wieso macht man dort Urlaub? Wo ist das überhaupt? Das haben meine bisherigen Mitreisenden immer wieder gehört, erzählte man mir. Richtig: ich hab zuerst auch einmal die Karte studiert, wo Ghana nun wirklich genau liegt. Und gerade das ist ja das Spannende. In ein untypisches Urlaubsland fahren. Nicht in ausgetretenen Touristenpfaden laufen. Wirklich Kontakt zur Bevölkerung finden können, wenn man will, da diese nicht touristenüberfüttert ist. Strandspaziergänge ohne Hotelburgen. Märkte, in denen Einheimische einkaufen. Tolles Kunsthandwerk, und man darf zuschauen bei der alltäglichen Arbeit.

Viermal war ich bisher mit einer Gruppe in Ghana. Am eindrücklichsten waren für mich viele Szenen am Strand. Der Strand in den Fischerdörfern ist Lebensraum. Und so sieht man neben dem Wasser, dem Sand und den Palmen, die am Strand wachsen, lange schmale Fischerboote aus Holz, die hinaus- oder hineinfahren, mit jeweils großer Besatzung. Wenn die Netze an Land geholt werden, springt die Besatzung ins Wasser, man bildet eine Reihe, und unter Singen und Zurufen wird das Netz eingeholt. Frauen warten schon, die mit Kübeln oder Metallschüsseln, die sie frei auf dem Kopf tragen, durchs Dorf gekommen sind, um einzukaufen – direkt aus dem großen Haufen Fische heraus, der da aus den Netzen geschüttelt wird. Die Fische werden versteigert - ein Schauspiel für sich. Kinder spielen daneben am Strand. Boote werden ausgebessert oder überhaupt neu gebaut. Netze werden geflickt. Manche schwimmen. Selten einmal habe ich derart schöne und lebendige Strandszenen erlebt.

Gerade habe ich von den Frauen erzählt, die die Schüsseln auf dem Kopf tragen. Auf dem Kopf wird alles, was man sich vorstellen und auch nicht vorstellen kann, transportiert, von Männern und von Frauen. Eine eigene Fotoserie wäre das wert: lange Stangen, Nähmaschinen, riesige Stoffballen. Es wird einfach ein Tuch zusammen gerollt, auf den Kopf unter die Last gelegt, und los geht es.

Die Stimmung im Land, auf den Strassen und Märkten, habe ich als lebendig und bunt empfunden. Das äußert sich schon in der Kleidung –, traditionell bis modern. Frauen in kurzen Hosen und ärmellosen Shirts sind kein seltener Anblick, von Verhüllung hält man hier nicht viel. Männer und Frauen scheinen auf den ersten Blick gleichberechtigt. Kein Problem für eine Frau, mit einer anderen in einer Strassenwirtschaft einzukehren und vielleicht sogar ein Bier zu trinken. Die Frauen sind oder müssen oft selbständig sein, betreiben eine Straßenküche, verkaufen an den Ampeln in die stehenden Autos hinein von Brot bis Clopapier alles, was man sich vorstellen kann, reden meist auch etwas oder mehr Englisch. „Come here, sister!“ hört man immer wieder, wenn einige Frauen zusammensitzen und das Gefühl haben, sie wollen sich einmal unterhalten. Dieses Selbstbewusstsein kommt nicht von ungefähr. Im Süden Ghanas, wo wir uns aufhalten werden, ist ca. die Hälfte der dort lebenden Bevölkerung traditionell matrilinear organisiert – das heißt, die Vererbung verläuft über die mütterliche Linie, und die Frauen der Generationen bilden die wichtigste soziale Gemeinschaft.

Was mir weiters aufgefallen ist: die Vielfalt an Kirchengebäuden, oft überdimensioniert im Vergleich zur Umgebung, von vielen unterschiedlichen Religionsgemeinschaften. Etwa 44% der Bevölkerung sind Anhänger traditioneller afrikanischer Religionen, 40% bekennen sich zu verschiedenen christlichen Glaubensrichtungen. Die 16% Moslems wohnen eher im Norden. Es wird kein Hehl gemacht aus dem Glaubensbekenntnis, auf Häusern, Autos, Schildern findet man unzählige Aufschriften. So sah ich einen Kosmetiksalon namens „Jesus Blood“ und ein Geschäft für Tiefkühlwaren, das auf einem Schild neben aufgepinseltem Fisch und Hühnchen… verkündet, dass nicht nur der Strom maßgeblich ist: In God we trust, steht da geschrieben. Einer lässt den andren gewähren, erzählt man mir,

man ist Vielfalt gewöhnt. Und einige Male bin ich in eine Kirche hineingegangen und habe zugehört, mit welcher Begeisterung gesungen wurde – jedes Mal hat man mich extra begrüßt. Auch die Predigt war spannend, ein Zwiegespräch zwischen Prediger und aufmerksamem Publikum, bei dem auch viel gelacht wurde. Welche Glaubensrichtung? Das weiß ich nun nicht...

