Im Oman.

"alte" Reiseausschreibung:

 

Es ist gar nicht leicht, spannende Reisen abseits vom Üblichen zu finden. Mit dem Reiseziel Oman ist das wohl gelungen, glaube ich. Denn ehrlich: wissen Sie Näheres über dieses Land? Kein Wunder, denn der Oman öffnet seine Tore dem Tourismus nur behutsam. Man hat kein Interesse am schnellen Boom wie zB. in Dubai. Nicht mehr als 100.000 Besucher wünscht sich der Oman, und diese Höchstgrenze ist noch lange nicht erreicht. Erst im Jahr 2005 soll es so weit sein.

Anders als in vielen Ländern muß eine Oman-Reise gut geplant und von vornherein perfekt organisiert sein. Denn ungebucht ein freies Zimmer zu finden, darauf kann man sich nicht verlassen – sogar die paar wenigen Wüstencamps sind manchmal voll. Die Hotels stehen oft etwas außerhalb der Ortschaften, nicht gerade neben der Bushaltestelle. Die Lenker von (Sammel)taxis haben nicht selten keine Lust, längere Strecken zurückzulegen. Sie scheuen den Rückweg und bleiben lieber in der Nähe. Und man kann vor Ort nicht auswählen zwischen Führern, die vor der Türe darauf warten, für eine Wanderung durch ein Wadi engagiert zu werden.

Ich habe lange getüftelt, mit Hilfe Ortskundiger, den wir wollen ja nicht eine der klassischen Jeeptouren unternehmen, die auf meist rasche Art von Ort zu Ort führen. Doch bevor ich hoffentlich Ihre Vorfreude steigere mit der Beschreibung dessen, was uns erwarten wird, hier einige Worte zum Land.

Der Oman ist geprägt von einer wilden Gebirgslandschaft aus vielfärbigen Gesteinsformationen, durchzogen von zerklüfteten Tälern. Und natürlich von Wüsten und Küstenlandschaften. Der Oman umfaßt eine Fläche, die um nur ca. 10% geringer ist als jene von Deutschland, seine Einwohnerzahl allerdings beträgt mit gut 2 Millionen nur ca. 3% im selben Vergleich. Das deutsche Bruttosozialprodukt pro Einwohner ist etwa 28 mal höher.

Das sagen die Zahlen. Die Erzählungen berichten von Klippen und weißen Sandstränden, von Tälern mit Palmenhainen und Wasserstellen mit blaugrünem Wasser, von Bergdörfern, Lehmhäusern, von endlosen Dünen und Wüstencamps, von prachtvollen Burgen, von Weihrauch und Muskatnuß und natürlich von gastfreundlichen Menschen.

Und so könnte unser Reiseablauf sein – individuelle Anpassungen sind für jede Frau und jedermann natürlich möglich:

 

Do. 26.12. Abflug München 21.40, an Dubai 8 Uhr, an Muscat 9 Uhr (Zeitverschiebung!)

Fr. 27. 12.:Wir landen morgens um 9 Uhr in der Hauptstadt Muscat, einer modernen Großstadt mit einem nur mehr kleinen historischen Stadtkern. Deshalb fahren wir gleich weiter ins benachbarte Mutrah mit der gepflasterten Promenade, die sich entlang der gesamten Bucht zieht. Hier beziehen wir unser einfaches, zentral gelegenes Hotel nahe dem Fischmarkt. In Mutrah sind noch einige der alten schönen Holzhäuser aus dem 18.Jhdt. zu sehen. Anziehungspunkt ist sicher auch der überdachte Souq mit dem Charme eines orientalischen Marktes, er gilt als beispielhaft schön: traditionelle Kleidungsstücke, Parfüms, Silberschmuck, Weihrauch und Myhrre und jede Menge anderer Schätze werden in engen Gassen angeboten. Omanischer Kaffee mit Rosenwasser und Kardamom hilft uns durchzuhalten, ergänzt von frischen Datteln.

Am Nachmittag können wir von Mutrah aus nach Alt Muscat wandern, und zwar auf dem historischen Pfad über die Berge. Diese Wanderung dauert ca. 2 Stunden. Vielleicht lassen wir uns aber auch einfach treiben, schauen zu, lassen uns Zeit.

