Eine Woche in Istanbul.

Reiseausschreibung von 2010:

Ich habe lachen müssen, als ich kürzlich sinngemäß las: „Warum nach New

York fahren mit den niederdrückenden Wolkenkratzerschluchten? Warum nach

London mit dem effekthaschenden Millenium Wheel und dem plumpen

Clocktower? Istanbul muß es sein! Hier ragen zarte Minarette in den Himmel,

markante Kuppeln krönen Hügel und mittelalterliche Türme geben den Blick

aufs Wasser frei – schöner geht es nicht.“ Wer weiß, vielleicht stimmt es ja?

Wir werden es herausfinden.

 

Istanbul hat so viel zu bieten, dass die Auswahl schwer fallen wird, auch wenn

wir wirklich viel Zeit haben: eine Woche! Und das zu bester Reisezeit im

Oktober – dann, wenn es sogar frische Feigen gibt!

 

Wir werden natürlich Sehenswürdigkeiten besuchen. Die Blaue Moschee, die

Hagia Sofia, die Süleymaniye Moschee und... Wir werden den Topkapipalast

und den Dolmabahce-Palast bewundern, Kirchen, Parks und wer will Museen.

Einen Schiffsausflug zu einem Fischerdorf machen und schon wieder Fisch

essen. Einen Tag auf einer Insel verbringen. Bekannte treffen. Die Atmosphäre

in den Basaren genießen. Gaaanz oft auf einer Dachterrasse sitzen oder in

einem Teehaus. Alten Silberschmuck kaufen, vielleicht sogar einen Teppich.

Kleine typische Stadtteile, griechisch oder jüdisch, mit Eigenleben „ergehen“.

Und in einem alten schönen Hamam (Badehaus) entspannen. Oder eine

Vorstellung besuchen, etwas Musikalisches oder die tanzenden Derwische,

einen Flohmarkt oder was auch immer. Und dazu, wenn es zu bunt und

lebendig wird, die Möglichkeit, in Kürze zum Bosporus, ans Meer zu kommen

und am Wasser Ruhe zu finden.

 

Das Schöne an Istanbul ist, dass es nicht heißen muß: heute besichtigen,

morgen shoppen, übermorgen bummeln. Alles lässt sich auf meist kurzer

Distanz verbinden, sodaß ein Tag ein gelungenes Ganzes sein wird von

Besichtigen, das Leben beobachten, ein Geschäft mit besonderem Angebot aus

meiner Liste besuchen je nachdem, wo wir gerade sowieso vorbeiwandern,

einen Cocktail oder Raki bestellen auf wieder einer anderen Dachterrasse mit

unglaublichem abendlichen Blick auf die Hagia Sofia und aufs Wasser. Die

Dachterrassen finde ich wirklich toll, das gehört für mich sehr zu Istanbul: auch

von oben schauen.

 

Istanbul hat eine große Anstrengung getätigt, um dem Anspruch

Kulturhauptstadt 2010 gerecht zu werden. Gebäude wurden restauriert, die

schon als verloren galten, Glanz kehrte wieder zurück in manche „alte Hütte“.

Schön, dass wir davon profitieren können. Schön auch, dass wir dieser

Spannung von Ost und West, von Orient und Okzident nachgehen können, der

Aufbruchsstimmung und Toleranz, die spürbar sein sollen.

Ich habe versprochen, meine Tagesplanung schriftlich zu machen. Hier ist sie.

So könnte es werden, so wird es aber nicht sein. Denn ein Vorschlag ist dazu

da, ihn der jeweiligen Situation anzupassen. Ich hoffe, mit euch auch ein, zwei

Bekannte in Istanbul zu treffen, das habe ich unten nicht erwähnt. Wir werden

sicher gern hören, was über Istanbul und das Leben dort „aus erster Hand“

erzählt wird.

 

Samstag:

Anreise, erstes Treffen auf der Hotelterrasse um x Uhr. Blick von oben auf die

Hagia Sophia und das Meer. Details, wie Du vom Flughafen zum Hotel kommst,

wann wir uns treffen etc später per mail.

