Indien ruft! Hier eine Übersicht, wie es 2013 war - und wieder sein könnte :)
Freitag, 8.11.2013 Abflug
Wir fliegen von unseren Heimatflughäfen ab, nach New Delhi. Ich habe lange überlegt, ob wir wie früher ein Hotel in New Delhi beziehen sollen und habe mich dagegen entschieden. Indien kennen lernen in Delhi – das ist nicht so einfach. Wir kommen morgens an, um halbzehn. Jai, Fahrer und Freund aus Jaipur, wird uns abholen und wir fahren gleich an einen See nahe Ajmer weiter. Nachteil: wir haben doch einige einige Stunden Fahrt vor uns. Vorteil: Es wird schön sein, das Leben in Indien vom Bus aus kennen zu lernen, vorerst einmal sicher hinter den Scheiben…Und so können wir 3 Nächte am See bleiben, anstatt nochmals umziehen zu müssen.
Samstag, 9.11.-Dienstag früh, 12.11.: Kishangarh
Die Gegend am See ist schön – ein kleines Dorf liegt vor der Tür, und wir werden den früheren Palast „nebenan“ besichtigen. Das ist unser ruhiges Sonntagsprogramm. Und auf der schönen Terrasse sitzen und schauen, ob der See überhaupt Wasser hat.
Montag: Ausflug nach Ajmer.
Ajmer hab ich erst im März 2004 wirklich entdeckt, als ich dort zu einer mehrtägigen Hochzeitszeremonie eingeladen war, und ich war begeistert. Ajmer liegt an einem See, damals von vielen Flamingos bewohnt. Hier sind alte kunstvolle Grabanlagen, und an einem Teil gibt es Ghats, Stufen in den See, wo die Gläubigen ihre rituellen Waschungen vornehmen. Gereizt hätte mich eine Wanderung rund um den See - vielleicht schaffen wir das?
Besonders beeindruckend ist, daß es mehrere Gebetsstätten von verschiedenen Glaubensrichtungen hier gibt. Besonders die weit ausgedehnte Anlage einer Moschee ist ein Pilgerzentrum, und es empfiehlt sich, nicht den Freitag, den islamischen „Sonntag“, als Besuchstag zu wählen. Dort haben wir sehr viel Zeit verbracht, an verschiedenen Plätzen sitzend, schauend. Hier gibt es viel Leben, Familien sitzen zusammen, alle schön gekleidet, bereiten sich vor, um mit ihren Opfergaben den heiligsten Raum zu betreten. Vor diesem ist ein Wandelgang, in dem man auch sitzen kann und dem Stom der Pilger zuschauen, die den heiligsten Raum betreten. Da herrscht eine ganz andere, besinnliche Stimmung. Helfer berühren die eintretenden Gläubigen und ihre Opfergaben mit langen Pfauenfedern. Weiters findet man in der Anlage einige Geschäfte, wo Opfergaben verkauft werden oder die wunderschönen, ganz unterschiedlichen langen Halsketten für die Sadhus, die heiligen Männer (nicht nur sie, auch ich habe jetzt eine kleine Sammlung davon).
Dienstag, 12.11. – Samstag,16.11. vormittags: beim Pushkarfest
Ich erinnere mich noch gut, wie wir das erste Mal ankamen in Pushkar und ich noch unbedingt den Kamelmarkt sehen wollte. Ich ging einen von einer Art Jahrmarktsbuden gesäumten Weg entlang, unterhielt mich mit jemandem und sah plötzlich rechts über die Buden hinweg langsam ansteigend die Wüste in ihren Gelb-und Brauntönen. Es waren Tausende von Kamelen zu sehen, in braun und beige perfekt abgestimmt auf die Farbe des Sandes. Und
dazwischen Gruppen von Männern, stehend, zu mehreren im Kreis sitzend, beim Diskutieren, Handeln, Teetrinken, Begutachten der Kamele. Ihre prächtigen, farbigen Turbane kamen zwischen all den Naturtönen wunderbar zur Geltung. Und dann habe ich nach links geschaut und sah dasselbe Bild. Es war für mich ein überwältigender Anblick. Ich hatte nicht annähernd damit gerechnet, dass der Kamelmarkt ein derartiges Ausmaß hat. Noch oft bin ich in den folgenden Tagen dort herumgewandert, habe mich dann irgendwo hingesetzt und das Bild auf mich wirken lassen. Die Stimmung war immer wieder anders, morgens, untertags oder abends. Karawanen kamen und gingen. Frauen in ihrer bunten Kleidung sammelten den Kameldung, der nach dem Trocknen sofort als Brennmaterial zum Kochen von Tee oder Fladen verwendet wurde, gerade da, wo man im Sand eben lagerte. Kamele wurden geschmückt, entweder mit einer Schur in Ornamentform oder mit bunten Bändern. Und immer wieder Zelte als Gaststätten, wo man einen Tee trinken konnte, perfekte Beobachtungsposten.