Von der Route her werden wir wie immer nicht allzu viele Kilometer zurücklegen, sondern lieber Eindrücke und Begegnungsmöglichkeiten genießen.

Als Ablauf hat sich bewährt: Fischerdorf – Cape Coast und Umgebung – Kumasi und Umgebung - Fischerdorf als Abschluß. So könnte das ausschauen:

Fischerdorf: Von Accra Transfer ins Fischerdorf. Wir leben uns ein. Schauen dem Leben am Strand zu, schwimmen, spazieren im und ums Dorf, besuchen einige einheimische Bekannte, die ich kennen gelernt habe. Ein buntes Bild. Von hier aus kann man einen Tagesausflug nach Accra machen, mit Sammeltaxi (ein eigenes Erlebnis) und retour mit einem eigenen Taxi, wir wollen uns ja auch schonen.

Oder sollen es ein Strandspaziergang im Fischerdorf sein, ein Trommelkurs, eine Bootsfahrt zu den Lagunen? Keine Sorge, wir kommen wieder.

Cape Coast: Wir fahren nahe der Küste entlang bis Cape Coast. Diese hübsche kleine Stadt an der „Goldküste“ hat eine lange koloniale Vergangenheit, und hier besuchen wir auch eine der „Sklavenburgen“, wie sie genannt werden. Wir werden

diese Festung wohl mit gemischten Gefühlen verlassen – der Sklavenhandel, für uns meist etwas sehr fernes, rückt dort plötzlich nahe. Es ist schon beklemmend, die Räume zu sehen, in denen die Sklaven vor ihrer Verschiffung gefangen gehalten wurden.

30 km nach Cape Coast ist der Zutritt zu einem Nationalpark: 350 m2 tropischer Regenwald, in dem sich sogar die seltenen Waldelefanten aufhalten. Hier kann ein faszinierender Ausflug gemacht werden: über Hängebrücken, hoch oben nahe den Wipfeln der Bäume, kommt man zu kleinen Plattformen. Ein Wildhüter begleitet die Besucher, erklärt, beantwortet Fragen. Die Ausblicke in dieser Höhe sollen faszinierend sein – ich habs bei meinem ersten Besuch nicht so weit gebracht, bin „am Boden“ geblieben. Wir sollten nicht darauf vergessen, morgens dorthin zu fahren, das ist die beste Zeit für einen Besuch.

Wenn wir wollen, machen wir eine Wanderung zu einer Einsiedelei, besuchen ein Kunsthandwerkszentrum.

Wir wohnen in einem wirklich traumhaft gelegenen, flachen Hotel außerhalb der Stadt. Man sitzt auf einer Pfahlbau-Holzterrasse knapp über dem schönen See. Krokodile bewegen sich im Wasser, schlafen am Fuß eines Baumes neben der Terrasse. Der Baum ist eine Besonderheit für sich: er ist über und über behängt mit kleinen Vogelnestern, die die Öffnung nach unten haben. Abends kommen noch andere Vögel hier zur Nachtruhe, weiß, größer, viele Dutzende davon, und der Baum macht den Eindruck, als stehe er in Blüte. Tagsüber ist hier viel los, da Busse halten, um hier zu essen. Aber da sind wir ja auch nicht da. Morgens und abends 

herrscht Ruhe, und wer will, kann vor dem Frühstück sogar noch in den Swimmingpool dort springen.

Kumasi: Wir fahren Richtung Norden. Kumasi ist das Zentrum der Ashanti. Wir besuchen natürlich nicht nur den großen Markt, sondern auch den Königspalast und ein Museum. Ein Tag ist reserviert für einen Ausflug an einen heiligen See. Das Wasser ist sauber, man kann schwimmen, die Ruhe genießen. Beim Retour besuchen wie die Famile unseres Fahrers Frank, lassen uns den großen Garten erklären.

In dieser Gegend werden Metallarbeiten wie Figuren (zB als Goldgewichte) oder

Schmuckperlen hergestellt, in unglaublich aufwendiger Handarbeit. Die Figuren werden aus Wachsblöcken geschnitzt, die Perlen werden mittels dünner Wachsschnüre geformt, in verschiedenen Mustern. Alles wird in Ton eingebettet, mit einer Öffnung mittels Wachsschnur, die ins Freie führt. nach Trocknen des Tons wird der Klumpen erhitzt, das Wachs fliest ab und das goldglänzende Altmessing wird eingegossen. Die Lehmform muß zerschlagen werden, um an das Stück zu kommen (darum heißt diese Technik „verlorene Form“, die Form kann nur einmal verwendet werden). Unglaublich!

