Tagebuch Kambodscha.

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... oder das Tagebuch von Sonnhilde und Eva hier - leider ohne Fotos - online lesen:

 

Freitag, 4. November 2011

Die Koffer sind gepackt - es geht endlich los. Wir kommen aus verschiedenen Richtungen: Vorarlberg, Tirol, Oberösterreich, Steiermark, Wien und Deutschland und treffen uns am Flughafen München. Es war schön, die bekannten Gesichter wieder zu sehen, Inge unsere Reiseleiterin, Sonni und Heinz, Lisi und Jörg, Eva und Hans, Olga, Rotraut. Angelika und Irmgard sind das erste Mal mit uns unterwegs. Die Begrüßung war sehr herzlich.

Unser Flug ging von München um 22.25 Uhr nach Abu Dhabi über Bangkok nach Phnom Penh.

Ankunft 22.15 Uhr.

Wir waren 24 Stunden unterwegs – minus der 6 Stunden Zeitverschiebung also tatsächlich 18 Stunden.

 

Samstag, 5.November 2011

Die Flughäfen in Abu Dhabi und Bangkok sind riesengroß und sehr prunkvoll. In Bangkok mussten wir fast einen km gehen um zu unserem Abflug- Gate zu kommen. Da die lange Strecke von wunderschönen Geschäften mit Markenartikeln, die man nur vom Hören kennt, flankiert ist und Düfte wahrzunehmen sind, die die Sinne anregen, war der Aufenthalt recht kurzweilig.

Inge musste sich noch ihre Boardingcard holen und legte einige km zurück.

Im Anflug auf Phnom Phenh kamen wir in ein Gewitter und wurden dabei ordentlich durchgeschüttelt. Wir waren sehr erleichtert, dass wir nach einer harten Landung unser erstes Ziel erreicht hatten. Wir wurden von einem wolkenbruchartigen Regen begrüßt. Das Visum wurde sehr schnell ausgestellt (20 $) – einige von uns mussten Fingerabdrücke oder Handabdrücke geben. 3 Taxis vom Hotel Khmer-Royal erwarteten uns und brachten uns dorthin. Eines der Taxis hatte keinen funktionierenden Scheibenwischer und so fuhren wir mit Bauchkribbeln und großer Anspannung im Blindflug zum Hotel.

Hier waren wir sehr gut untergebracht. Das Hotel liegt am Fluss Tonle Sap an der Uferpromenade, die mit Fahnen aus aller Welt geschmückt ist. Ziemlich erschöpft sanken wir in die Betten.

 

Sonntag, 6. November 2011

Der erste Blick aus dem Fenster: bedeckter Himmel, auf dem Fluss schwimmt allerhand Grünzeug (Wasserhyazinthen), die Fahnen flattern im Wind, wie wird die Temperatur sein?

Beim Frühstück, das wir vor dem Hotel eingenommen haben, spüren wir, dass es ziemlich warm und schwül ist. Um 9.30 Uhr machen wir einen Spaziergang in Richtung NO flussaufwärts. Zuerst werden Euro in Riel (Landeswährung) gewechselt, dann ziehen wir weiter die Uferpromenade entlang, vorbei an einem Fitnessparcour, den jeder benützen kann, im rechten Winkel weiter Richtung Zentrum zur Post, die sehr schön renoviert ist, ein Bau aus der französischen Kolonialzeit. Gegenüber befindet sich eine sehr schöne Boutique für „Arts and Crafts“, die Frauen in Angkor unterstützt. Auf dem Weg zum Wat Phnom kamen wir an einem anderen Geschäft vorbei, das Menschen Arbeit gibt, die durch den Krieg verletzt bzw. verstümmelt wurden (Minenopfer). Dieses Handcraft-Projekt bietet handgewobene Schals, Stoffe, Taschen, Weihnachtsschmuck, Lederarbeiten, Steinbuddahs … an. Projektbetreiber ist eine „Fair trade Organisation“ und bezahlt den Erzeugern faire Löhne.

Der Wat Phnom ist einer mit riesigen Bäumen bewachsener Hügel inmitten der Stadt und gab Phnom Penh seinen Namen. Er wurde laut Legende von Menschenhand aufgeschüttet. Auf seinem Gipfel steht eine Pagode und eine Stupa. Im 14. Jhdt. soll eine Frau Penh am Ufer des Mekong 4 Buddha Statuen gefunden haben und um ihnen einen gebührenden Platz zu geben, hatte sie mit Freunden diesen Hügel aufgeschüttet. Ihr zu Ehren wurde er Phnom Penh genannt - Hügel der Frau Penh. Am Wochenende kommen die Stadtbewohner hierher, um in dieser grünen Oase Ruhe und Erholung zu finden. Vor der Pagode bieten Händler um 1 $ Spatzen an, die sie in Käfigen halten. Sie sollen den Käufern Glück und Reichtum bringen, wenn sie sie frei lassen. Diese Vogerl waren sehr zerrupft, auf dem Kopf hatten sie bereits kahle Stellen und ihr Anblick war wirklich armselig.

 

Von hier war es nicht mehr weit zum Centralmarkt, ein großer gelber Bau, der 1936 während der französischen Kolonialzeit im Art-decco-Stil erbaut wurde. Unter der Kuppel des Hauptgebäudes haben sich die Schmuck- und Uhrenhändler angesiedelt. In den 4 Seitengängen und rundherum gibt es ein reichliches Angebot an verschiedenen Waren (Kleider, Schuhe, Obst und Gemüse, Fische Haushaltsgeräte, Videos ….)

Von hier fuhren wir mit 3 Tuk Tuks in ein nahegelegenes Lokal, um etwas zu essen und Kräfte für den Königspalast und die Silberpagode zu sammeln.

 

Der Komplex des Königspalastes wird in 2 Bereiche aufgeteilt: die Wohnung des Königs Sihanouk sowie das Repräsentationsgebäude und die Silberpagode. Diese Gebäude mit ihren pagodenartigen Dächern und den verschnörkelten Giebeln stehen in einem gepflegten Park, in dem sich auch noch 4 Stupas und einige Denkmäler befinden.

 

Die Silberpagode erscheint uns wie eine Schatzkammer mit einem Boden aus Silberplatten, der zum Schutz

mit Teppichen ausgelegt ist. An den Wänden stehen Vitrinen mit hunderten silbernen Buddhas und Geschenken von Staatsoberhäuptern. Das Kostbarste aber steht in der Mitte: ein lebensgroßer Buddha aus 90 kg purem Gold gegossen, mit 2086 Diamanten mit bis zu 25 Karat, bestückt. Dahinter thront in einem vergoldeten Pavillon ein Smaragdbuddha. Weiters gibt es in der Parkanlage noch einen kleinen Hügel „Phnom Mondap“ mit einer Pagode und rundherum schönen Buddhas. Wir gehen zu Fuß wieder zurück zum Fluss und schauen auf der Uferpromenade noch den Männern bei Spiel mit einem Federball zu, den sie geschickt mit den Füßen zuspielen.

Um 18.00 Uhr treffen wir uns zum Abendessen im FCC-Restaurant, in dem sich früher Journalisten und Berichterstatter während des Krieges trafen. Ein sehr nettes Lokal im 1. Stock des Gebäudes. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einem Geschäft vorbei, dieFrauen unterstützen, ihre Erzeugnisse zu verkaufen. Hier werden aus Moskitonetzen und anderen feinmaschigen Gitterstoffen Taschen in höchster Qualität und mit sehr schönem Design hergestellt.

Während wir im Lokal sitzen, geht ein Regenguss nieder. Da es bei der Dachterrasse hereinspritzte, wanderten wir mit dem Tisch weiter in den Raum, um nicht nass zu werden. Hier ließen wir diesen Tag ausklingen

.

Montag, 7.November 2011

In der Nacht hatte es heftig geregnet und so zeigt sich jetzt am Morgen der Himmel grau in grau.

Um 6.00 Uhr früh herrschte schon reges Leben auf der Uferpromenade, Menschen turnen zu lauter Musik, joggen oder sitzen auf der Kaimauer. Der Verkehr beginnt zu fließen. Auf dem Fluss fahren schon viele Schiffe – Lastkähne, Fischerboote, Floße.