Der Kamelmarkt allein wäre die Reise wert. Er bildet jedoch nur einen Teil des Pushkarfestes. Den Kern bildet das religiöse Fest zu Ehren des Gottes Brahma. Immer mehr Menschen ziehen im November in den Tagen vor Vollmond durch die Wüste nach Pushkar, das an einem künstlichen See liegt, am Fuße eines Wallfahrtsberges. Großfamilien treffen ein, die von weither wanderten oder per Bus anreisten. Die Straßen werden immer voller. Am auffallendsten sind die sehr bunten Saris der Frauen dieser Gegend. Von der Terrasse eines Dachkaffees haben wir lange zugesehen, wie sich dieser bunte Strom vorwärts bewegte, zu den vielen Tempeln und auch zu den Ghats, den Stufen zum heiligen See, um hier die rituellen Waschungen vorzunehmen und zu beten. Auch immer mehr heilige Männer, Sadhus, ziehen ins Dorf, darunter manche vom Anblick her unvergesslich. Sadhus entsagen den weltlichen Freuden und widmen sich der Kontemplation. Sie verlassen ihre Familien auf immer, ziehen von Tempel zu Tempel und ernähren sich über Almosen. Sie schneiden ihre Haare nicht mehr, so dass einige hüftlange Rastalocken haben. Manche färben ihr Gesicht mit Asche weiß und manche sind zum Zeichen der totalen Anspruchslosigkeit unbekleidet. Sie lagern mitten im Dorf im Schatten eines riesigen Baumes, ein wirklich ungewöhnliches Bild. Andere wieder treffen sich auf einem entfernteren Grundstück am Weg rund um den See. Von dort aus hat man auch einen schönen Ausblick auf vielen Menschen an den Ghats und auf Prozessionen auf den Berg.
Natürlich wird eine solche Gelegenheit, zu der viele Menschen aus oft sehr abgelegenen Gegenden zusammenkommen, auch dazu genutzt, all das anzubieten, was man das Jahr über so braucht, wie Geschirr, Kleidung oder Materialien für die Tiere. Auch Heiler und ein Dentist waren am Arbeiten. Wenn Sie also Zahnweh bekommen: suchen Sie das am Boden ausgebreitete Tuch mit darauf ausgestellten Zangen, einzelnen Zähnen, Prothesen, Fläschchen mit Klebemittel. Ein kleiner Schemel macht es dem Kunden auch wirklich bequem...
Neben der Andacht und dem Handeln ist auch Gelegenheit für eine seltene Zerstreuung: Jahrmarktstimmung herrscht. Ein sehr großes klappriges Riesenrad tut seinen Dienst – um nichts in der Welt hätte ich mich getraut, damit zu fahren. Beim Zirkus war Mut nicht nötig. Obwohl, wenn ich mich genau erinnere: bei den Tiernummern mit "wilden" Tieren wurden lediglich einige große Gitter in den Sandboden gerammt... Die Vorstellung dauerte lange und
war für uns eher einfach. Aber die Stimmung! Das begeisterte, aufmerksame Publikum hat uns wohl ebenso fasziniert wie die einzelnen Aufführungen. Am deutlichsten im Gedächtnis ist mir die Show einer Gruppe halbwüchsiger Mädchen, züchtig gekleidet in Ballettröckchen und lange Leggings, dazu weite Oberteile. Sie kletterten hintereinander graziös eine nicht sehr hohe Stufenleiter hinauf, haben sich von der Plattform oben in alle Richtungen verbeugt und stiegen auf der anderen Seite wieder hinunter...
Wir werden ohne den Anfahrtstag drei volle Tage auf diesem Fest verbringen, reisen schon vor den Haupfeierlichkeiten an. Denn es ist ein schönes Schauspiel, all die Menschen oft auf der Ladefläche von Lastwägen anreisen zu sehen und zu erleben, wie das Dorf sich füllt. Im Dorf und am Festgelände ist glücklicherweise Fahrverbot.