Berühmt ist der Markt von Kumasi, unglaublich weitläufig, teilweise überdacht. Er soll einer der größten Märkte Westafrikas sein. Hier findet man alles mögliche: Lebensmittel, Kleider, Küchenutensilien, Zubehör für Heiler wie getrockneten Eidechsen, falsche Haarteile (in Ghana gibt es die kunstvollsten Frisuren!) und Kunsthandwerk – ich musste allerdings eine Weile suchen und mich führen lassen, bis ich die richtige Ecke mit den Perlen fand, andere haben das gar nicht geschafft, hörte ich. Neben den erwähnten Schnüren mit Glas- und Metallperlen findet man hier Schnüre mit alten Glasperlen aus Venedig, die früher anstelle von Geld zum Handeln verwendet wurden (zB Millefiori-Perlen), oder alte Glasperlen aus Böhmen. Hier sind sie erschwinglich. Man sieht also, dass Ghana für Schmuck-LiebhaberInnen ein Eldorado ist. Man findet wirklich was das Herz begehrt, inclusive der wunderschönen bemalten Knochenketten der Tuareg (eines meiner Lieblingsstücke in häufiger Verwendung), Stücken aus Mali und vielen anderen Gegenden Afrikas und sogar aus Asien

Aburi: wir übernachten in einem alten botanischen Garten, schon nahe Accra. Unvergesslich die Palmenallee und all die anderen, meist unbekannten Gewächse. Schön, hier am Spätnachmittag oder am Morgen einen Spaziergang zu machen.

Am nächsten Vormittag besuchen wir Florence, die den Familienbetrieb Glasperlenherstellung beeindruckend umsichtig führt. Sie wird uns das große Flaschenlager zeigen, ihr Rohmaterial. Die halbhohen, lodernden Brennöfen. Die Männer und Frauen, die Perlen herstellen, bemalen, auffädeln. Und den wunderbaren Shop... Dieser Besuch fasziniert nicht nur SchmuckliebhaberInnen, sondern eigentlich immer alle TeilnehmerInnen, da es nicht selbstverständlich ist, dass man handwerkliches Arbeiten so von der Nähe miterleben kann. Ich habe vor Jahren alleine einige Tage gesucht, bis ich diesen Handwerksbetrieb gefunden habe. Die Perlen findet man leicht, nicht aber die Hersteller. So werden die Perlen hergestellt:

Altglas wird in Holzmörsern zu Pulver gestampft, nach Farben getrennt und in Platten mit Mulden eingefüllt. Die Platte wird so lange in einen befeuerten kleinen Lehmofen gehalten, bis das Pulver geschmolzen ist. Mit einem Holzstab wird in jeder Mulde umgerührt, sodass sich eine Perle bildet. Das Loch zum Durchfädeln wird ebenfalls mit einem Holzstäbchen gebildet, und fertig ist das Kunstwerk. Das Ergebnis sind traumhaft schöne, teiltransparente Perlen in unterschiedlichsten Farben und Größen, von klein bis üppig groß. Eine weitere Technik ist der Perlenaufbau über Schichttechnik des Glaspulvers, wobei durch das Einfüllen verschiedener Farben Muster erzeugt werden. Weiters findet man handbemalte Perlen.

Glasperlen gehören in Ghana zur Tradition. Alle StammesführerInnen trugen und tragen viele Glasketten, und Familien vererben den Familienschmuck sorgsam von Generation zu Generation..

Wir fahren weiter nach Accra, verbringen hier den Nachmittag und sparen uns so eine eigene Anfahrt in diese verkehrsreiche Stadt. Wer will besucht das Geschäft einer Ungarin, die für unseren europäischen Geschmack schöne Halsketten herstellt und auch allerlei Zubehör wie Messingverschlüsse verkauft.

Fischerdorf: es geht zurück in "unser" Fischerdorf. Nun haben wir schon Bekannte. Besuchen den Kiosk mit den wunderbaren gebratenen Bananen und roten Bohnen, lassen uns Lebensgeschichten erzählen. Wenn wir etwas Bekanntes essen wollen, gehen wir zu Roberto, der einen traumhaften wilden Garten hat und sehr gute Pizza serviert… Abends können wir auch die Bierbar im Dorf besuchen, da gibt es offenes Bier! Es wird uns sicher nicht langweilig – Spaziergänge und Ausflüge sind zudem möglich, wir werden sehen, wer wozu Lust hat.

Und natürlich gibt es an einem Halbtag an einem Tisch am Strand einen Workshop "Halsketten" - ich habe Werkzeug mit, und Sie können Ihre Einkäufe gleich umwandeln zu tragbarem Schmuck, Beispiele siehe unter www.einfach-schmuck.com

Am Samstag abend gibt es den Grund, warum die Reise erst am Sonntag beginnt: damit wir zum Abschluß bei Wendys schon traditioneller Strandparty am Samstag Abend dabei sein können. Einheimische und TouristInnen kommen, reden, trinken, tanzen, eine Band spielt. Ein toller Abschluß, finde ich.

Diese Reise hat wie alle meine Reisen nicht das Ziel, Kilometer zu machen und eine Besichtigung an die andere zu reihen. Sicher, auch wir schauen uns das eine oder andere an. Daneben aber soll Zeit sein zum Zuschauen, mit Leuten reden, einfach herumgehen oder auch einfach herumsitzen. Zu merken, wo man ist. Was ganz anders ist. Was auffällt. Was unverständlich ist. Woran wir uns erinnern werden.