Zu siebt gehen wir nach dem Frühstück zum Nationalmuseum, wo wir Funde und Ausgrabungen von der Steinzeit bis zur Bronzezeit sehen, sowie viele Funde aus dem 6. - 13. Jhdt., vor allem Buddha und Shiva-Statuen und viele andere Götterstatuen aus Angkor Wat. Besonders gut gefiel uns die Ausstellung von handgewebten Schals und Bettüberwürfen, sowie kunstvoll geflochtenen Körben und Christbaumanhänger. Hier hätten wir gerne etwas gekauft. Der Innenhof bietet sich zum Ausrasten an. Das Grün der Büsche und das Plätschern des Wassers in dem Becken holten uns wieder in die Jetztzeit zurück.

 

Auf dem Rückweg führte uns die Straße zu schönen Galerien und Geschäften. Besonders die Seidenschals und Taschen sind von hoher Qualität und haben uns sehr gut gefallen. In einem netten Lokal an der Straße gönnten wir uns einen frisch gepressten Saft.

Zu Mittag wurden wir direkt am Kai vor unserem Hotel von einem schon etwas heruntergekommenen Boot, das einem jungen Mann gehörte, abgeholt. Zuvor wurde es von den Hotelangestellten mit allerlei Köstlichkeiten wie Reis, Gemüsesuppe mit Huhn, Fischpastete, Wurstsalat, Paprikagemüse mit Rindfleisch und köstlichem Obst, das immer sehr dekorativ aufgeschnitten wird, beladen. So waren wir bei der Schifffahrt sehr mit Essen und Trinken beschäftigt. Wir fuhren ein Stück den Tonle Sap Fluss abwärts, um eine Halbinsel herum. Hier vereinigt sich dann der Tonle Sap mit dem Mekong und wir fuhren auf dem Mekong weiter

flussaufwärts.

 

Die Regenzeit hat in weiten Teilen zu Hochwasser geführt und großen Schaden angerichtet, Bananenplantagen überschwemmt, Ufer unterschwemmt und Häuser zum Einstürzen gebracht. Wir fahren an langen, schmalen Fischerbooten vorbei, auf denen die ganze Familie lebt, man kann die Feuerstelle und die Schlafplätze unter Wellblechdächern sehen. Oft sind mehrere Boote miteinander verbunden.

Nach einer Stunde Fahrt landen wir auf einer Insel. Eine junge Frau, Naysim, erwartet uns, um uns in die Weberei ihrer Eltern zu führen. 3 Schwestern und die Mutter sitzen an Webstühlen im Freien, aber überdacht .Sie weben schöne Seidenschals, schon seit 4 Generationen. Bereits mit 13 Jahren lernen die Mädchen das Weben und arbeiten im Betrieb mit und studieren auch.

 

Dann führt uns Naysim durch das Dorf. Die Wege sind von der Regenzeit aufgeweicht und die Autos und Mopeds hinterlassen tiefe Spurrinnen.


Die Häuser des Dorfes stehen auf Betonpfeiler, um sich vor dem Wasser zu schützen. Über eine Leiter oder eine steile Stiege gelangt man in den Wohnbereich. Die Räume unterhalb werden für die Webstühle oder für die Einnahme der Mahlzeiten, als Ruheplatz in der Hängematte oder auch als Garage genutzt. 4 Wochen lang stand das Wasser kniehoch und ist erst in den letzten Tagen versickert.

 

In einer Disco wurde zu sehr lauter Musik im Freien getanzt. Inge und Olga konnten den heißen Rhythmen nicht widerstehen und tanzten mit. Der Anlass dieser Feier war eine Hochzeit. Ein Brautpaar konnten wir nicht direkt erkennen.

Auf unserem Weg kommen wir bei einer Tempelanlage vorbei, in der viele Tierfiguren aufgestellt sind. Der Eingang war von 2 riesigen Hummern flankiert. Auf den Treppen wurde ein junger Mann von einem Heiler behandelt. Vor dem Mann stand eine Figur, die aus einer Melone ausgeschnitten ist.

Eine Frau und ein Mädchen standen andächtig daneben. Im rechten Ohr hatte der junge Mann eine weiße Schnur, die zu einem Ring geschlungen war. Zum Abschluss der Zeremonie wurde er mit Wasser überschüttet.

Im Tempel lag ein Mann auf einer Matte mit Kopfpolster auf dem Rücken. Seine ausgestreckten Arme waren mit Seilen an 2 Säulen angebunden. Zwischendurch bäumte er sich auf und schrie. Naysim zeigte uns, wie man sich vor einem Buddha hinkniet und verneigt. Viele von uns setzten sich auf eine Stufe seitlich des Altars.

Wir setzten unseren Dorfspaziergang fort und stellten fest, dass es fast bei jedem Haus Hunde gab und Heinz meinte, dass sie gute Rattentöter sind.

Viele Kinder wanderten mit und wurden im Lauf der Zeit immer übermütiger. Immer wieder schupste einer den anderen, so dass sie gegen uns stießen, aber kein Kind bettelte. Wir kamen bei einer Reispflanzenzucht vorbei, sahen magere Kühe und Kälber, Pflüge und Frauen, die im braunen Mekongwasser Wäsche wuschen.

Beim Schiff angelangt begann der Sonnenuntergang und wir mussten Heinz recht geben in Bezug auf die Himmelsrichtung Westen.

 

Der Kapitän konnte das Schiff nicht starten und ging ins Dorf zurück, um eine Batterie zu holen. Doch mit der neuen Batterie war das Problem noch nicht gelöst. Inge begann zu überlegen, welche Möglichkeiten es noch gibt, von der Insel wegzukommen. Eine weitere Batterie wird herbeigeschafft, wieder ein erfolgloser Startversuch.

Inge möchte jetzt, dass uns der Hotelier ein neues Boot schickt. In der Zwischenzeit ist es dunkel geworden. Es gibt kein elektrisches Licht, außer von einem Handy. Naysim bringt eine Kerze, die aber sofort vom Wind ausgeblasen wird. Wir überbrücken die Wartezeit mit Kanon singen, u.a. „Wir lagen von Madagaskar“ - ziemlich makaber, das aber zum Lachen reizte. Die dritte Batterie wird herbeigeschafft. Heinz denkt laut: „Möglicherweise ist der Starter kaputt und man müsste mit einer Stange drauf klopfen“ Plötzlich hören wir das Geräusch von Schlägen und der Motor springt an. Langsam tuckern wir nach Phnom Penh zurück und freuten uns über die Nachtfahrt mit der beleuchteten Silhouette der Stadt vor uns.

Das Abendessen haben wir gegenüber dem FCC-Restaurant eingenommen. Dort trafen wir auch Raimund, ein Vorarlberger und Sona, seine kambodschanische Freundin. Raimund lebt seit einigen Jahren hier in Phnom Penh und unterrichtet an einer Privat Universität Kommunikationswissenschaften. Er hat uns einiges über das Leben in Kambodscha erzählt und viele unserer Fragen beantwortet.

 

Dienstag, 8. November 2011

Heute stand ein Kochkurs am Programm. Wir fuhren mit den Tuk Tuk´s zu dem Haus, wo der Kochkurs stattfand. Henk, Koch und Kursleiter, erwartete uns und begrüßte uns sehr freundlich. Inge und Heinz verbrachten während dieser Zeit einen gemütlichen Vormittag. Zuerst fuhren wir zum Markt.

Henk zeigte uns verschiedene Gewürze und Gemüsesorten, die wir bei unserem Gericht verwenden werden.

Das Kochstudio befindet sich im oberen Stockwerk auf einer überdachten Terrasse. Überraschender Weise ist alles blitzsauber und Henk erklärte und zeigte uns alles sehr gut. Wir bereiten Frühlingsrollen und ein Khmergericht (Amok), das in Bananenblattschüsserln gedämpft wird. Beim Formen der Schüsserl hat sich Sonni in ihre Lehrerzeit zurückversetzt gefühlt, wie der junge Koch uns Schritt für Schritt den Vorgang erklärt hat. Das lange Stehen in der Hitze war für manche von uns sehr anstrengend und Sonni wurde ganz mulmig zumute.Es war ein lustiges Arbeiten und viele der Kräuter mussten sehr fein mit dem Mörser zerkleinert werden. Das Ergebnis war super und es schmeckte uns allen hervorragend.

