Im Kathmandutal. Bericht von Sonni

Sonnhildes Tagebuch über unsere Reise "Im Kathmandutal", Nepal vom 31.03. – 14.04. 2008

 

MONTAG, 31.03.2008

Anreise nach München auf die verschiedensten Arten.

Bärbel kommt per Flugzeug aus Wien, Maria und Erni kommen aus Linz per Mietwagenservice, Inge , Eva und Gerhard fahren mit dem billigen Bayernticket per Zug und Heinz u. ich kommen ebenfalls mit dem Salzburger Mietwagenservice aus Salzburg nach München. Judith musste leider wegen eines Todesfalles absagen.

Wir sind schon am Nachmittag am Flughafen, finden endlich Zeit, die Zeitung zu lesen. Bei einem Erkundungsgang treffe ich auf Maria u. Erni. Mit großer Freude begrüßen wir „alte Reisebekannte“ – das ist das Schöne an Inges Reisen – sie sind ein familiäres Unternehmen. Bis 19.30h sind dann alle da und wir können pünktlich einchecken.

Wir fliegen mit Qatar-Airlines – ein schönes, komfortables Flugzeug der Emirate. Zum Glück ist das Flugzeug spärlich besetzt und viele Leute benützen die mittleren vier Sitze, um sich auszustrecken und zu schlafen. Nach 5-stündigem Nachtflug landen wir in DOHA. Der Morgen graut gerade, aber man kann schon die Küste und das Meer erkennen. Nach 4-stündigem Aufenthalt Weiterflug nach Kathmandu. Jetzt sieht man, dass Doha auf einer Halbinsel liegt, der Flughafen auf Wüstensand gebaut – nahe am Meer.

DIENSTAG, 1.4.2008

5 Stunden Zeitverschiebung , wir fliegen gegen die Sonne. Wolkentürme bauen sich über Nepal auf. Der Kapitän meldet ein Gewitter über Kathmandu. Eine Stunde lang ziehen wir Kreise, bis wir zur Landung zugelassen werden. Jetzt noch anstellen ums Visum u. dann treffen wir NIRU, der uns mit einem Kleinbus abholt. Niru betreibt ein Reise- u. Trekkingunternehmen, Inge lernte ihn in Graz kennen.

Er bringt uns ins Hotel im Bezirk Thamel, sehr zentral gelegen, mit einem wunderschönen, sehr gepflegten Garten, wunderschönen Blumen, eine kleine Oase inmitten der Stadt.

Wir machen noch einen Spaziergang durch die bevölkerten engen Gassen, wechseln Geld: 1€ = 100 Rupien (herrlich leicht umzurechnen) u. da es zu regnen beginnt, kehren wir um und bekommen noch um 22h ein Abendessen im Hotel. Heinz u. ich essen aus alter Gewohnheit und Vorsicht Gemüsereis. Dann schlafen wir herrlich – leider in getrennten Betten. Die Nacht ist sehr kühl, aber mit Wollsocken und warmem Pyjama kann ich mich „selbst erwärmen“.

MITTWOCH 2.4.2008

Ich schlafe bis ½ 8h und bin froh, dass wir uns erst um ½ 10h treffen, also keine Hektik. Es gibt ein Büffett und für alle, die das mögen, ein reichhaltiges Frühstück mit Eiern und Würstchen, Kartoffeln und Gemüse, aber auch für mich genug Auswahl: Müsli, Obst, Marmelade.

Und dann begeben wir uns auf den ersten Stadtrundgang. Die engen Gassen sind von Menschen, Autos, Fahrrädern und Rikschas und Motorrädern bevölkert. Wir gehen zum Chetrapati Chowk – ein Straßenstern mit Brunnenhaus und Marktfrauen rundherum und von hier Richtung Zentrum. Über den Swachapu Ganesch Tempel gelangen wir zur Kathe Simbu Stupa, wo wir die ruhige Atmosphäre abseits des Getümmels genießen. Im dazugehörigen Kloster hören wir die Mönche singen, kleine Mönchbuben schlagen die Gongs, sie wirken auf mich sehr beruhigend. Später erfahre ich, dass das rhythmische Schlagen der Gongs den Herzrhythmus beeinflusst.

