Kerala. Indiens Süden.

Indiens Südwesten verzaubert. Bilder steigen auf von den Reisfeldern und Kokospalmen, den Stränden mit den Obstverkäuferinnen und den eigenartigen Holzaufbauten zum Fischfang. Mangobäume, jede Menge Kokospalmen, Cashew-Nußbäume liefern Früchte. Der Trubel und das Gewirr, das anderswo in Indien faszinieren kann, fehlen hier. Man hat den Eindruck von Heiterkeit und Gelassenheit. Vielleicht ist das deshalb so, weil der relative Wohlstand in Kerala größer ist als anderswo in Indien. Das mag mit der politischen Geschichte zusammenhängen: erstmals auf der Welt wurde hier 1957 eine kommunistische Regierung frei gewählt, dann immer mal wieder mit Unterbrüchen, und heute hat Kerala im Vergleich eine gerechtere Land- und Einkommensverteilung, ein höheres Schul- und Gesundheitswesen.

Am eindrücklichsten war für mich eine dreitägige Fahrt auf einem Hausboot durch die Backwaters. Es hat geschwungene Dächer, zwei bis drei kleine ""Zimmer" und in er Mitte einen offenen "Aufenthaltsraum". Hier sitzt man gemütlich in Korbsesseln, während die beiden Bootsbegleiter das Boot mit langen Stangen geräuschlos entlang der Wasserstraßen steuern, die hier ein dichtes Netz bilden. Man sieht zu wie im Kino: das Leben um die Häusern entlang der Kanäle, die Landschaft, das Transportwesen auf dem Wasserarm bieten immer wieder andere, sich langsam verändernde Bilder. Es wird direkt am Boot frisch gekocht, und wenn man will, macht man irgendwo einen kleinen Landgang. Nachts lagert man in der Mitte eines Sees, und die Sonnenuntergänge sind schlicht und einfach kitschig - oder romantisch?

Haben Sie mehr als eine Woche Zeit? Was wollen Sie dann noch machen? Es gibt viele Möglichkeiten. Einfach nur ein bisschen herumbummeln in der Gegend, ins beschauliche Cochin fahren, eine der berühmten Theateraufführungen besuchen, ein paar der über tausend Tempel anschauen. Oder wir fahren ins Gebirge in den Nationalpark Periyar, sehen den Elefanten auf freier Wildbahn zu und besuchen eine Gewürzfarm. Weiter könnte es gehen nach Kodaikanal, wo wir den Eindruck hatten, in einem kleinen schottischen Hotel zu wohnen, Land pur. Schließlich kommt die quirlige Stadt Madurai mit den schönen Tempeln, schon ein Kontrast zum Leben in Kerala. Mit der Bahn ginge es je nach Lust und Zeit weiter, in den Süden als Rundreise oder nördlich via Trichy nach Madras, wo sich die halbe Stadt abends am Strand trifft, die Essensbuden besucht, eine ganz eigene Atmosphäre schafft. Die Qual der Wahl.