 

Sa. 28.12.-Die. 31.12: Wir verlassen Mutrah. Unser Ziel ist die Oase Bahla. Ich schlage vor, dass wir per Bus oder Sammeltaxi dorthin fahren, denn die Verbindung ist gut, die Fahrtdauer per Bus ca 3,5 Stunden. Unser kleines Hotel liegt ungefähr 5 km vor Bahla an der Straße, die von Nizwa her führt, und ist meines Wissens das einzige in der Gegend von Bahla.

Bahla wird dominiert von einer mächtigen Festung, die auf einem Felsrücken thront: Hisn Tamah. Dieses Zeugnis omanischer Lehmarchitektur stammt aus dem 17. Jhdt. und wurde von der Unesco als Weltkulturerbe eingestuft. Lehm ist für diese Gegend in vielerlei Hinsicht von Bedeutung, das sieht man rasch. So wird die gesamte Oase Bahla umgeben von einer 11 km langen Lehmmauer, die teilweise bis zu 5m hoch ist, mit zahlreichen eingebauten Wachtürmen. Und auch im traditionellen Souq findet man neben Antiquitäten, Web- und Silberarbeiten vor allem Töpferwaren. Wenn auch meist die fußbetriebenen Töpferscheiben ersetzt wurden durch elektrische, sind doch die Formen der Töpfe, Schalen und Weihrauchbrenner unverändert geblieben. Man findet auch noch traditionelle Brennöfen mit ihren zwei Meter hohen Lehmkuppeln, in denen die Rohlinge gestappelt werden.

Wir werden sehen, wozu wir in diesen Tagen Lust haben, es gibt genug Auswahl. Bummeln in Bahla. Ein Ausflug in die Stadt Nizwa mit Burg und mächtigem Turm, einer Moschee mit blaugoldener Kuppel. Vielleicht steigen wir auch nur auf einen kleinen Berg außerhalb von Bahla uns sehen zu, wie der Sonnenuntergang die Farben der Oase samt Festung und Mauer zuerst intensiviert und dann verblassen lässt.

Hinter Bahla liegt der Palast Jabrin, vielleicht zieht es uns dorthin. Er gilt als schönster Palast in Zentraloman, gebaut um 1670.

Oder wir fahren ins nahegelegene Dorf Al-Hamra mit seinen 300 Jahre alten dreistöckigen Lehmhäusern im jemenitischen Stil – das Dorf sei „eines der schönsten im Inneren Omans“. Von hier aus bietet sich ein fünf Kilometer langer Spaziergang an ins kleine Dorf Misfah, das malerisch eng an einen Hang gelehnt ist.

 

Die. 31.12. – Fr. 3.1. Auf in die Wüste! Per Jeep oder Minibus treten wir Fahrt Richtung Wahiba-Wüste an. Wir sollten nicht zu spät aufbrechen, denn unser nächstes Ziel ist der Beduinenmarkt von Sanaw. Hier herrscht vormittags rege Betriebsamkeit. Sanaw ist einer der bedeutendsten Marktorte der Beduinen Omans, und Waren aller Art werden umgeschlagen, von frischem Fisch bis manchmal sogar zu Kamelen, von Stoffen bis Schmuck, von Gemüse bis Datteln. Der Souq ist von einer Mauer mit vier Toren umschlossen, das erleichtert uns die Orientierung. Hier werden wir wohl einige Zeit verweilen.

Und dann sind wir da, im Wüstencamp. Wir wohnen in den für den Oman typischen kleinen Palmzweighütten, wer will natürlich auch unter freiem Sternenhimmel. Ein Abendessen wird serviert, wir sitzen traditionell am Boden, Kissen im Rücken. Und nicht vergessen: heute ist Silvester, wir feiern das Neue Jahr in der Wüste! Fernab vom kalten Winterwetter unserer Breiten.

Wir werden sehen, wie es in den nächsten zwei Tagen weitergehen soll: Ruhepause in der zauberhaften Wüstenatmosphäre, Spaziergänge entlang und über die Dünen, oder wollen wir doch lieber auf Kamelen ausreiten? Oder uns einen Guide engagieren für eine Tageswanderung?