 

Nach dem Essen haben wir Heinz und Inge in einem Lokal getroffen, wo wir das Obst (eine Pomelo, Litschi, Rambutan, Longara), das Jörg auf dem Markt gekauft hat, verspeisten. Nur die Drachenfrucht haben wir noch nicht gekostet.

Von hier aus gingen wir zu einem religiösen Zentrum mit der Pagode Wat Botu. Ein junger Mönch lud uns ein den Gebetsraum zu betreten. Er studiert Philosophie und Religionen. Darüber befinden sich die Wohnräume der Studenten. In dem Klostergelände herrschte rege Bautätigkeit. Die Steinfiguren, Balkongeländer und Deckenstützen werden in Formen aus Beton gegossen und dann bemalt.

 

Mit den Tuk Tuk´s fuhren wir zu einer Einrichtung für Behinderte - CDPO (Combodian disabled peopel`s organisation ). Die Organisation besteht seit 1994 mit dzt. 3 Programmen. Eine Werkstatt haben wir besichtigt, in der verschiedene Sachen aus Stoff genäht werden (kleine Tiere, Taschen, Sterne, Herzen, …)

Im anschließenden Shop konnten wir die angefertigten Sachen bewundern und auch kaufen. Heinz erstand eine wunderschöne, geschnitzte Frauenfigur mit Ähren in der Hand. Die Verkäuferinnen waren sehr erfreut über unsere Kauflust.

 

Eigentlich wollten wir noch eine Tanzschule besuchen, aber wegen des großen Verkehrsaufkommens wurde es eine ausgedehnte Stadtrundfahrt und so freuten wir uns schon sehr auf die Dusche im Hotel.

Nach der Dusche genossen Olga, Angelika und Eva noch eine Massage, die von blinden Menschen durchgeführt wird. So gut durchgeknetet schmeckte uns das Abendessen besonders gut, das wir wieder in einem netten Lokal mit Terrasse einnahmen.

 

Mittwoch, 9. November 2011

Heute fahren wir nach Battambang, zweitgrößte Stadt Kambodschas. Es wird eine lange Autofahrt (240 km), deshalb starten wir schon um 8.00 Uhr.

Auf der Ausfahrtsstraße sehen wir Stände, an denen bunte Papierdrachen zum Verkauf angeboten werden.

Wir haben schon öfter Kinder gesehen, die ihre Drachen in ungeahnte Höhen steigen lassen. Anscheinend sind hier die Windverhältnisse so gut. Heinz wird ganz wehmütig, denn Drachensteigen ist ein Kindheitstraum.

Hier sehen wir auch ungewöhnlich viele Touristen, die mit dem Fahrrad unterwegs sind. Auf dieser belebten Strasse finden wir es besonders mutig und für uns keine angenehme Vorstellung. Immer wieder stechen die Mönche mit ihren orangen Gewändern hervor. Sogar die Schirme sind in der Farbe dazu abgestimmt.

Immer wieder fallen uns hier Tuk-Tuks anderer Art auf: Motorräder, die große, flache, einachsige Anhänger ziehen, auf denen quer 6-11 Bretter liegen. Darauf sitzen die Menschen dichtgedrängt, auch auf den Außenkanten des Anhängers. Auf der Ausfahrtstraße befinden sich viele Autowerkstätten. Hier werden auch kleine Pagoden erzeugt, die man vor vielen Häusern aufgestellt sieht.

Wir fahren lange Zeit durch überschwemmtes Gebiet. Die Häuser stehen auf hohen Stelzen, von manchen Häusern bzw. Hütten kann man nur noch das Dach sehen. Auch Bäume stehen bis zur Krone im Wasser. Wenn das Wasser wieder zurückgeht ist hier fruchtbares Land, vor allem für Reis. In der Ferne sieht man Udong – die alte Hauptstadt - auf einem spitzen Hügel.

In den Teichen nahe der Straße und noch nahe Phnom Penh wird Fischzucht betrieben. Wir sehen die ersten dunkelgrauen Wasserbüffel mit ihren weitausladenden Hörnern und immer wieder die hellen mageren Kühe. Hier gibt es auch Kuhreiher, Graureiher, Kormorane, Silberreiher und Schwalben, die im überschwemmten Gebiet Futter finden und über das Wasser flitzen.

Neben der Fischzucht sehen wir, dass auch Enten gezüchtet werden. Es blühen viele verschiedene Pflanzen. Besonders sind uns aufgefallen: Bougainvillea, Christusdorn, Sonnenblumen, Hibiskus, Goldrute und Bäume mit gelben Blüten.

Auf der Fahrt genießen wir die schöne Landschaft mit den saftig grünen Reisfeldern, dazwischen einige Zuckerpalmen, die wegen ihrer Höhe sehr markant herausragen. Dazwischen sehen wir immer wieder die Häuser, die teils einfach, teils aber auch einen einheitlichen, modernen Stil aufweisen. Sie sind meist in grün oder blau gehalten - mit Balkonen und einem sehr steilen überdachten Aufgang in einer anderen Farbe.

 

In Kompong Chhnang begeben wir uns auf ein Schiff und fahren ca. eine Stunde entlang der schwimmenden Dörfer. Das ist wirklich ein besonderes Erlebnis. Hier haben sich Vietnamesen angesiedelt, weil sie kein Land kaufen konnten. Es spielt sich alles auf dem Wasser ab. Man fährt mit dem Boot einkaufen, zur Reparaturwerkstätte oder gerade zum Nachbarn auf einen Besuch. Ein Kind verrichtet gerade seine Notdurft ins Wasser und läuft dann zur Mutter, die dessen Popo mit dem Flusswasser reinigt. Ein Boot mit Kochtöpfen, von zwei Frauen gelenkt, mit einer Glocke am Ruder befestigt, fährt zwischen den Häusern durch - sie bringen das Essen – wie bei uns „Essen auf Rädern“. Die meisten Häuser haben Stromaggregate, Satschüsseln und Antennen auf den Dächern. Ein Kind rudert gerade in einer Schüssel zum Nachbarskind.

 

Das Ablegen und Anlegen unseres Schiffes wird von der Polizei überwacht und unterstützt. Diesmal wollte das Boot wieder nicht anspringen. Der Kapitän schüttete Benzin in die Hand, hielt diese zum Ansaugstutzen vor den Luftfilter und durch das Starten wurde das Benzinluftgemisch angesaugt und gezündet. (beobachtete und weiß Heinz).

Das Mittagessen nahmen wir in einem Straßenrestaurant ein: „fried rice and vegegetable“ oder „fried pinapple with chicken and rice“ (€ 2.00 pro Person incl. Cola). Auf unserer weiteren Wegstrecke sahen wir 2m x 2m große, bunte Figuren aus Pappmache, unter denen Menschen steckten, vielleicht aus Anlass des Unabhängigkeitstages (von den Franzosen), der gerade gefeiert wird.

In den Pagoden sind viele Menschen, auch im Kreisverkehr stehen oder knien Menschen vor den Figuren und opfern Bananen, Kokosnüsse (ein Brauch, der bei Vollmond hier gepflegt wird).

Auf der Fahrt nach Battambang, im letzten Drittel waren die Bauern schon bei der Reisernte und die Wasserbüffel fressen das übriggelassene Grünzeug.

Um ca. 19.00 Uhr erreichten wir das Hotel. Es war schon dunkel und wir konnten natürlich erst am Morgen die schöne Hotelanlage so richtig sehen. Um einen großen, rechteckigen Pool sind kleine Häuschen, die wir bewohnten, ausgestattet mit einem Zimmer und einem schönen Badezimmer. Hibiskusbüsche, Palmen, Bambus und die verschiedensten Pflanzen vor unseren Häuschen, ein kleines Paradies.

