Englische Gärten!

Unglaublich, so lange ist das schon her, daß wir diese Reise machten: 2003...
Zeit für eine Neuauflage? So wars:

 

Wir werden bei dieser Reise einige berühmte Gärten sehen mit dem Schwerpunkt Staudengarten – die „Engländer sind ja für ihre Mixed Borders“ bekannt. Zudem werden wir auch einen Landschaftsgarten besuchen, von der Konzeption her ganz unterschiedlich, auch sehr schön – die Rhododendren haben geblüht, ein toller Eindruck. Unser Ziel ist es nicht, möglichst viele Gärten zu sehen, sondern Zeit zu haben in den einzelnen Gärten. Man sitzt auf einer Bank, schaut und genießt. Besucht die Treibhäuser, trinkt einen Kaffee, fährt mit dem Boot einen Fluß entlang, macht eine Führung im Herrenhaus oder Schloß, sieht sich die Vogelschau im Freien an, legt sich auf die Wiese unter einen blühenden Baum. Es wird nicht langweilig. Der sonst übliche Blick auf die Uhr, verbunden mit dem Gefühl: schnell schnell, wir fahren in zwei Stunden schon in den nächsten Garten soll uns fremd bleiben. Weniger ist mehr, dieses Reise-Motto von mir wird bei der Gartenreise sehr deutlich.

 

Ich habe mir viele Gedanken gemacht über die Auswahl der Gärten, aber auch unserer Übernachtungsorte. Denn unsere Reise soll ein Gesamterlebnis werden, der abendliche Bummel genauso interessant sein wie das Bewundern der Rosen.

Wenn dies alles nun nach viel Gehen und Anstrengung klingt: die Reise wird kein sportliches Ereignis sein, Beschaulichkeit ist eher ein treffender Begriff. Und man kann es sich einteilen, ob man viel geht oder lieber auch sitzend bewundert, vielleicht einmal eine Schloß-Besichtigung auslässt. Im Vorjahr waren junge Leute mit von der Partie und auch eine 78-jährige fitte Frau, meine Mutter - und alle kamen auf ihre Kosten.

Ich habe zum Übernachten zwei Orte gewählt, die einige Gegensätze bieten.

 

Die ersten beiden Nächte sind wir in der Kleinstadt Royal Tunbridge Wells, bekannt für seine Arkadenstraße aus früheren Zeiten, als dort reges Kurleben herrschte. Heute noch merkt man, dass dies ein mondäner Kurort war. Dennoch ist es beschaulich, hier zu bummeln.

Die weiteren drei Nächte verbringen wir in Rye, einem unglaublich romantischen Ort in Nähe der Küste: Fachwerkbauten, enge Straßen mit Kopfsteinpflaster, die bergab und bergauf führen, viele Antiquitäten- und Trödlerläden. Ein Meeresarm führt bis in den Ort, und die Boote dort schwimmen auf dem Wasser oder stehen im Trockenen, je nachdem, ob Flut oder Ebbe herrscht. Rye wird im Sommer von sehr vielen Touristen besucht, aber Anfang Juni war das nicht spürbar.

Von den Fahrstrecken zu den Gärten her wäre es gut möglich, alle Nächte in Royal Tunbridge Wells zu verbringen. Auch vernünftiger wäre es vielleicht – aber sehr schade, denn Rye wird Ihnen in Erinnerung bleiben. Und die Distanzen sind nicht sehr groß. Beispielsweise liegt die Fahrzeit zwischen den beiden genannten Orten zwischen einer Dreiviertelstunde und einer Stunde, und in ähnlicher Distanz sind auch die Gärten. Ich kann Ihnen versichern, dass die Fahrten über Land ein eigenes Erlebnis sind: vorbei an weidenden Schafen, Herrenhäusern und Schlössern, durch beschauliche Dörfer.

 

In dieser Gegend gibt es viele bekannte Gärten und auch viele Burgen und Schlösser mit angegliederten Gärten. Wir werden auswählen müssen oder besser gesagt können. Nun endlich zu den Gärten, unserem Hauptthema. Hier mein Vorschlag, zur besseren Vorstellung gleich eingegliedert in einen zeitlichen Ablauf.