 

Sonntag:

Den heutigen Tag verbringen wir nicht gleich mit einer Besichtigung der großen

Highlights. Langsam langsam! Wir Glücklichen sind 1 Woche in Istanbul! Daher

ist der erste Tag nach meinem Vorschlag der Atmosphäre gewidmet, dem

Einleben, dem Herumschlendern, dem Beobachten und Zusehen. Wir könnten

im Basarviertel bleiben, nahe unserem Hotel. Bei einem Spaziergang kommen

wir zur osmanischen Barockmoschee Nurosmaniye Camii, die an einem der

Haupteingänge zum Großen Basar steht, ein ruhevoller Ort, wenn nicht gerade

Gebetszeit ist. Das werden wir erleben – die Moscheen dürfen auch von uns

besucht werden. dann geht es zum ersten und sicher nicht letzten Mal rein in

den Großen Basar. Zu den Antiquitätenläden würde ich gern gehen, zum

Silberschmuck, den Teppichen, natürlich zum malerischen Bücherbasar und…

Am Rande des Basars steht die Beyazit Camii, die zweite Sultansmoschee,

frisch renoviert mit 24 kleinen Kuppeln, einem Vorhof und Brunnen. Wer

Interesse hat, kann das nahe Museum für türkische Kalligrafie besuchen. Die

anderen warten dann vielleicht im schönen Garten mit Restaurant der reizvollen

Moschee Sehzade Mehmet Camii, bekannt für die besonders spitzen

Minarette. Wer noch nicht müde ist, schafft es noch bis zur Süleymaniye

Camii, dem bedeutendsten osmanischen Bauwerk mit Armenküche, Herberge,

Krankenhaus, Hamam und Medrese, in toller Lage auf einem der sieben Hügel

über dem Goldenen Horn – sie ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Über die

kleine, versteckte Moschee Rüstem Pasa Camii mit türkisfarbenen Fliesen an

der Fassade und einer schönen Säulenhalle, wieder ein Hort der Ruhe mitten

im quirligen Leben, kommen wir zum Gewürzbasar. Die zu spitzen Bergen

aufgetürmten Gewürze in allen Farben, der türkische Honig und wunderbarer

Ziegenkäse geben ein buntes Bild.

Nun haben wir haben einen „halben“ Rundgang gemacht, sind am Meer bei der

Galatabrücke. Mit der Straßenbahn können wir von hier retour in Richtung Hotel

fahren. Rastpunkte für Tee oder Kaffee, gute Restaurants zB mit einer

Dachterrasse oder bekannt für Spezialitäten, herausragende einzelne

Geschäfte mit besonderem Angebot, die am Weg liegen, habe ich im Blick,

werden hier nicht erwähnt. Und keine Sorge, wir hetzen nicht.

 

Montag:

Zu Fuß geht’s vom Hotel zur Blauen Moschee. Manche nennen sie den

elegantesten islamischen Sakralbau. Durch die Gartenanlagen spazieren wir

zur Hagia Sophia, wiederum ein weltberühmter Sakralbau. Dazu schreibe ich

nichts Weiteres, manche von euch haben ja ohnedies einen Reiseführer. Und

wir werden es, wenn ihr wollt, wie immer machen: an Ort und Stelle liest jemand

den Interessierten aus meinen oder euren Unterlagen das Wichtigste über den

besuchten Ort vor. Hier in der Nähe ist auch die Basilikazisterne. Wer will,

kann ins Museum für türkische und islamische Kunst.

Es ist nur ein paar Schritte von hier zum Topkapi Palast, der übliche Weg, aber

ich denke, es ist genug an architektonischen Eindrücken. Wir könnten mit der

Straßenbahn über die Galatabrücke fahren und bei einem Rundgang durch das

Galataviertel den Kontrast suchen, das moderne Istanbul im europäischen Teil.

Modern ist eigentlich das falsche Wort, denn das war es im 19. Jhdt., als hier

europäische Kaufleute und Diplomaten lebten. Sie brachten das Telefon, eine

U-Bahn, die Straßenbahn, elektrisches Licht, eine Stadtverwaltung. Gegen

Ende des 19. Jhdt. kam das früher reiche Viertel „herunter“. Nun hat sich das

geändert, es wurde restauriert, Künstler und Studenten leben hier, die

Wohngegend hat ihr europäisches Flair bewahrt. Hier sind das Museum für

Moderne Kunst, einige Galerien, aber auch die Kamondotreppe aus dem 18.