Wir fahren noch mit den Tuk Tuk´s in ein von einem Australier geführtes, schönes Lokal zum Abendessen.

Heute sind wir wirklich viele Stunden gesessen und einige von uns hatten geschwollene Beine.

 

Donnerstag, 10.November 2011

Zum Frühstück sitzen wir in schönen Sitzgarnituren am Pool und genießen das gute Frühstück – Sonni genießt ganz besonders den guten Tee. Danach fahren wir mit den Tuk Tuk´s zum Bambustrain, eine nostalgische Besonderheit.

 

Plattformen mit einem Motor werden auf 2 Achsen gehoben und los geht die Fahrt geradeaus. Hinten auf der Plattform steht der Führer des Gefährts. Mit Hilfe einer Schnur startet er den Motor, mit einem Stock spannt er den Keilriemen und bremst, indem er auf einen Querstab steigt, der die Räder bremst. Die Gleise befinden sich auf einem Damm, beidseitig von üppigen Büschen bewachsen, dazwischen kann man immer wieder ausgedehnte Reisfelder mit vereinzelten großen Bäumen sehen. Wenn aus der Gegenrichtung ein Gefährt kommt, stoppen beide, das weniger beladene wird aus den Schienen gehoben, beide Fahrer heben das wegegehobene Fahrzeug wieder auf die Schienen. Nun kann die Fahrt für beide Fahrzeuge wieder weitergehen. Diese Bahnstrecke führte vom nördl. Battambang bis nach Phnom Penh und diente dem lokalen Personenverkehr und dem Reistransport.

In der Endstation angekommen, besichtigen wir eine Ziegelbrennerei.

 

Kinder schenken uns Fröbelsterne und Heuschrecken aus Kokospalmenblättern gefaltet. Bei der Rückfahrt sind wir es, die die Fahrt unterbrechen müssen, um die anderen Fahrzeuge vorbei zu lassen. Nach dieser teils rasanten und abenteuerlichen Fahrt geht es weiter zu den Häusern aus dem frühen 20. Jhdt. Es sind große Holzhäuser, die einmal begüterten Menschen gehörten, mit hohen, großen Räumen, breiten Balkonen und dunklen, sehr schönen Teakholzböden, die auch heute bewohnt werden und die durch Spenden der Besucher erhalten werden. Auch diese Häuser stehen inmitten von dichtem Bewuchs auf Stelzen, unterhalb der Häuser spielt sich das tägliche Leben ab. Hängematten sind gespannt, Tische und Liegebetten stehen bereit zum Ausruhen. Bei andern Häusern dient es zur Lagerung des Futters für die Tiere. Unter einem der Häuser befindet sich eine Reismühle.

In einem netten Restaurant essen wir zu Mittag. Während wir aufs Essen warten, zieht eine Begräbnisprozession vorbei. Eintönige Musik kündigt den Zug an, weißgekleidete Menschen gehen vor und hinter dem Sarg, der auf einem geschmückten Wagen steht. An den 4 Ecken sitzen Mönche. Die Trauernden begleiten den Verstorbenen mit ihren Fahrrädern und Mopeds, die sie schieben.

Am Nachmittag fahren wir zum Markt. Da gibt es ein sehr großes Angebot. Wir beginnen bei den Näherinnen, die Perlen und Pailletten auf Glitzerkleider nähen. Eine junge Frau probiert gerade so ein „Prinzessinnenkleid“. Hier kaufen wir die Julienneschäler um einen Dollar – im Geschäft, bemerken wir später, kosten sie nur die Hälfte.

Den Nachmittag verbringen wir am Pool lesend und schlafend.

 

Am Abend besuchen wir eine Zirkusaufführung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die atemberaubend und einmalig ist. Die Kinder und Jugendlichen jonglieren, turnen auf höchstem Niveau, bauen Menschenpyramiden, schlagen Saltos und bewegen sich fortwährend tänzerisch zum Rhythmus der Musik. Manche Darstellungen sind clownesk, andere ernst bis aggressiv, lösen sich aber immer in Wohlwollen auf. Es ist unglaublich, was diese Kinder und Jugendlichen leisten. Wir sind sehr beeindruckt von ihrer Konzentrationsfähigkeit und Körperbeherrschung und die große Freude, die sie bei ihrem Tun ausstrahlen. Wir sind zutiefst berührt.

 

Die Zirkusschule ist ein soziales Projekt, in dem Waisenkinder und Kinder aus sozialen Randschichten betreut werden und gibt den Jugendlichen die Möglichkeit, künstlerische Tätigkeiten kennen zu lernen – z.B. Malen, Zeichnen, Akrobatik, Tanz - und dadurch werden das Selbstwertgefühl, das Vertrauen und die soziale Kompetenz gestärkt.

Wir sprachen mit einem jungen, sympathischen, charismatischen Franzosen, von Beruf Tänzer, der hier seine Berufung gefunden hat. Die ganze Gruppe kam gerade von einer Frankreichtournee zurück und gab an diesem Abend die letzte Vorstellung. Welch ein Glück für uns, dass wir das erleben durften. Die Vorstellung fand in einem Zirkuszelt statt, mit Tribünen im Halbkreis. Viele Kinder schauten begeistert zu, lachten, applaudierten und schrien sich heiser. Wir fühlten uns an diesem Abend reich beschenkt und wünschen, dass diese traumatisierten Seelen hier Heilung finden.

 

Freitag, 11. November 2011

Heute fahren wir in die Dörfer nördlich von Battambang. Die Dörfer liegen am Nebenarm des Sangker und am Sangker selbst. Wir finden hier eine üppige Vegetation vor: im Wasser blühen Wasserlilien, große, hohe Bambusbüsche, Bananen-, Papayas- und Mangobäume, Tagettes, Winden, Zinnien, Lieserl und Portulak mit gefüllten Blüten breiten sich am Boden aus. Hier gibt es auch eine Sportanlage für Volleyball, Schach und Boggia. An der Straße sehen wir die Erzeugung von klebrigem Reis. In eine 30 cm hohe Bambusröhre wird eine Mischung aus Reis mit Kokosmilch und Bohnen gefüllt, mit einem Stoppel aus Bambusblättern verschlossen und in der Glut nebeneinander, schräg stehend, ca. eine Stunde gegart. Die Rohre müssen immer wieder gedreht werden, damit das Bambus nicht zu brennen beginnt. Nach dem Abkühlen wird die verbrannte Bambusschicht mit einem Messer heruntergeschnitten, die übriggeblieben Schicht kann man dann mit der Hand in dünnen Streifen wegknicken. Gegessen wird mit den Fingern. Uns erinnert das an unseren Milchreis und es schmeckt sehr gut.

 

In der Nähe steht ein alter Tempel, der leider während des Krieges als Gefangenenlager benutzt wurde und somit als entweiht gilt und nicht mehr genutzt werden kann. Neben dieser Anlage wird ein neuer Tempel gebaut bzw. befindet sich noch im Bau. Ein Mann ist gerade beschäftigt mit dem Anfertigen von Betonreliefverzierungen. Statuen stehen in den Vitrinen daneben. Diese kann man käuflich erwerben (zwischen $ 800,00 und $ 5.000,00) und so seinen Beitrag zur Ausschmückung der Pagode leisten.

Unser nächster Besichtigungspunkt gilt der Züchtung von Kampffischen und der Reisschnapserzeugung. Die Kampffische sind ca. 5 cm groß und werden einzeln in 2 – 5 Liter Gläsern gehalten. Zum Wettkampf werden zwei Fische in ein Glas gegeben, die Dorfbewohner schauen diesem Kampf zu und schließen auch Wetten ab.

Nach diesem Besuch überqueren wir den Sangker, besichtigen eine Fischtrocknungsanlage und Fischpastetenanlage. Für einige von uns war dieser starke Geruch so heftig, dass sie es vorzogen, bei den Tuk Tuk´s auf die übrigen der Gruppe zu warten.

