Wo Vanille + Pfeffer wachsen. Madagaskar der Süden.

Reiseausschreibung von 2007 - ab 5 Mitreisenden schreibe ich diese Tour gern wieder aus, sofern es im Land ruhig ist:

Hier ist nun mein Vorschlag für den Süden Madagaskars, eigentlich hat er sich letzten Endes fast von selbst ergeben. Wir werden dort sein, wo auch eine halbwegs befahrbare Strasse ist, 70% der Strassen gelten als kaum befahrbar… Eine Eisenbahnlinie gibt es nur im Abseits. Die Gesamtfahrzeit unserer Tour wird mit 24 Stunden angegeben, zurück fliegen wir. Nun zum Anfang:

Wir landen in der alten Hauptstadt Antananarivo – da heißt es üben, bis der Name geläufig ist. Freundlicherweise gibt es auch die Kurzform Tana. 10% der Landesbevölkerung wohnen hier, in dieser lebendigen Stadt. Eine Ober- und eine Unterstadt gibt es hier, natürlich einen Markt, einen wunderbaren Palast mir weiten Aussichten. Mitten in der Stadt ist ein See – am schönsten sei es dort am frühen Morgen, wegen der großen weißen Rinderherden. In der Nähe ist eine Krokodilfarm mit Straußvögeln, Schildkröten, Lemuren etc, und wer müde ist vom Beobachten der Krokodile, kann sich mit einem Krokodilsteak stärken… Wir werden hier aber nicht lange bleiben, sondern rasch unsere Reise beginnen und lieber am Ende der Tour hier hier verweilen, wenn wir das wollen.

Fahrt in den Süden nach Antsirabe, das heißt „Wo es viel Salz gibt“.

Für die 170 km braucht ein Buschtaxi (Kleinbus) vier Stunden. Ich denke, dass wir diese Institution der Buschtaxis nutzen werden. Sie sind überall unterwegs und günstig. Wir werden es so wohl so machen, dass wir für unsere Gruppe kurzerhand jeweils vor Ort ein ganzes Buschtaxi mieten, um so der üblichen Überfüllung des Taxis zu entgehen und Einfluß auf die Geschwindigkeit zu haben.

Die Gegend ist hügelig, die Straße schlängelt sich schließlich am Fluß Onive entlang. Im Westen sieht man die Abhänge des mit über 2.600m dritthöchsten Gipfels von Madagaskars, im Osten erstrecken sich in Tälern und an Berghängen Reisfelder und sogar Weinberge. Die Dörfer muten oft mittelalterlich an, heißt es,

mit überhängenden Balkonen, schiefen Wänden und Ochsenkarren auf den Wegen.

In dieser Gegend wohnen die Betsileo. Ihnen sieht man die südostasiatische Herkunft deutlich an: sie sind zierlich, haben meist glattes, dunkles Haar. Und auch die Landschaft erinnert an Südostasien, an Java und Bali mit ihren kunstvoll angelegten –Reisterrassen. Der Boden ist vulkanischen Ursprunges, also fruchtbar, und die Betsileo gehören zu den wohlhabenden Menschen hier. Das erkennt man aber weder an großen Autos Villen oder guter Kleidung. Die Statussymbole hier sind andere. Als reich gilt, wer eine Rinderherde von mehr als 20 Tieren, gesunde Kinder, eine gute Reisernte und ein steinernes Einzimmerhaus hat, wohl auch noch ein großes Grabmal für die Ahnen.

Antsirabe liegt auf 1500 m Höhe, umgeben von Bergen. Norwegische Missionare haben die Stadt gegründet als Erholungsort, wegen des guten Höhenklimas und wegen der Thermalquellen. Antsirabe war auch später noch in der Kolonialzeit beliebt, und man spürt noch heute die Atmosphäre des 19. Jahrhunderts. Schöne Häuser, palmengesäumte Boulevards zeigen, wie es einmal war, heute belebt von den farbenfrohen Pousse-pousses, Rickshaws. Über diese typischen Fortbewegungsmittel in Madagaskar wurden eigene Artikel geschrieben, ich werde einen heraussuchen. Es gibt schöne Wanderungen in der Umgebung, zu kleineren und größeren Bergen, zu Seen. Der Aufenthalt hier ist angenehm, gut zum Einleben. Vielleicht spazieren wir auf den Aussichtsberg Ivohitra und genießen die Aussicht. Besuchen die nahen Seen. Oder wir gönnen uns im Thermalbad eine Massage, die medizinische Abteilung hat einen guten Ruf.