Noch eine Antwort auf eine mehrmals gehörte Frage: nein, dies ist nicht eines dieser indischen Feste, wo Menschen dichtgedrängt feiern. Diese besuche ich nicht. Hier kommen zwar viele Menschen zusammen - es gibt auch viel Platz dafür - aber sie haben zur gleichen Zeit ganz unterschiedliche Ziele: am See beten, einen der vielen Tempel besuchen (die auch für uns geöffnet sind), essen, einkaufen, Bekannte treffen usw. In den Straßen ist es eng, sicher. Am Kamelmarkt aber nicht. Und die „Arena“, wo es Vorführungen gibt, werden wir aus diesem Grund nicht besuchen.
Wir wohnen in einem kleinen Hotel mit wunderbarer Terrasse und Blick auf das Dorf und den See. Denn es ist oftmals doch angenehm, sich etwas zurückziehen zu können, bevor man wieder all die Farben, Gerüche und Laute auf sich wirken lässt. Zwei Brüder führen das Hotel, die ich nun schon seit langem kenne, es ist wie heimkommen. Narendra wird uns wieder in das Haus seiner Eltern einladen und den prächtigen privaten Tempel mit Pilgerzellen zeigen, nun wohl beinahe fertig gestellt. Sein Vater habe mitgeteilt, daß vor einem Weiterbau am kleinen Hotel nun die Götter an der Reihe seien und ein Tempel gebaut werden solle, und Wünsche der Eltern sind vorrangig. „Der Tempel ist nun wundervoll, du wirst sehen“, hatte mir Narendra stolz geschrieben. Leider ist der Vater heuer gestorben.
Samstag, 16.11. – Donnerstag morgen, 21.11.: in der roten Stadt Jaipur
Wir haben eine schöne, kurze Fahrt nach Jaipur vor uns, wohnen dort im schönen Stadtpalais eines früheren Maharajas, angenehm mit Garten für Rückzug und Frühstück und Dachterrasse zum Abendessen, so man das wünscht - oft genug ist man nach vielen Erlebnissen des Tages froh um Bekanntes und Gewohntes.
Jaipur, die rote Stadt: Indien pur. Hier eine ganze Reihe von Tage zu verbringen ist ein guter Plan, es hat mir und uns dort immer sehr gut gefallen. Zu sehen gibt es den berühmten Palast der Winde, mehrere Tempel, die Altstadt. Vor allem aber das Leben und Treiben einer indischen Stadt, das doch in vielem einem Dorf gleicht, mit Schweinen und Kühen auf der Strasse. Ich habe einen Lieblingsplatz entdeckt: ein fast nur von Einheimischen besuchtes Restaurant - wodurch die Bestellung manchmal länger dauert wegen der Verständigung... Dafür gibt es einen langen Balkon direkt über einer Hauptstrasse mit einigen Tischen. Ein perfekter Beobachtungspunkt. Man sieht Kühe, Schweine,
Menschen auf der Straße, natürlich. Einen Radfahrer, der 4 m lange Eisenstangen über der Schulter durch das Gewühl balanciert, fahrend! Kamelkarren, mit allen möglichen Dingen oft meterhoch bepackt oder leer, mit einem auf dem Karren stehenden Menschen, der lenkt. Elefanten, die geschmückt zu einer Hochzeitszeremonie gebracht werden. Verkäufer mit Bauchladen. Einen kleinen Tempel mitten in der Straße und Menschen, die dort halt machen. Autos, die glauben, wenn sie hupen, geht´s schneller vorwärts. Und einen Rickshawfahrer, der uns Touristen an der Balustrade sitzen sieht, winkt und dabei fast jemanden übersieht. Und dann wird es ruhiger, die Stoßzeit ist vorbei, die Straße bietet ein ganz anderes Bild, und man merkt plötzlich, dass man zwei Stunden zugeschaut hat und morgen wieder kommen will.
Wir werden auch einen Bekannten zuhause besuchen, Krishan, der begeistert Briefmarken und ausländisches Geld sammelt - vielleicht kannst Du zu seiner Sammlung was beisteuern? Er und seine Frau wünschen sich einen Pullover – vielleicht gibt es irgendwo bei euch noch ein gutes Secondhand-Stück. Krishan ist eher schmächtig.