Jhdt., der Galataturm, Moscheen, die Kirche St. Peter und Paul und die

Neve-Shalom-Synagoge.

Dann steigen wir um ins Taxi oder in Europas älteste Standseilbahn und

zweitälteste U-Bahn der Welt, die Tünel Bahn, die uns unterirdisch zum Tünel

Platz bringt. Nochmals ein öffentliches Verkehrsmittel, diesmal oberirdisch: eine

Nostalgie-Straßenbahn fährt entlang der Straße Istiklal Caddesi, der

Hauptschlagader dieses Bezirks, zum nicht sonderlich schönen „Herz“ des

modernen Istanbuls, zum Taksim Platz. Am Taksim Platz treffen sich tagsüber

die Einheimischen, um gemütlich entlang der Istiklal Caddesi zu bummeln - das

verschieben wir auf Donnerstag. Nachts stürzt man sich von hier aus ins

Nachtleben, die vielen Hotels rundum bieten die ideale Ausgangslage. Wir

werden uns wohl in ein Restaurant stürzen.


Dienstag:

Die tolle Lage unseres Hotels macht es einfach, den Topkapi Palast heute erst

zu besuchen – wieder zu Fuß vom Hotel aus. Das Areal ist riesig, mit vielen

Grünanlagen. Wir werden hier einige Stunden verweilen, vielleicht auch das

Archäologische Museum besuchen. Wer nicht ins Museum will, dem wird

sicher nicht langweilig, die Anlage ist spektakulär.

Am Nachmittag geht es, wieder per Straßenbahn, über die Galatabrücke bis zur

Endstation. Auf der Uferpromenade hier sollten wir unbedingt spazieren, noch

dazu mit tollen Zielen: zuerst kommen wir zum Dolmabahce Palast, einem

pompösen Prunkbau. Ob wir die Führung von 2 Stunden durchstehen,

bezweifle ich, aber der Eindruck muß sein. Damit ich es sicher nicht vergesse,

Achtung: Öffnungzeiten nur Di, Mi, Fr-So. 1,5 km weiter wieder großartige

Architektur, der Ciragan Palast mit klassizistischer Fassade. Dazwischen

Cafes am Wasser, was will man mehr. Per Taxi oder zu Fuß geht es retour zur

Straßenbahn und wieder in die Altstadt – oder zu einer nahen Standseilbahn,

die von hier zum Taksim Platz fährt.

 

Mittwoch:

Ein Tag auf dem Bosporus muß sein! Um 10.25 nehmen wir das Schiff,

pendeln zwischen Asien und Europa hin und her bis zur Endstation Anadolu

Kavagi. Hier geht es eine gute halbe Stunde zu Fuß auf den Hügel hinauf zu

einer mittelalterlichen Burgruine mit tollem Ausblick auf das Schwarze Meer.

Von dort können wir per Bus wieder ein Stück retour fahren, bis zum kleinen Ort

Kanlica. Hierher kommt man allein schon wegen des berühmten Jogurts – wir

werden es, gemütlich am Ufer sitzend, sicher probieren. Dann bummeln wir

über den Hauptplatz, besuchen eine Jugendstilvilla samt schönem Garten.

Wollen wir hier Mittag essen oder doch lieber am Meer? Weiter retour geht es

wieder per Schiff nach Bebek, einem Nobelvorort mit schicken Villen und vielen

Ufercafes - berühmt für das Marzipan. Per Bus oder Taxi kommen wir nach

Rumleli Hisari zu den wirklich imposanten Festungsmauern. Der schöne

Ausblick hier geht über den Bosporus. Retour nehmen wir nochmals einen Bus.

Ein gemütlicher Tag, geprägt von der Fahrt per Schiff, tollen Ausblicken und

Spaziergängen.