Weiter geht es nach Ambrositra, „wo es viele Rinder gibt“. Die Fahrt von zwei Stunden sei wunderschön, geprägt von terrassierten Reisfeldern im Bergland, bevor man in die Steppen des Südens kommt. Die wie schon gesagt mittelalterlich anmutenden Dörfer mit schöner Architektur, die Ausblicke, gelegentlich Eukalyptuswälder, das wird kurzweilig werden. Im Osten erkennt man die Ausläufer des Regenwaldes, wo die Volksgruppe der Zafimaniry wohnt. Sie sind ausgezeichnete Schnitzer, ihre Werke kann man auch in Ambrositra erwerben, nördlich entlang der Strasse und in der Stadt. Ambrositra ist das Zentrum des Kunsthandwerks, liegt schön an einem Berghang. Auch wieder ein angenehmer Ort zum Bleiben mit vielen Möglichkeiten rundum.

In vier Stunden ist Fianarantsoa erreicht. Auf dieser Fahrstrecke durchqueren wir Ausläufer des Regenwaldes. Der Ort selbst sei nicht interessant, heißt es, andrerseits hat mir ein Bekannter gerade erzählt, gerade dort habe es ihm gut gefallen. Es gilt als intellektuelles Zentrum von Madagaskar. Als Agrargebiet ist es reich, Reis, Maniok, Mais, Wein, Tee werden angebaut. Es gibt wieder schöne Wanderungen im fruchtbaren Landwirtschaftsgebiet rundum. Vielleicht machen wir einen Ausflug in den Regenwald eines Naturschutzgebietes.

Es geht weiter vorbei an Weinbergen und Reisterrassen. Nach 56 km, dh einer Stunde ist Ambalavao erreicht, in einem weiten Tal gelegen, wieder mittelalterliches Gepräge. In der Nähe ist ein Berg als Sitz der Seelen königlicher Ahnen. Im Dorf am Fuß nennen sich die Bewohner „Begleiter der Geister“. In Ambalavao gibt es schöne Seidentücher zu kaufen, die sich im Vergleich zu asiatischer Seide eher grob anfühlen, wie feines Leinen, die Seide gilt aber als sehr hochwertig. Hier wird auch Papier aus zerquetschter Baumrinde mit aufgepressten Blumen hergestellt. Am Markt verkaufen Zauberer Fetische gegen jede Art von Krankheit samt einem Liebestrank, aufgepasst.

Es geht weiter nach Ihosy, die fünf Stunden Fahrt vergehen schnell. Denn die Landschaft hier ist spektakulär. Zuerst gibt es noch einige Granitberge, bis zu 1000 m hoch. Bei Stammeskämpfen sollen sich hier viele Menschen gemeinsam in den Tod gestürzt haben, um einer Niederlage zu entgehen. Heute noch soll man dort Knochen finden, wir werden aber nicht danach suchen… Es geht durch eine Ebene mit weitem Blick bis zu den Bergen. Die hier ansässigen Bara sind traditionellerweise Rinderzüchter, leben zum Teil halbnomadisch. Rinderherden grasen, immer bewacht von Hirten, denn es sollen hier immer wieder große Herden entführt weit fort getrieben worden sein. Rinderdiebstahl sei so eine Art Volkssport, durch den man sein Statussymbol Rinderbesitz erhöhen kann. Ein junger Mann gilt erst dann als heiratsfähig, wenn er Mut und kraft bewiesen hat durch den Diebstahl von Rinderherden…

In der Nähe liegt der Parc National de I´Isalo, ein Muß. Zerklüftete, wie Skulpturen wirkende Sandsteinberge, verborgene Quellen und Oasen, in allen Rottönen leuchtende Erde, ein einzigartiges Gebiet. Neben Trockenflora findet man tropische Feuchtvegetation an den Flusstälern und darin lebende Lemuren. Ich denke, dass wir mindestens einen Tag im Park unterwegs sein werden.