Dann müssen wir unbedingt in der Nähe den berühmten Amber Palace mit dem Fort Jaigarh besuchen – und wohl kaum widerstehen können, den Aufstieg hoch oben auf einem Elefanten vorzunehmen. Schön ist auch der Besuch eines Dorfes, in dem am Fluß entlang Stoff eingefärbt und von Hand bedruckt wird, die bunten Tücher säumen die Ufer. Hier gibt es zudem eine Fabrik, in der wunderschönes, unterschiedlichstes Papier geschöpft wird. Man kann sie besichtigen und nachher den Verkaufsshop stürmen. Wer will und noch ein Budget von 15 Euro übrig hat, kann mit mir auch einmal luxuriös Frühstücken gehen, in einem beeindruckenden Altstadtpalast mit bemalten Wänden, Säulen, Spitzbogenfenstern - und ausreichend Bedienungspersonal, obwohl es ein Selbstbedienungsbuffet gibt.
Ein Höhepunkt wird sein: Jai bietet uns die seltene Gelegenheit, bei einem Tagesausflug seine Verwandten in nahen, von Touristen sonst nicht besuchten Dörfern zu besuchen, unvergessliche Erlebnisse: bei den Bauern, die uns Hof und Felder erklärten. Bei seiner eigenen Familie, die mit uns einen Rundgang im Dorf machte. Bei den Frauen, die einige von uns Frauen in Saris kleideten und uns das Tanzen zeigten (im Hinterzimmer natürlich…). Beim Opa, der mit Hilfe der Wasserpfeife eine angebotene Zigarette rauchte. Bei den Frauen am Brunnen, die sich amüsierten, dass wir nicht einmal die leeren Messingwasserkrüge am Kopf balancieren konnten. Und bei all den vielen netten Leuten, die als Dank für die sehr erwateten Fotos, die wir nach einer Reise an Jai schickten, uns Tee anbieten. Mein Erfindungsgeist war bald sehr gefragt, denn unsere Teekapazität war definitiv gedeckt, und das sagten wir auch gleich zu Beginn mancher Besuche. Dennoch hieß es immer wieder: „Schau, da wird schon wieder der Büffel gemolken“, und wir wussten inzwischen, was das bedeutet: Milch für den Tee…
Wie wir die Tage im einzelnen planen werden und an welchen Tagen wir mit Jai unterwegs sind, dazu werde ich vor Ort Vorschläge machen. Denn erst dann kann ich einschätzen, wonach uns im Moment ist.
Donnerstag nachmittag, 21.11.– Samstag, 23. 11. Delhi
Die Fahrt am Donnerstag nach Delhi kann auf Wunsch über das Taj Mahal führen. Wer ein bißchen früher als gewöhnlich aufstehen mag, kann mit Jai nach Agra fahren, das Taj Mahal besichtigen. Von dort aus schafft man es am gleichen Tag weiter nach Delhi. Ein bißchen viel Fahrtzeit, eventuell Stau retour nach Delhi – alles eine Frage der Planung und des Glücks.
Da wir zwei Autos haben, können die anderen auf direktem Weg nach Delhi, ev auch per Luxusbus. Wir werden sehen.
Freitag in Delhi. Ein Tag klassische Sehenswürdigkeiten in Delhi, das machen wir sicher gemeinsam. Wir besprechen vor Ort, was uns interessiert. Das Rote Fort wird wohl dabei sein und die Große Moschee.
Ja, es stimmt, klassische Rundfahrtstouren machen unsere Tour vielleicht in vier Tagen, davon ein Tag beim Pushkarfest, fahren noch weiter südlich und sehen „viel mehr“ als wir. Ich glaube: weniger ist mehr. Nicht möglichst viele Orte besichtigen ist unser Ziel, sondern lieber dort, wo wir sind, auch wirklich sein. Sich vielleicht trauen, in einer Fahrradrickshaw mitzufahren. Zu wandern. Mit Leuten in Kontakt sein. Deshalb wollen wir langsam reisen, uns Zeit zum Sehen, Hören, Riechen, Sprechen, Gehen und auch Verweilen nehmen. Wo wenn nicht in Indien! Es wird sicher nicht langweilig!
Wir werden ein Land der vielen Gegensätze betreten, Reichtum neben Armut, Schönheit neben für uns Abstoßendem, Anmut neben Plumpem, Herzlichkeit neben Gleichgültigkeit erleben. Und gegensätzlich werden vielleicht auch unsere Empfindungen sein. Begeisterung und Kulturschock können einander abwechseln in Indien, das weiß ich. Wenn man darauf vorbereitet und vor allem auch nicht allein ist, ist es einfacher. Sicher ist eins: diese Reise wird uns nicht kalt und unbeteiligt lassen. Wir werden tiefe Erlebnisse und deutliche Erinnerungen „mitnehmen“.