 

Das Mittagessen nahmen wir im Soup Beng Kro Chou Restaurant ein. Hier konnte man sich auch in kleinen Separe´s ausrasten. Ein TukTuk-Fahrer brachte Inge und Sonni ein Kopfkissen und schaltete den Ventilator ein. Von soviel Aufmerksamkeit waren wir tief berührAm Nachmittag fuhren wir noch 15 km weiter aufs Land und besuchten eine Schlangenzucht. Weil wir in den tiefen Spurrinnen stecken blieben, gingen wir zu Fuß weiter und kommen in ein ausgedehntes Überschwemmungsgebiet, das von einem Damm geteilt wurde. In großen Bottichen schlängelten sich die Wasserschlangen, die ein Bub in einem großen Knäuel heraushob. Sie sind ca. 40-70 cm lang. Man könnte in diesem Restaurant gegrillte Schlangen essen, aber wir verzichteten gerne auf diese Köstlichkeit.

 

Die Wasserschlangen sind vom Aussterben gefährdet, weil sie als Futter von den Krokodilfarmen verwendet werden. Krokodile wurden früher mit Fischen gefüttert, die Kosten sind zu hoch, so bedient man sich der Wasserschlangen. Krokodile werden gezüchtet für die Ledergewinnung sowie für den Fleischverzehr und werden nach Vietnam und China exportiert. Der weltweite Handel von Krokodilleder ist verboten.

Danach wandern wir den Damm entlang durch diese Seenplatte und kamen in ein Dorf, dessen Häuser derzeit im Sumpf standen und die man nur durch Notstege (Baumstämme und Bretter) erreichen konnte. Die Leute begrüßten uns alle sehr freundlich. Buben warfen kreisförmige Fischernetze aus. Vor einem Haus saßen viele Jugendlich und spielten – ob es ein Schulhaus war?

Zum Abschluss dieses Tages besichtigten wir den Tempel Wat Phnom Ek, ein Bauwerk aus dem 11. Jhdt.. Die Basis des Tempels ist vulkanisches Gestein (Laterit) und der Aufbau aus Sandstein. Vor 1970 war dieser Tempel eines der schönsten Bauwerke der Angkor Periode. Auch hier wurde eine neue Pagode errichtet, sowie eine riesige Buddhastatue (15 m hoch).

 

Auf dem Weg zurück nach Batttambang sehen wir am Straßenrand großflächige Gitter, auf denen Reispapier (für Frühlingsrollen) zum Trocknen aufgelegt sind, daneben werden Bananenscheibchen auf schmalen Brettern getrocknet.

Am frühen Nachmittag kamen wir dann wieder ins Hotel zurück und einige genossen das Schwimmen im Pool, andere das Lesen und Ruhen.

Am Abend besuchten wir eine Bar, die aus der französischen Kolonialzeit stammt und tranken einen Cocktail.

 

Samstag, 12.November 2011

Heute fahren wir mit den Tuk Tuk´s Richtung Süden zu einer Tempelanlage. Hier gibt es viele chinesische Gräber, die rund um einen Teich angeordnet sind. Bunte Betonstatuen und eine schöne Sandsteinfigur stehen in der Anlage. Für viele Kinder ist dieser Ort der Spielplatz und sie genießen die vielen Verstecke und Klettermöglichkeiten. Wir gingen einen schmalen Pfad zum Fluss und sahen zwei Fischern zu, wie sie aus ihren Netzen die Fische herausholten und in Kescher warfen, die im Wasser steckten. Im Fluss sind rechteckige Auffangnetze (wie Wannen) befestigt, in welchen die Fischer ihren Fang warfen und so die Fische bis zum Abend frisch halten. Wenn der Wasserstand des Flusses sinkt, werden Äcker angelegt. Bei einem Dorfrundgang zeigte uns der TukTuk-Fahrer Flughunde, die zu hunderten kopfüber in den Bäumen hängen oder gerade wegflogen (Spannweite ca. 40 cm).

 

In diesem Dorf sehen wir das erste Mal Reisspeicher, kleine Hütten auf Stelzen, das Bambusgeflecht mit Lehm verschmiert und kleine Türen, ca. 40 cm höher gesetzt.

Auf der Fahrt zum Mittagessen sahen wir am Straßenrand verschiedene Früchte, die auf Planen zum Trocknen aufgelegt sind: Chili, Linsen, Bohnen, Erdnüsse, Mais und Reis. Die Häuser waren hier sehr unterschiedlich: einfache Häuser, deren Wände aus geflochtenen Blättern angefertigt sind, mit Wellblech gedeckt oder Seitenwände und Dach aus Wellblech, Häuser mit Holzwänden und Dach aus Wellblech, oder auch Wände aus Ziegeln oder Betonziegeln mit schönen Verzierungen am First. Diese Häuser haben Vollwalmdächer.

Natürlich gibt es auch schöne neue Ziegelhäuser mit prächtigen Zäunen. Viele schöne Blumen schmückten die Häuser. Die Menschen sind sehr freundlich und manchmal stehen sie sogar auf und bringen ihre Kinder zu uns, lassen sich auch gerne fotografieren.

Das Mittagessen nahmen wir am Fuße des Prasat Banan, einem Bergtempel, ein. Eine sehr hübsche engagierte Frau brachte uns Kokosnüsse, die sie zuvor sehr schwungvoll mit einem großen Messer öffnete.

Im Nu hatte diese öffentliche Garküche ein gutes Essen für uns zubereitet. Einige von uns aßen gebratene Nudeln und Reis mit Gemüse, andere einen Teller mit Früchten. Nach dieser Stärkung stiegen wir die 352 Stufen, die zum Tempel führten, hinauf.

Mädchen begleiteten uns mit ihren Fächern und massierten uns bei jeder Rast auch noch die Beine – in der Hoffnung auf einen oder mehrere Dollar für diesen Dienst.

 

Auf dem Plateau stehen noch 5 von 9 Türmen, reliefverziert, stark verwittert. Gebaut wurde der Tempel im 11. -13. Jhdt. und dem Gott Shiva zugedacht. Auf der Rückfahrt wollte uns Inge noch den alten Bahnhof im Kolonialstil zeigen. Es war eher ein Flop und Inge kann dieses Industriedenkmal aus dem Programm nehmen. Denn Rest verbrachten die einen am Pool und einige fuhren noch zur Massage.

 

Sonntag, 13. November 2011

Um 7.00 Uhr früh starten wir unsere Flussfahrt. Ein unfreundlicher Regenguss lässt uns das Frühstück unterm Dach einnehmen. Wir fahren ca. 8 km nach Norden zur Einstiegsstelle unseres Schiffes. Der Hotelbesitzer und sein Vater fuhren mit dem Moped nach, um uns einen Sack Bananen mitzugeben. Die Fahrt auf dem Sangker war sehr geruhsam. Am Ufer entlang stehen Häuser auf Stelzen, einfache und bessere Hausboote. Manche haben ein geflochtenes Dach, auf Bambusleisten festgemacht, andere nur aus Plastikplanen. Auf dem Fluss befinden sich viele kleine Boote, manche von einem Kind gerudert. Solange der Fluss soviel Wasser führt werden Fische gefangen. Öfters fährt unser Boot in Schlangenlinie dahin, weil die langen Fischernetze quer durch den Fluss gespannt sind. Der Fluss windet sich durch eine überschwemmte Landschaft. Häuser stehen im Wasser, es glitzert und die Umgebung spiegelt sich in der Wasseroberfläche. Bäume stehen bis zu den Baumkronen im Wasser, oft schauen sogar nur noch Halme heraus. Dann wird der Fluss sehr breit und bewachsen und wir fahren durch eine Fahrrinne, die links und rechts mit Büschen begrenzt ist. Wasserpflanzen bedecken in großen Flächen den Fluss. Ganze Storchkolonien sitzen auf den Bäumen, Kuhreiher, Silberreiher, Graureiher und Purpurreiher, sowie Zwergreiher bevölkern das Wasser. Sonni sah eine Sumpfeule auf den Wasserpflanzen sitzen. Smaragdspinte sitzen immer wieder auf den höchsten Zweigen und wir sehen sogar einen Seeadler, aber auch Pelikane. Einer schwamm in der Fahrrinne, flog dann auf und plötzlich sahen wir vier bis sechs Pelikane über das Wasser fliegen. Es gibt viele Kormorane und Seeschwalben. An einem schwimmenden Restaurant machen wir Halt. Ein Boot mit einem Mönch hat hier gerade Reis für seine Mahlzeit bekommen. Es gibt hier Kaffee, Tee, Cola und Schnitten, die Sonni gar nicht schmeckten und ihr auch nicht gut bekommen. Süße Schnitten mit Zwiebelgeschmack sind für uns sehr ungewöhnlich.