Rund um die Stupa gibt es Geschäfte mit Ketten u. Schnitzereien, und einige von uns finden schöne Sachen. Über den Tabiti Chawk gelangen wir zum Kathmandu Durbar Square, wo man als Tourist Eintritt bezahlen muss, um in das Zentrum der Altstadt zu gelangen, das aus einem zusammenhängenden Geflecht aus Palästen, Plätzen und Tempeln besteht, das den königlichen Bezirk des Hanuman Dkoka Palastes bildet. Dieser Durbar Bezirk von Kathmandu ist in die Unesco Liste des Weltkulturerbes aufgenommen worden.

Hier reihen sich also Tempel an Tempel, mit vergoldeten Dächern und Türen und reichen Schnitzereien an Fenstern u. Türen. Vom Obergeschoß des Nava Durga Tempels zeigen sich Shiva u. Paravati dem Volk. Gegenüber dem Kathmandap Tempel (der Kathmandu den Namen gab), steigen wir über viele Stufen auf die Dachterrasse eines Restaurants, von wo wir einen guten Blick auf den Tempelbezirk und die umliegende Stadt haben, die von Bergketten umgeben ist. Von hier sieht man auch die Swayambunath Stupa, jenseits des Flusses Vishnumati auf einem Hügel gelegen, zu der wir am Nachmittag kommen.

Unsere gemütliche und entspannte Stimmung wird durch eine Demo von Mao-Anhängern gestört, die laut rufend und ihre roten Fahnen schwingend durch die Stadt marschieren . Viele junge Menschen, auch Kinder marschieren mit – die Vorzeichen der Wahlen am 10.4.08

Nach dem Essen streifen wir weiter durch den Tempelbezirk, ersteigen Stufen, um die Schnitzereien besser betrachten zu können, beobachten das Treiben der Menschen und Händler, die hier besonders zahlreich und manchmal auch aufdringlich sind. Eine junge hübsche Bettlerin mit zwei Kindern fällt mir auf. Sie möchte, dass ich 1€ gegen Rupien wechsle. Während ich die Rupien aus der Geldbörse krame, verschwindet sie, ich beeile mich, um ihr das Geld zu geben, rufe sie noch und stecke ihr die Rupien zu. Da erst bemerke ich, dass ein Polizist mit Schlagstock aufgetaucht ist. Sie eilt davon, das kleine Kind kann ihr nicht so schnell folgen und bleibt weinend sitzen. Der Polizist geht zum Kind, da eile ich auch schon hin, spreche beruhigend mit dem Kind und möchte es zur Mutter bringen. Nun traut diese sich herbei und holt das Kind. Ein Erlebnis, das mich sehr traurig und nachdenklich gestimmt hat.

Inge ist mit einem Händler ins Gespräche gekommen, wir gehen mit ihm in ein Kaffeehaus.

Von hier beobachtet Heinz einen Buben, der Motorräder abstaubt und dafür goldfarbene Münzen bekommt, wir haben bisher nur Geldscheine gesehen. Der Händler bringt uns zu einem Schmuckgroßhändler, wo Inge und wir einige Ketten erstehen.

Heinz findet im Geschäft nebenan Schlösser in Tierform – Pferd – Fisch - Löwe. Mit zwei Taxis fahren wir nach Swayambunath über holprige Straßen mit unglaublichen Schlaglöchern durch das Fahrrad-Rikscha-Menschengetümmel. Natürlich kommen die beiden Taxis nicht an der gleichen Stelle an, aber wir finden uns doch. Die ersten Affen treffen wir, als wir die vielen Stufen zur Stupa hinaufgehen.

Heinz entdeckt bei einem Händler wunderschöne alte Schlösser, aber nur zu einem gibt es den passenden Schlüssel. Es ist ein altes Tempelschloß.