 

Donnerstag:

Ich schlage einen Spaziergang durch das schöne alte Viertel Cukurcuma vor,

südlich des Taksim Platzes. Allerdings gebe ich zu, dass das meine eigenen

Interessen träfe. Es ist ein Eldorado für alle, die sich für Schmuck und

Antiquitäten interessieren. Aus vielen Lager- und Wohnhäusern wurden

Verkaufsräume gemacht, und während man durch diese alte Wohngegend

bummelt, kann man nebenbei stöbern nach alten Dingen oder mittelalten aus

den 50er Jahren, nach schönen neuen, bestickten Stoffen und vielem mehr. Da

wir am Montag den Bummel auf der vom Taksim Platz wegführenden Straße

Istiklal Caddesi wohl nicht mehr geschafft haben, machen wir das heute. Ob

Fischmarkt oder Jugendstilcafe, Arkaden oder alte Post, es gibt viel zu sehen.


Am Nachmittag könnte ein zweiter Besuch im Großen Basar auf der

Wunschliste stehen. Nach den ersten Eindrücken wissen wir nun schon, was

uns interessiert. Oder wir trinken auch nur irgendwo Tee und sehen zu. Oder…

Zur Erholung ein Besuch in einem Hamam, einer traditionellen Badeanstalt?

Gute Idee, das gehört zu einem Istanbul-Besuch dazu. In der Nähe unseres

Hotels ist das Cemberlitas Bad, erbaut 1741. Es zählt zu den prunkvollen

Bädern der Stadt und hat, praktisch für uns, eine Frauen- und eine

Männerabteilung (die kleineren Bäder haben das nicht, da ist das Bad

abwechselnd für Männer oder Frauen geöffnet). Handtuch, Körpertuch,

Sandalen, Seife erhält man dort. Fans von Hamams könnten in dieser Woche

auch noch das Cagalogulu besuchen, ebenso historisch, ebenso prachtvoll,

ebenso sauber, ebenso touristisch (kein Nachteil: man kann die Massage auf

Englisch bestellen).

 

Freitag:

Ich schlage eine Überfahrt per Schiff nach Üsküdar vor, auf den völlig

untouristischen asiatischen Teil der Stadt. Hier kann man einen reizvollen

Spaziergang machen, von Moschee zu Moschee zu Moschee. Es ist die

Wohngegend von vielen Zugereisten aus ländlichen Gegenden, weniger

modern, traditioneller.

Für den Nachmittag habe ich noch einige Vorschläge, die wir dann vor Ort

besprechen. Oder wir kehren zu einem Lieblingsplatz zurückkehren, um dort

noch mehr Zeit zu verbringen. Wer will, kann am Freitag auch einen

Tagesausflug auf eine der Prinzeninseln machen.

Ich habe nicht erwähnt, dass wir über die Galatabrücke zu Fuß gehen, vielleicht

dort essen? Machen wir sicher, wie anderes auch noch, wovon ich nichts

geschrieben habe. Ich habe die ehemals griechischen und jüdischen Bezirke im

Westen nicht erwähnt? Machen wir vielleicht, wenn wir was anderes streichen.

Ich sehe jetzt, dass 1 Woche doch noch viel offen lässt. Dann treffen wir uns

eben in einem Jahr nochmals in Istanbul…

An einem der Abende könnten wir eine Aufführung der Tanzenden Derwische

besuchen. Aufführung ist vielleicht kein gutes Wort – es handelt sich um eine

religiöse Zeremonie, durch die die Tanzenden eine engere Verbindung mit Gott

erreichen wollen. Weitere Veranstaltungen erfahren wir vor Ort.

 

Samstag Rückflug in heimatliche Gefilde

Im folgenden nochmals eine Kostenübersicht, eine TeilnehmerInnenliste, eine

Liste, was Du einpacken könntest und einige Kopien, die kein Reiseführer sein

sollen, sondern Atmosphärisches vermitteln. Weitere Infos folgen noch. Ich

freue mich, mit dir und euch diese Reise zu machen.

Inge

 

Und was kostet das? (Stand 2010)

Mit Billigflug und im Doppelzimmer waren die Gesamtkosten bei einer Reisedauer von 8 Tagen knapp unter 1000€.