 

Immer wieder kommen wir auch an schwimmenden Dörfern vorbei, es gibt hier Schulen, sogar mit eingezäuntem Sportplatz, damit auch hier die Kinder Bewegung machen können, da sie sich ja sonst nur auf den Booten fortbewegen können. Der Fluss ist wieder dichter mit Wasserpflanzen bewachsen und unser Driver steigt manchmal aufs Dach, um die richtige Fahrrinne zu finden. Das letzte Stück fahren wir auf dem See Tonle Sap. Hier herrscht ein größerer Wellengang, der Eva große Körperbeherrschung abverlangte. In Siem Reap angekommen werden wir von zwei Autos erwartet, zu denen uns ein Mann mit einem Schild: „Inge Sohm Group“ führte. Auf einer schlechten, ausgeschwemmten Straße fahren wir in die Stadt. Hier ist viel los und nach der gemütlichen Fahrt fühlen wir uns von dem touristischen Trubel überschwappt. Unser Hotel „River Garden“ liegt in einem dicht bewachsenen Garten mit Swimmingpool. Geleitet wird dieses Hotel von einer Australierin. Die Zimmer sind wunderschön und mit einem kleinen Atriumgarten ausgestattet. Nach dem Willkommentrank fahren wir in die Stadt zum Markt. Hier ist unglaublich viel los und ein sehr reichhaltiges Angebot an Lebensmitteln, Obst, Gemüse, Kleidung, Schuhe, etc. Mit einem sehr guten Abendessen im Hotel, das im Preis inbegriffen ist und einer anschließenden Kartenrunde beschließen wir diesen wunderschönen Tag.

 

Montag, 14. November 2011

Heute genießen wir den ersten Tag in Angkor Wat. 6km nördlich von Siem Reap liegt das größte sakrale Bauwerk der Erde. Der Hindutempel wurde in 37 Jahren unter König Suryavarman II erbaut und Gott Vishnu geweiht und diente dem König als Grabmahl. Die Tempelanlage war eine Stadt in der Stadt, in der Priester, Beamte und der König mit seinen Bediensteten lebten (20.000 EW.) Die Menschen wohnten in Hütten aus Holz, die auf den freien Flächen zwischen den steinernen Bauwerken standen. Nach dem Untergang des Angkorreiches nahmen sich buddhistische Mönche des hinduistischen Heiligtums an und pflegten es, so gut es ihnen möglich war und errichteten südlich davon 2 Pagoden. Das riesige Bauwerk ist von breiten Wassergräben umgeben, die das Urmeer symbolisieren. Gräben und Galerien, die Gebirgskette und die Türme symbolisieren den Sitz der Götter.

 

Dieser Tag erscheint uns als der heißeste und wir schwitzen ordentlich. Trotzdem genießen wir die Schönheit der Kunstwerke, besonders die 1.600 Apsaratänzerinnen verleiten Sonni immer wieder aufs Neue sie zu fotografieren. Der mittlere Turm überragt die oberste Ebene v. 42 m und wir erreichen diese über eine sehr steile Stiege. Der Lohn dafür ist ein wunderbarer Blick auf das Gelände des Tempelbezirkes mit den umgebenden Bäumen und man kann sich gut vorstellen, wie der Urwald von all dem Besitz ergriffen hat.

Zu Mittag fahren wir mit den Tuk Tuk´s in ein am East Baray (Wasserreservoir zur Reisbewässerung)

gelegenem Restaurant zum Mittagessen. Am Nachmittag fahren wir zur Tempelanlage Ta Prohm. Die Archäologen entschlossen sich diese Anlage so zu belassen, wie sie sie vorgefunden hatten. Sie gibt so Zeugnis von der Vergänglichkeit der Menschenwerke und der Macht der Natur.

 

Mächtige Wurzeln umklammern die Bauwerke, sprengen Wände und sind Bewahrer und Zerstörer zur gleichen Zeit. Die Natur als gemeinsame Inkarnation von Vishnu und Shiva. Hier hat die Natur eigene Kunstwerke geschaffen und staunend wandern wir durch diese Anlage. Sie wurde im 12. Jhdt, erbaut und der Mutter eines Königs geweiht. Diese Anlage war ein buddhistisches Kloster, in dem 18 Priester, 2700 Mönche, 600 Tänzer und 12000 Bedienstete wohnten. Belegt sind diese Zahlen durch Sanskritinschriften im Tempel.

Natürlich sind hier viele Touristen, um das großartige Bauwerk zu bestaunen und wenn man geduldig wartet, gelingt es auch Fotos ohne Menschen zu machen. Bemerkenswert ist hier auch das Zirpen der Zikaden, denn es klingt wie das andauernde Läuten von Glöckchen. Auf den Zugangswegen spielen Kriegsinvalide auf ihren Instrumenten und erwarten sich dafür auch eine Spende.

Zum Abschluss fahren wir zum Pre Riep –Tempel, dessen Ziegel im warmen Sonnenlicht besonders schön leuchten. Dieser Tempelberg wurde im 9. Jhdt. erbaut. Wir erklimmen die steilen Lateritstufen und hoffen, auch wieder gut herunter zu kommen.

 

Bevor wir zum Nachtmarkt in die Stadt fahren, findet in unserer Hotelanlage eine Tanzveranstaltung statt. Mädchen als Tempeltänzerinnen verkleidet, bewegen sich anmutig zur typischen kambodschanischen Musik. Die gelenkigen Hand- und Fingerbewegungen sind besonders faszinierend. Eine weitere Darbietung mit vier Mädchen und vier Burschen nimmt Bezug auf den Fischfang.

 

Rund um den Nachtmarkt stehen viele Masseure und werben um Kundschaft. Einige von uns genossen die Massage. Eine andere Attraktion sind die Wasserbecken mit Fischen. Hier kann man die Füße in das Becken halten und die Fische knabbern die Hornhaut bzw. abstehende Hautteile ab.

 

Dienstag, 15. November 2011

Angkor Thom - „ die große Hauptstadt“ . Vor der großen Brücke, die links von den Göttern und rechts von den Dämonen (die, die Schlange tragen) flankiert wird, steigen wir aus und gehen durch das große Tor. Das Tor ist von einem 23 m hohen Turm überdacht, von welchem vier gewaltige Gesichter herunterblicken. Die Gesichter sind das Symbol aller Bauwerke, die unter Jayavarmann VII errichtet wurden.

 

Auf einer langen „Allee“ gelangen wir zum zentralen Tempel: der Bayon. Von der Ferne wirkt der Tempel wie ein gewaltiger Felsklotz im Dschungel. Doch aus der Nähe entpuppt sich das Bauwerk als architektonisches Meisterwerk mit verschachtelten Galerien, verwinkelten dunklen Räumen und wunderschönen Flachreliefs. Am meisten beeindruckt haben uns aber die 54 Türme mit 200 gewaltigen Gesichtern, die mit ihrem versteinerten Lächeln herunterblicken. Man nimmt an, dass es sich bei den Gesichtern um Lokesvara, einen Bodhisattva, handelt.

 

Ein Bodhisattva ist ein Wesen, das schon die höchste Stufe der Erleuchtung erreicht hat und ein Buddha werden könnte. Aus Mitleid zu den Menschen verzichtet er aber auf den letzten Schritt, um ihnen auf den Weg zur Glückseligkeit zu helfen. Es ist sehr schön, mit der Gruppe gemeinsam die Flachreliefs zu betrachten, sich die verschiedenen Einzelheiten zu zeigen oder gemeinsam die vorgelesenen Darstellungen zu suchen. Alle nehmen Rücksicht auf das Tempo jedes einzelnen (z.B. wenn jemand noch ein Foto machen möchte), so dass wir dieses Kunstwerk gemeinsam genießen können.