Der Stupa von Swayambunath liegt etwa 3km westlich von Kathmandu auf einem bewaldeten Hügel und überblickt das ganze Tal. Er ist seit 2000 Jahren eine der bedeutendsten Stätten des Buddhismus und eines der ältesten Heiligtümer des Kathmandutales und wurde ebenfalls in die Unesco Liste des Weltkulturwerkes aufgenommen. Der Name Swayambunath bedeutet: der Herr, der aus sich selbst entstand.

Der Aufstieg ist wunderschön. Von großen frisch belaubten Bäumen wehen tausende Gebetsfahnen, die eine angenehme Stimmung verbreiten. Oben angelangt haben wir einen herrlichen Rundblick auf Kathmandu und die Hügelketten – genau wie die Augen der Stupa, die in die 4 Himmelsrichtungen blicken. Den Abstieg nehmen wir auf einer anderen Runde. Wieder wehen 1000e Gebetsfahnen von den Bäumen.

Zwei Taxis bringen uns zum Hotel zurück und wir streifen noch durch die nahegelegene Einkaufsstraße. Hier gibt es einen Northland Shop, in dem man günstig Anoraks bzw. Bergausrüstung kaufen kann. Ein Gewitter lässt uns ins Hotel eilen, der neue Anorak erweist sich als wasserdicht. Ich bin froh, meine müden Füße hochlagern zu können, während Heinz seine Schlösser begutachtet.

Zum Nachtmahl fahren wir mit Rikschas zu einem typischen Newari Restaurant. Es ist in einem schön restaurierten Haus aus dem 19.Jh. Auf dem Boden liegen Pölster, davor niedere Tische. Bevor man den Essbereich betritt, muß man die Schuhe ausziehen. Wir mussten längere Zeit vor dem Restaurant auf Inge u. Eva warten. Sie hatten einen betrunkenen Rikschafahrer erwischt, die Fahrt unterbrochen und sind den Rest der Strecke zu Fuß gegangen. Es ist schon ein komisches Gefühl, von einem Mann durch die Gegend geradelt zu werden.

Der Abend klang sehr heiter aus. Nach dem Essen gab es Raki-Reisschnaps, der Eva in Stimmung brachte – auch die Kellner gingen nett auf unsere übermütige Stimmung ein. Zu Fuß gingen wir durch das nächtliche, ausgestorbene Kathmandu ins Hotel zurück.

DONNERSTAG, 3.4.2008

Heute gibt es herrlich warmes Wasser, ich wasche mir die Haare und es funktioniert sogar der Fön, wenn Heinz den Stecker mit seinen Schuhen stützt. Es ist nicht selbstverständlich, dass zu jeder Zeit Strom zur Verfügung steht und in der Rezeption stehen die Zeiten, wann man damit rechnen kann. In den Hotelzimmern stehen Kerzen mit Zündern bereit und in den Hotelgängen gibt es zu gewissen Zeiten auch nur Kerzenbeleuchtung, die Kerzen stehen aus Sicherheitsgründen in Tellern mit Sand.

Wir fahren mit 2 Taxis nach Patan, was „Stadt“ bedeutet oder Lalitpur: „die schöne Stadt“. Patan liegt auf einem Hochplateau, 7 km südlich von Kathmandu. Heute bildeen Patan und Kathmandu ein zusammenhängendes Stadtgebiet, das durch den Bagmati Fluß getrennt ist.

Auf unserer Fahrt überqueren wir den Bagmati Fluß, der anscheinend als Mülldeponie verwendet wird und auf das nächste Hochwasser wartet. Am Ufer weiden Kühe, an einer Stelle lagerten große Mengen Knochen – die Geier kreisten schon am Himmel. Wir kommen aber auch an schönen Häusern vorbei, inmitten von Gärten mit üppig blühenden Bougainvillea in vielen Farben.

Auch hier durchstreifen wir den Palast und Tempelbezirk. Die Bauten stammen aus der Zeit zw. 1566 u. 1723. Auch sie sind in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen worden. Der Palast wurde mit österreichischer Hilfe restauriert.

