Sansibar - Endstation Sehnsucht.

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Sansibar. Schon als Jugendliche wollte ich dorthin – ebenso wie nach Timbuktu oder Jaipur. Alleine schon wegen des klangvollen Namens. Die Phantasie hat sofort Bilder produziert, von Sklaven, einem prächtig anzusehenden Sultan, schönen Bürgerhäusern und Gewürzen. Schön ist es dort, Sansibar erfüllt sein Versprechen.

 

Wir haben bei der Tour im Juni 2010 zwei Schwerpunkte: die wunderbare kleine Hauptstadt Stonetown, direkt am Meer, angeblich die einzige heute noch voll erhaltene und lebensfähige alte Stadt in Afrika. Dort kann man sich viele Tage aufhalten. Es gibt einiges zu entdecken und viele Dachterrassen, von denen aus man die Schiffe beobachten kann und den Sonnenuntergang, neben sich einen Kaffee oder einen Cocktail. Ein enges Stadtgefühl kommt nicht auf, denn man ist schnell draussen am Meer.

Dann werden wir Zeit an einem Strand verbringen, ein bißchen relaxen, baden. Wer das nicht so gern macht, kein Problem, denn ringsum ist viel los. Wir besuchen Dörfer, einen Medizinmann, einen Naturpark mit Affen. Aber am schönsten ist es am Strand, auch ohne Badewunsch. Es gibt hier eine Besonderheit, die ich noch nie gesehen habe. Über ein Entwicklungsprojekt hat man Frauen ermutigt, Rotalgenfelder im flachen Uferbereich anzulegen. Diese werden gepflegt und regelmäßig geerntet, spannend zuzusehen. Durch den Verkauf an Pharmakonzerne und Kosmetikindustrie verdienen die Frauen eigenes Geld – zunehmend wichtiger, da die Fischbestände wegen der Dynamitfischerei zurückgegangen sind. Die Algen gedeihen gut, obwohl oder vielleicht auch weil Ebbe und Flut hier sehr stark sind. Dadurch ergeben sich ständig ändernde Bilder, ein wirklich faszinierendes Schauspiel. Durch Salz – ich glaube zumindest, dass es Salz ist – bilden sich bei Ebbe zwischen Wasserresten und Algenfeldern große schneeweiße Flächen, ein unwirklich anmutender Anblick. Die Fotos auf meiner Homepage zeigen dies ein wenig.

Neben den in den Algenfeldern arbeitenden Frauen sieht man Fischerboote, Kinder, die aus dem Sand Muscheln und Krebse für die nächste Mahlzeit graben, einen Fahrradfahrer, der am Strand entlang fährt. Diese schönen Szenen sind wirklich eindrücklich. Man könne weiter draußen auch schnorcheln, hat es geheißen, ich werde es diesmal versuchen.

 

Nun zurück zu Stone Town (Zanzibar Town). Hier kommen wir an, und hier werden wir auch gleich ein paar Tage bleiben. Die kleine Stadt hat einen ganz eigenen Charakter. Die Lage am Meer, die wunderschönen alten Bürgerhäuser mit den geschnitzten Holztüren, den kunstvollen Balkonen und Fensterrahmen, die verwinkelten Gassen der Altstadt ergeben ein leichtes Lebensgefühl. Wir werden auch die turmhohen Terrasse eines der schönsten Hotels besuchen, die ich kenne: es liegt in der Altstadt, wurde wunderbar renoviert, die alte Einrichtung erzeugt eine Atmosphäre von Orient pur. Ich habe einige der nur sieben Zimmer gesehen, allein das schon ein Erlebnis – in einem steht die Badewanne im Freien am Balkon.

Am Abend geht´s zu den vielen Straßenküchen, die dicht an dicht Meeresfrüchte und sonst noch alles mögliche anbieten.

Vielleicht machen wir von Stonetown aus auch einen Ausflug zu einer der vorgelagerten Inseln wie Changuu Island mit seinen Riesenschildkröten oder Chumbe Island mit dem Korallen-Naturreservat.

Angeblich, so sagt man, erkenne man Sansibar am Duft. Bis heute leben viele Bewohner von Anbau und Handel mit Gewürzen. Wir werden von Stonetown aus eine Gewürztour machen. Sehr interessant, in einer riesengroßen Gewürzplantage herumgeführt zu werden und Gewürze nicht nur wachsen zu sehen, sondern manche auch frisch von der Pflanze weg zu probieren, ebenso eine ganze Reihe exotischer Früchte. Nun weiß ich, wie Nelken wachsen, Pfeffer, Vanille, Ingwer, Kardamom, Zimtrinde und noch ein Dutzend andere. Und ich habe Muskatnuß für die nächsten Jahrzehnte...

Natürlich gibt auch einiges zu besichtigen:

Das Old Dispensary ist ein eindrucksvolles vierstöckiges Gebäude mit einer Reihe von Balkonen. Während der Kolonialzeit diente es als Apotheke. Es ist wahrscheinlich eines der schönsten Gebäude der Insel und beherbergt heute u. a. Souvenirläden und Galerien sowie ein Restaurant.