Die Elefantenterrasse beeindruckt durch die fast lebensgroße Elefantenparade, die als Halbrelief auf dem Fundament des „Himmlischen Palastes“ dargestellt ist. Wir beschließen diesen Rundgang mit der Terrasse des Leprakönigs, die außergewöhnlich schöne Reliefs schmücken.

Mit den Tuk Tuk´s fahren wir in ein einfaches Restaurant, das gegenüber Angkor Wat gelegen ist. Am Nachmittag durchqueren wir wieder das Gelände von Angkor Thom und gelangen nach ca. 3 km zum Tempel Preah Khan. Auch hier überwucherten Würgefeigen den ehemaligen Haupteingang. Wir streifen durch die Gänge, klettern über aufgehäufte Steine, entdecken schöne Steinreliefs und genießen die ruhige Atmosphäre.

 

Es ist kaum vorstellbar, bei uns Ausgrabungen so ungezwungen durchstreifen zu dürfen. Wir müssten mit vielen Absperrungen rechnen. Wie lange wird es hier noch möglich sein über herumliegende Steine zu klettern? Nachdem wir den Tempel durchquert hatten und eine lange, überschwemmte Straße Richtung Osten gegangen sind, kamen wir zu einem See, der einen wunderschönen Anblick bot. So weit das Auge reichte, spiegelten sich Bäume und Sträucher in der Wasserfläche. Außerhalb der Tempel bieten Kinder und junge Frauen Schals und Taschen in verschiedenen Größen an: „two for one dollar, three fort two dollars“ tönt es in unseren Ohren. Zu ihrem Glück lässt sich immer wieder jemand von uns erweichen und kauft etwas.

 

Die TukTuk´s erwarten uns hier am anderen Ende des Tempels und es geht weiter zum Neak Poan Tempel, zu dem man über einen langen Holzsteg gelangt. Auch hier breitet sich eine große Wasserfläche aus, in der sich wunderschöne Baumspiegelbilder ergeben.

 

Eine Musikergruppe spielt eine schöne Melodie auf verschiedenen Instrumenten: Hackbrett, Trommeln, ein Saiteninstrument und Flöten. Von dieser schönen Musik begleitet geht nicht nur Sonni verzaubert auf den Tempel zu. Der Tempel ist auch von Wasser umgeben, das ja nach hinduistischer Vorstellung das Urmeer darstellt, das die Welt umgibt. In der Mitte dieses Wassertempels steht ein Heiligtum: das „eine Lotusknospe mit einem meditierenden Buddha in der Mitte der Blüte“ darstellt. Aus dem Wasser ragt ein aus Sandstein gebautes Pferd, das eine Inkarnation von Lokesvarana sein soll, das an seinen Flanken verlorenen Seelen Schutz gewähren soll.

Rotraut ist sehr mutig und durchklettert eine Absperrung, um näher an das Heiligtum heranzukommen. Inge und Sonni wagen es auch und werden etwas halbherzig abgehalten, sodass auch Sonni noch Zeit bleibt zu fotografieren. Den Abschluss dieses Tages bildet der Tempel Ta Som = der alte Som. Auch hier durchstreifen wir die Tempelanlage und plötzlich bietet sich uns ein märchenhafter Anblick: man sieht durch den ganzen Tempel hindurch bis zum Dschungel und hat den Eindruck, man schaut in einen verzauberten Spiegel.

 

Den Schluss bildet ein Tor, das von einer großen Würgefeige umklammert und dadurch gestützt ist. Die Wurzeln bilden ein zusätzliches Tor.

Hier gibt es auch viele Kinder, die geflochtene Sterne, Fische und Schmetterlinge, die sehr nett ausschauen, anbieten. Über die Tempel East Mebon und Pre Rup kehren wir zurück. Pre Rup strahlt wieder im warmen Abendlicht und einige steigen hier aus, um zu fotografieren. Mit der untergehenden Sonne kehren wir zurück nach Siem Reap. Uns begegnen viele Kinder in Schuluniform, die gerade auf ihren

Fahrrädern nach Hause fahren. Nachdem es ja sehr heiß ist, genießen wir besonders die abendliche Dusche, bevor wir ins Zentrum zum Abendessen und einer wohltuenden Fußmassage fahren. Einige finden diese Massenabfertigung bei der Massage schrecklich und auch viel zu kräftig im Gegensatz zu einer sanften Massage bei uns zu Hause.

 

Mittwoch, 16.November 2011

Unsere Reise geht dem Ende zu und es bleiben uns nur noch zwei Tage. Heute besuchen wir eine Seidenraupenzucht und Seidenweberei. Dieses Projekt wird von der europäischen Gemeinschaft unterstützt und gibt ca. 600 Kambodschanern Arbeit und Ausbildung. Man sieht Maulbeerstrauchplantagen, die Aufzucht der Seidenraupen, die Verarbeitung der Kokons, das Herstellen der Fäden, das Färben mit Naturmaterialien (z. B. Bananenblätter färben gelb) und das Weben.

 

Mit großer Bewunderung sehen wir den Frauen zu, wie sie geschickt die feinen Fäden spannen und mit welcher Konzentration sie die Tücher oder Schals mit verschiedenen Mustern weben. Pro Tag können 40 cm gewoben werden.

Heute ist das Unternehmen zum größeren Teil privatisiert. Nach der Führung durch die Hallen kann man in einem sehr geschmackvoll eingerichteten Shop die wunderschönen Erzeugnisse kaufen. Da gibt es Schals in allen Varianten und Größen, Taschen und Täschchen, Kleider und Blusen, Krawatten und Hemden, Tischläufer, Bettüberwürfe und Polsterbezüge.

Im Anschluss besuchen wir eine kleine Töpferei und werden gleich mit der Lebensgeschichte der jungen Töpferin konfrontiert. Wir bewundern ihren Lebensmut.

 

Nach dem Mittagessen streifen wir durch die Innenstadt, finden nette kleine Boutiquen neben unglaublich vielen Essensmöglichkeiten.

Am Abend besuchen wir eine Vorführung von Waisenkindern und Behinderten. Sie zeigen uns traditionelle Khmer Tänze.

 

Ein Ehepaar hat vor vier Jahren dieses Projekt begonnen, Waisenkindern ein Zuhause zu geben. Freiwillige aus aller Welt kommen für kurze oder längere Zeit, um hier mitzuarbeiten. Es werden hier 75 Kinder betreut. Der Ankauf einer Fischzuchtfarm gewährleistet den Lebensunterhalt der Kinder und Jugendlichen. Die Kinder können bis zum 18. Lebensjahr oder bis zum Schulabschluss bleiben. 2x pro Woche dürfen die Kinder auch auf der Bühne auftreten, sonst schauen sie zu. Die Affenmasken fertigen sie selbst an. Zu Beginn der Show wird ein Märchen der Khmer erzählt, das sie dann mit Musikbegleitung darstellen. Auch die Instrumente werden von Kindern gespielt: Trommeln, Flöte, hölzernes Xylophon und Klangschalen.

Buben stellen sehr überzeugend kleine Affen dar, die sich sehr gelenkig auf dem Boden nach einer Choreographie bewegen, sich kratzen und gegenseitig necken. Ein großer Bub spielt den Affengott Hanuman, ein großes Mädchen eine Fischprinzessin. Kleine Fischmädchen begleiten die Prinzessin. Die Kostüme der Jugendlichen sind sehr professionell erzeugt, die kleinen einfacher. Im zweiten Tanz sind ein Pfauenmädchen und Pfauenmann auf der Bühne mit ganz tollen Kostümen, sowie Bauernmädchen und Buben. Die Kinder tanzen mit großer Begeisterung und Freude. Zum Abschluss setzen sich alle Kinder auf die Stufen der Bühne und bedanken sich im Chor und singen uns noch ein Lied. Wir werden von Kindern umringt und einige holen sich mit einer innigen Umarmung die Zuwendung, die sie sicher dringend brauchen. Tief berührt fahren wir nach Hause und dieses Bild der Kinder wird uns noch lange begleiten.