 

Am Mittwoch wir fahren vom Flughafen aus am Nachmittag in einem chauffierten Minibus direkt zu unserem ersten Standort Royal Tunbridge Wells, Fahrzeit 1,5 – 2 Stunden. Erster Bummel, erster Pub-Besuch (hoffentlich).

 

Für den Donnerstag schlage ich als erstes den Besuch des Dorfes Tudeley vor, das ohnedies fast auf der Strecke liegt. Hier gibt es ein bisschen außerhalb eine alte kleine Kirche mit beschaulichem Friedhof, allein schon einen Besuch wert. Unglaublicherweise aber sind hier alle Glasfenster von Chagall entworfen worden, eins nach dem anderen, über mehrere Jahre. Dieser idyllische und „typisch englische“ Platz hat in uns sofort das erste Mal den Wunsch geweckt, zu verweilen, die Fenster zu bewundern, die Steinengel auf dem Friedhof, in die weite Landschaft zu schauen und auch in die Nähe, nämlich dem Nachbarn über den Zaun: der erste schöne privatgarten, mit einer riesigen Teichanlage. Zweimal haben wir erlebt, dass Gartenbesitzer unsere bewundernden Blicke über den Zaun gesehen haben und uns einluden,. einzutreten und einen Rundgang zu machen. Mit diesem Hintergedanken fange ich auch sofort mit Gartenbesitzern, die sich blicken lassen, ein Gespräch an...

Zurück zur Kirche: Wir haben im Vorjahr festgestellt, dass der Vormittag die richtige Zeit für einen Besuch ist, da dann die Sonne durch einige Fenster scheint.

Von hier aus geht es weiter in den nahen Garten von Groombridge Place, einen wunderbaren Staudengarten, Gewinner des „Good Britain Guide 2003“. Das alte Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert erhöht den Gesamteindruck der Anlage.

Nachmittags könnten wir in den Garten von Penshurst Place fahren. Der große Staudengarten hat uns sehr gut gefallen, auch hier in Verbindung mit einem alten Herrenhaus.

 

Am Freitag geht es zu einem der wohl berühmtesten englischen Gärten, Sissinghurst Castle, gestaltet von Vita Sackville West und in ihrem Sinn aufrechterhalten. Dieser Besuch gehört zu den Höhepunkten unserer Reise.

Möglicherweise brauchen wir dann zur Stärkung einen Cream Tea, wofür sich der idyllische Ort Biddenden oder Tenterden anbieten würde. Von hier aus fahren wir weiter nach Rye.

 

Am Samstag werden wir vormittags wahrscheinlich einen Bummel durch Rye machen. Am Nachmittag haben wir ein Muß auf dem Programm: den großen und abwechslungsreichen Garten Great Dixter House, für manche im Vorjahr der Lieblingsgarten. Wer je Gartenbücher oder Gartenzeitschriften angeschaut hat, wird einige Szenen kennen, zB den berühmten abgesenkten Garten.

Am Sonntag haben wir die Qual der Wahl. Ich schlage einen Besuch von Scotney Castle vor. Im Vorjahr sind wir anschließend in Rye ans Meer gefahren, das nun einige Kilometer weit entfernt ist. Der Spaziergang dort vom Parkplatz bis hinaus bis an den Strand und dann am Strand entlang war wirklich sehr schön.

 

Am Montag haben wie jeden Montag viele Gärten geschlossen. Der richtige Tag also, um wieder heim zu fliegen. Ich bin sicher, dass wir viele Eindrücke „mitnehmen“ werden: Gartenbilder, Landschaften, Dorfszenen.

Wer noch einige Tage in London oder sonst wo anschließen will: im Vorjahr hat unser Minibus bei der Fahrt zum Flughafen bei einem Bahnhof haltgemacht, und zwei Personen nahmen den Zug direkt nach London.


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