Nun kommen wir immer südlicher in den exotischsten Teil der Insel „mit ihren dornigen Trockenwäldern aus Euphorbien, kakteenähnlich wirkenden Wolfsmichgewächsen und der Madagaskar-Palme.“, auch Baumwollfeldern, den riesigen Baobabs und merkwürdig abgeflachten Hügeln, goldener Erde und silbernen Bäumen. Sind die Kakteen und Aloe-Pfanzen zuerst noch mannshoch, weichen sie später niedrigem Dornengebüsch. In dieser Gegend finden sich auch die berühmten Grabmale Volksgruppe der Mahafaly, Steingebäude von 10-15 m Seitenlänge, deren Wände mit kunstvollen Ornamenten und phantasievollen Malereien geschmückt sind. Auch geschnitzten Pfähle spielen eine Rolle. Der Ahnenkult wird hier sehr hochgehalten.

Wir erreichen über Sakaraha Toliara, „wo man ankern kann“, heute in Nachpiraten-Zeiten das wirtschaftliche Zentrum des Südens. Breite Strassen, Häuser mit großen Gärten, kaum Regen, so lebt es sich hier. 15 km außerhalb können wir die botanische Station eines Schweizers besuchen, der hier seit 40 Jahren einen 40 ha großen „Garten“ betreibt, und noch immer warten zwei Drittel seiner Trockenwaldpflanzen darauf, botanisch korrekt eingeordnet zu werden.

Es gibt nördlich und südlich eine ganze Reihe Fischerdörfer, davon werde ich sorgfältig eines auswählen. Die Strände sind schön, türkisblaues klares Wasser, gut zum Tauchen und Schnorcheln an den nur 500 m von der Küste entfernten Korallenriffen, Ruhe, gute Ausflugsmöglichkeiten. Hier werden wir die dritte, optionale Woche verbringen.

Die anderen müssen leider zurück, per Flug von Toliara in die Hauptstadt.

  

Diese Tour ist nicht nur von der Landschaft her sehr abwechslungsreich. Wir werden auch unterschiedliche Volksstämme treffen, so die Bara, die ähnlich wie die Massai glauben, dass Viehhaltung die einzig menschenwürdige Arbeit sei. Die Mahalefy schaffen wundervolle Grabstätten, über den Ahnenkult werden wir während der Reise noch mehr erfahren. Die Vezo leben als Halb-Seenomaden.

Ich lege dieser Beschreibung bei Postversand das Globetrotter-Magazin Winter 2001 bei mit einem mehrere Seiten langen Artikel samt Photos über Madagaskar – ansonsten Magazin bitte bei mir anfordern, ich habe noch einige Exemplare. Ich finde den Artikel zwar nicht sehr gelungen, aber er vermittelt doch ein Bild von der Insel. Hier wird auch deutlich, wie normalerweise 14 Tage Reise ablaufen: mit drei oder mehr Inlandsflügen, um „überall“ hinzukommen, Norden, Süden, Osten, Westen. Das kommt für uns nicht in Frage, wir erinnern uns an den Leitspruch „weniger ist mehr“. Der Rückflug ist schon nahezu ein Kompromiß, hier aber doch die beste Lösung. Wir bräuchten auf dem Landweg viel Zeit, und man kennt die Strecke schon, da ein Rundkurs nicht machbar ist. Ein solcher wäre möglich, wenn man weiter nördlich bleibt, so war meine erste detaillierte Planung. Die habe ich jedoch verworfen, weil der Süden so anders und einzigartig ist, da müssen wir einfach hin. Und zudem sind wir dann auch schon an Ort und Stelle bei einem Traumstrand. So bin ich sicher, dass es ein spannender und abwechslungsreicher Urlaub wird, nicht stressig, aber auch nicht langweilig. Vanille und Pfeffer werden nur zwei von vielen, vielen Eindrücken sein…

Auf Wunsch Verlängerungswoche am Meer.