 

Donnerstag, 17.November 2011

Heute ist die Zitadelle der Frauen Banteay Srei im Nordosten am Programm. Wir fahren ca. eine Stunde zu diesem kleinen Heiligtum aus rotem Sandstein, das dem Gott Shiva geweiht ist. Es zählt wegen seiner gut erhaltenen Sandsteinarbeiten zu den kunsthistorischen Höhepunkten Angkors. Es stimmt, wir sind hingerissen von den feinen Steinmetzarbeiten, von der dargestellten Beweglichkeit und dem Ausdruck der Tänzerinnen. Es ist eine ganz besondere Stimmung in dieser Tempelanlage.


Ein wunderbares Licht fällt auf die Bauwerke. Die Größe des Flachtempels ist überschaubar. Er ist auch von einem Wasserbecken umgeben, in denen sich die Bäume und gezackten Stupas und Pagoden spiegeln. Einen kurzen Augenblick wirken die Gebäude als wären sie aus Lego gebaut. Wir beobachten einen Eisvogel, der am Beckenrand sitzt und nach einem Fisch Ausschau hält. Wenn er auffliegt glitzert sein blaues Gefieder. Invalide Musiker spielen vor einem Tor der Tempelanlage. Diese Musik ist weithin hörbar und trägt zur besondern Stimmung bei. Unser Rückweg führt durch einen lichten Wald, gibt Ausblicke auf Reisfelder, aus denen immer wieder Bäume aufragen. In der Ferne sieht man eine Hügelkette und einen Berg - ein erloschener Vulkankegel - sowie versteckte Bauernhäuser sind zu sehen. In der Museumsanlage zeigen die Schautafeln den Zustand der Tempel zur Entdeckungszeit, Arbeiten während der Ausgrabungen und die Renovierungsarbeiten bzw. Rekonstruktionen, sowie Fotos von Apsaratänzerinnen aus den verschiedenen Tempeln und den verschiedenen Epochen. Darstellungen der Tänzerinnen aus dem 12. Jhdt. sind zwar sehr detailliert ausgearbeitet, (die Füße zeigen jedoch waagrecht in eine Richtung), also noch keine Perspektive, während die Apsaras aus diesem Tempel (10. Jhdt.) bewegt dargestellt sind. Sie neigen graziös den Kopf, die Füße sind perspektivisch richtig nach vorne gedreht. Diese Nebeneinander- stellung ist für uns sehr interessant.

Zum Mittagessen bleiben wir noch in dieser gepflegten Anlage. Auf der Rückfahrt sehen wir neben der Straße, wie Palmzucker hergestellt wird. Eine Liane wird als Kletterhilfe an der Palme befestigt. Die ca. 40 cm langen männlichen Samen, (3 cm im Durchmesser) werden mit 2 Hölzern gequetscht, am unteren Ende abgeschnitten und ein Bambusköcher daran gehängt, in den der Saft tropft. Dieser Saft wird in großen Behältern auf einer offenen Feuerstelle gekocht und nachher gerührt. Je länger diese zähe Masse gerührt wird, desto heller wird sie

 

Die fertige karamelartige Masse wird mit 2 Löffeln in kleine Formen, die aus Streifen von Palmblättern gefertigt sind, eingefüllt und getrocknet. Der Geschmack erinnert uns an die Kuhzuckerl bei uns. Natürlich kaufen wir in Palmblätter eingewickelte Palmzuckerln. Hier werden aber auch kunstvoll geflochtene Korbwaren sowie Produkte aus Palmholz (ist sehr dunkel und hat helle Streifen) angeboten. Wir fuhren ein Stück weiter und besuchten eine Schmetterlingsfarm, die zu einem Selbsthilfeprojekt gehört. Kinder vom Land züchten die Raupen und bringen sie zur Farm, wo sie sich verpuppen. In einem großen Gittergehege gaukeln die Schmetterlinge zu Orchideen, Zinnien, Wandelröschen, Papageienpflanzen, lassen sich auf Blättern nieder oder fliegen zu den Futterstellen mit Bananen und Ananasscheiben. Es ist wunderschön die Vielzahl prächtiger Falter zu beobachten. Die Schmetterlinge haben eine unterschiedliche Lebensdauer, von einem Tag bis zu ein paar Monaten.

 

Unser letzter Tempelbesuch ist der Ta Keo. Dieser Tempelberg ist schmucklos, behauener Sandstein und wirkt daher sehr archaisch und mächtig. Ein letztes Mal klettern wir die sehr steilen und hohen Stufen hinauf, um einen schönen Blick auf das vielfältige Grün der Bäume zu haben.

 

Der Abstieg ist für ungeübte Geher eine Herausforderung. Zum Abschluss kündigt uns Inge eine Überraschung an. Wir fahren durchs „Siegestor“, das östlich gelegene Tor, das zur Elefantenterasse von Angkor Tom führt. Wir klettern neben dem Tor an Steinen und Wurzeln hinauf und betrachten ein letztes Mal die Gesichter (Bayon faces) und machen hier unser Abschiedsgruppenfoto.

 

Auf der Rückfahrt sehen wir noch einmal den Bayon mit seinen über 200 Gesichtern und Angkor Wat. Es war ein einmaliges Erlebnis und wir sind glücklich, dass wir dieses Kulturerbe sehen konnten.

Auf der Fahrt zurück gibt es auch noch viel zu sehen. Heinz entdeckt eine Reisdreschmaschine, die wie ein Schmiedeschwanzhammer aussieht. Am Straßenrand werden Muscheln verkauft, die roh gegessen werden. Wir fahren vorbei an Feldern mit Wasserbüffel und Kuhreihern, wunderschönen grünen Reisfeldern mit Zuckerpalmen, gepflegten Häusern, Schulen, wo die Kinder im Freien Ball spielen oder laufen. Wir sehen auch Kinder in ihren Schuluniformen, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind. Eine Frau stillt ihr Baby beim Moped fahren, eine andere hat ein Tuch zwischen die Lenkstange ihres Fahrrades geknüpft, in dem ihr Kind saß und uns zulachte. Kinder laufen zum Straßenrand und rufen und winken uns zu. Wir bleiben an einem Teich stehen um rosa, lila und weiße Wasserlilien zu fotografieren. Es gibt hier auch herrlich blühende Wasserhyazinthen.

 

Nach diesem wunderschönen Tag merken einige von uns wie sich die Müdigkeit ausbreitet, nur Lisi ist unermüdlich.

 

Freitag, 18. November 2011

Unser Abreisetag ist angebrochen. Mit den Tuk Tuks fahren wir zu einer Seifen-, Kerzen- und Gewürzmischung–Erzeugung. Sie wird von Franzosen geleitet, was man an der geschmackvollen Dekoration und Ausstattung sofort erkennen kann.

Der Verkehr in Kambodscha ist sehr speziell. Die Rechtsregel wird nur spärlich eingehalten. Tuk Tuks, Fahrräder, Mopeds und auch Autos fahren oft links und links abbiegen ist sehr abenteuerlich, aber irgendwie fädelt sich jeder Fahrer wieder ein und es läuft ohne Hupen sehr ruhig ab.

 

Ein letzter Spaziergang am Fluss entlang und natürlich finden wir wieder etwas, um unsere letzten Dollar auszugeben. Die Befürchtungen von Hans, noch bedrückende Nachwirkungen des Krieges zu sehen, sind zum Glück ausgeblieben. Die Menschen hier sind liebenswürdig und freundlich und das ganze Land im Aufschwung. Natürlich sind manche Menschen schwer gezeichnet vom Krieg, aber wirken trotzdem positiv.

Wir sind sehr glücklich dieses Land kennengelernt zu haben und werden es in guter Erinnerung behalten. Wir fühlen uns sehr bereichert und beschenkt.

Dir Inge ein großes „Danke“ für die gute Organisation, das abwechslungsreiche Programm und dein Bemühen, alle unsere Wünsche zu erfüllen.