Das Livingstone House wurde ursprünglich um 1860 für Sultan Majid erbaut und diente Missionaren und Forschern als Basis.

Der Darajani Markt ist ein Erlebnis für alle Sinne. Von Obst und Gemüse über Gewürze, Textilien, Haushaltswaren bis zu Fleisch und Fisch ist hier praktisch alles zu finden.

Das Palace Museum hat in der Vergangenheit andere Namen getragen und spiegelt so die wechselvolle Geschichte von Sansibar wider. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Gebäude für die Familie des Sultans als "Sultan's Palace" erbaut. 1911 wurde es die offizielle Residenz des Sultans von Sansibar, nach der Revolution von 1964 in "People's Palace" umbenannt und 1994 schließlich zu einem Museum umgewandelt und nun "Palace Museum" getauft. Es zeigt Exponate aus der Zeit der Herrschaft der Sultane zeigt.

Das Peace Memorial Museum wird uns über die Geschichte Sansibars aufklären Es vermittelt einen Überblick über Archäologie, frühen Handel, Sklavenhandel, Paläste, Moscheen, Sultane, Forscher und Missionare sowie traditionelles Handwerk, Münzen, Briefmarken und Gewürznelken.

Das House of Wonders verdankt seinen Namen dem technologischen Fortschritt, der 1883 auf Sansibar Einzug hielt. Das Gebäude wurde als Palast für Sultan Barghash gebaut und hatte als erstes Haus in Sansibar elektrisches Licht und einen elektrischen Fahrstuhl. Daher nannten die Menschen es Beit el Ajaib - Haus der Wunder. Es beherbergt das sehenswerte Museum of History and Culture zu Geschichte und Leben auf Sansibar.

Das arabische Fort wurde zwischen 1698 und 1701 erbaute und befindet sich gleich neben dem Haus der Wunder. Es hat ebenfalls eine wechselvolle Vergangenheit. Es wird heute u. a. für Konzerte und Vorträge genutzt; es befinden sich aber auch Souvenirläden, eine kleine Cafeteria und eine Kunstgalerie im Fort. Von den Westtürmen bietet sich ein schöner Ausblick.

Der Sklavenmarkt, der bis 1873 geführt wurde, befindet sich ganz in der Nähe der anglikanischen Kirche Church of Christ. Ein Denkmal erinnert an diese Zeit der Unmenschlichkeit

Der Hafen der Stadt ist in der Nähe der Altstadt. Von hier aus verkehren Fähren und die berühmten hölzernen Daus unter anderem nach Dar es Salaam und Pemba.

Bis ins 19. Jahrhundert ankerten in der weiten Bucht von Stonetown Schiffe aus aller Welt. Es wurde alles mögliche hier umgeschlagen, Elfenbein, Gewürze und leider auch Sklaven. Asiatische und arabische Händler nutzten den Hafen als Zwischenstop. So entwickelte sich Sansibar sich zu einem bedeutenden Knotenpunkt. Bald kontrollierten Inder und Araber die wichtigen Geschäftszweige.

Auch Sultan Said verlegte 1840 seinen Regierungssitz von Muscat im heutigen Oman nach Sansibar. Die Insel wurde berühmt für ihre Gewürznelken-Plantagen. Die Gewinne aus Gewürzexporten und Sklavenhandel machten aus der Altstadt, in der bis dahin Hütten und Holzhäuser vorherrschen, eine prachtvolle Stonetown aus Korallensteinen. Sein Nachfolger Sultan Barghash ließ an der Uferpromenade Sansibars das modernste Gebäude Ostafrikas errichten, mit Strom und einem elektrisch betriebenen Fahrstuhl – wir werden es natürlich besichtigen.

Die Blütezeit Sansibars ist schon lange vorbei, aber das Flair ist noch spürbar. Der Herrschaft der Sultane folgten britische Kolonialherren und 1964 eine sozialistische Regierung.

Die Architektur der Altstadt Stonetown zeigt bis heute arabischen, indischen und schwarzafrikanischen Einflüssen. Moscheen, Kirchen und Hindu-Tempel, afrikanische Märkte, Kolonialbauten und britische Handelshäuser, ein omanisches Fort und geschnitzte Holztüren, eine einzigartige Mischung. In den 1970er Jahren wurden von der DDR sogar einige Wohnblocks errichtet, eine Häuserzeile im Stil der damaligen DDR-Plattenbauten. Die Altstadt von Stone-Town wurde im Jahr 2000 von der UNESCO in das Weltkulturerbe aufgenommen – dazu kann man auf deren Webseite noch mehr nachlesen. So wurden glücklicherweise in den letzten Jahren einige der oft schon sehr mitgenommenen Häuser renoviert. Seit Jahren leistet auch der Aga Khan Trust diesbezüglich sehr viel.

Heute sind fast alle Einwohner der Stadt Muslime. Entsprechend geprägt ist deren Lebensweise. Die sansibarische Kultur ist stark beeinflusst durch arabische, indische und andere asiatische Einflüsse. Mit dem Kolonialismus wurden auch westliche Elemente in die Kultur aufgenommen. In dieser multikulturell geprägten Atmosphäre werden wir uns wohl fühlen!

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