Es sah es wirklich als Zufall, als ich im Dezember – Bordmagazin der Swiss ein Special über den Oman fand. Besonders überraschend aber war, dass das von mir gewählte Wüstencamp darin beschrieben war. Denn dieses Camp gilt als „Geheimtipp“ und ist in keinem der Reiseführer erwähnt. Sie finden die Beschreibung aus dem Bordmagazin anschließend.

 

Fr. 3.1. Ein Auto holt uns ab, es geht weiter, Richtung Muscat.

Wir erreichen wir die kleine Stadt al-Mudrayrib. Der Ortskern liegt eingebettet zwischen mehreren mit Wachtürmen gekrönten Hügeln in einer weitläufigen Oase. Viele der eindrucksvollen Häuser aus den letzten zwei Jahrhunderten sind erhalten geblieben, zum Beispiel die Versammlungshäuser. Dann folgt eine Überraschung. Wir steigen auf einen der Hügel und werden erstaunt sein von der wunderbaren Aussicht. Unter uns liegt der Ort mit seinen ausgedehnten Gärten. Wenn wir uns umdrehen, erblicken wir eine weite Kiesebene, die bis zu den Bergen im Hintergrund reicht. Von Süden her grüßen uns letzmals die gelben Sanddünen der Wahiba-Wüste, die alle ihnen im Weg stehenden Felsen kurzerhand begraben. Dieses beeindruckende Szenario gehört sicher mit zu den vielen Höhepunkten unserer Reise.

Wir kommen vorbei an Fanja, das unter einer Steilwand liegt, umgeben von Palmen und Gärten. Vielleicht machen wir einen Spaziergang durch die Terrassenfelder dorthin, entlang der Bewässerungsgräben, die die Gärten mit warmem Quellwasser versorgen.

Die Straße folgt dem Wadi Samail, und schließlich sind wir wieder in Mutrah, im selben Hotel.

Sa. 4.1. Heute könnten wir einen Badetag einlegen. Nahe Mutrah gibt es dazu gute Gelegenheiten. Oder wir nehmen ein Taxi und machen einen Ausflug: 100m entfernt von den letzten Häusern von Muscat windet sich eine Straße durch schroffes Küstengebirge, bis man nach der Küste zu einer Lagunenlandschaft mit mehreren Fischerorten kommt. Yiti ist ein größeres Fischerdorf am Ausgang des Wadis, mit malerisch um eine kleine Lagune gruppierten Häusern. Diese ist durch den Zusammenfluß zweier Wadis entstanden. Kurz vor Yiti führt eine Piste nach Bandar Kahyran. Man erreicht eine Bucht mit einem Mangrovensumpf. Beides wird durch eine vorgelagerte Insel geschützt. Ein kleines Fischerdorf liegt hier. Auffallend ist die reichhaltige Flora und Fauna, die sich hier entwickeln konnte. Seltene Schneckenarten, Austern, Fische, Vögel finden Nahrung.

Meine ursprüngliche Idee war, hier zu zelten. Dies habe ich aufgegeben, da mir alle einheimischen Agenturen, die ich diesbezüglich kontaktierte, nicht vertrauenerweckend erschienen oder zu teuer waren (Ausrüstung mit Vollpension/Tag 28 Dollar pro Person mal zwei, Guide 165 Dollar am Tag = 330 Dollar, 2 Autos für uns bzw Ausrüstung à 193 Dollar am Tag = ca 770 Dollar plus Benzin, Buchungsgebühr pro Person 25 Dollar – was zuviel ist, ist zuviel).

 

So. 5.1. Wir fahren morgens zum Flughafen, Abflug ist um 11 Uhr, Ankunft Dubai 11.50, Weiterflug 15.55, an München 19.35.

 

Ich bin sicher, dass wir im Flugzeug retour auf eine erlebnisreiche und abwechslungsreiche Zeit zurückblicken werden. Einsame Wüstengegenden und quirligen Oasen, Gebirgslandschaften mit eindrucksvoll farbenprächtigen Steinformationen und palmenbestandene Wadis, schließlich die Küstengegend bieten viel Kontrast. Und wir werden auch ein bisschen Einblick bekommen haben vom Leben der Menschen, die ebenso kontrastreich als Industrielle, als Beduinen, als Bauern oder Händler leben und für ein Land stehen, das uns viele Bilder aus Tausendundeiner Nacht zeigen wird.