Auf den Straßen herrscht großer Trubel. Händler, Frauen u. Mädchen bieten ihre Waren an. Sie lassen sich schwer abweisen, sind sehr hartnäckig und begleiten uns, bis wir im Palastinnenhof Ruhe finden. Wir bewundern die schönen Schnitzereien an Fenstern u. Türen sowie an den Dachtraufen. Hinter dem Palast liegt ein Garten, in dem Salat, Ringelblumen, Strohblumen und Iris wachsen. Zwei Affen klettern auf den Palastdächern herum.

Auf einer schönen Dachterrasse essen wir zu Mittag und genießen den Blick auf die Tempel und Dachgärten der Häuser. Wäsche flattert im Wind und liegt zum Trocknen auf den Ziegeldächern. Jedes Haus hat auf dem Dach einen Wasserbehälter. Mitten in der alten Stadt ist eine interessante Wasserstelle: ca. 5 Meter tiefer als das normale Bodenniveau ist ein Steinboden und sind Steinwände, an einer Wand sind 3 Wasserspeier. Frauen und Mädchen stellen ihre Gefäße und Kanister in Reihen hintereinander auf und warten, bis sie an die Reihe kommen, um Wasser zu holen. Die Frauen und Mädchen in ihren bunten Kleidern bieten ein schönes Bild. Wir durchstreifen ein Devotionalengässchen. Heinz kauft zur Stärkung für uns alle kleine süße Bananen, 1 kg 60 Cent.

Am Nachmittag fahren wir mit zwei Taxis zum „Garden of Dreams“ Eine Fahrt kostet für ca. 7km 150 Rupies = 1,50€. Nach einer Fahrt durch dichtesten Verkehr auf einer Außenringstraße betreten wir einen englischen Garten, wohltuende Stille umgibt uns. Es gibt einen Seerosenteich mit Springbrunnen, schöne gepflegte Gebäude einer Bibliothek und eine Mauer umgeben den Garten. Pfingstrosen haben kleine Knospen, es blühen gelbe Rosen, Stiefmütterchen, Petunien, kriechender Günsel, Immergrün, Azaleen. Im Kaiser Cafe fühle ich mich fast wie in einem Cafe im Belvedere oder in Schönbrunn.

Nochmals nehmen wir Taxis zurück zum Hotel. Heinz und ich durchstreifen nach einer kurzen Rast eine Geschäftsstraße und kaufen Mitbringsel für die Kinder. Auf dem Rückweg zum Hotel kommen wir in die Rushhour, es scheint, dass nichts mehr geht und doch kommt man vorwärts.

Zum Abendessen gehen wir in ein Tibetrestaurant. Zwei Männer überlassen uns liebenswürdigerweise den großen runden Tisch, an dem wir alle Platz haben. Wir essen gut und der rote Rum gibt Anlaß zu Gelächter.

FREITAG, 4.4.2008

Pünktlich um 9h holt Niru uns ab. Wir verlassen das Hotel und fahren zuerst zum tibetischen Heiligtum Bodhnatha – 8 km von Kathmandu entfernt. Der Stupa ist einer der größten der Welt mit einer Höhe von 36m und einem Durchmesser von 100 m am Sockel. Die Stupa-Halbkugel erhebt sich auf einem hohen eckigen Sockel, der aus 3 breiten quadratischen Terrassen besteht. Der Stupa ist von einem Kranz mehrgeschossiger Häuser umgeben, in denen sich Geschäfte, Cafes u. Restaurants befinden. Hier befindet sich auch eine Gompa (ein kleines Kloster), das wir betreten, wir sind gleich von wohltuender Stille umgeben. Eine große goldene Buddhastatue füllt den Altarraum aus, ein Bild vom Dalai Lama darf nicht fehlen. Viele Menschen, auch Mönche in ihren roten Gewändern umschreiten den Stupa, drehen die Gebetsmühlen und besteigen die erste Stufe des Stupa, von wo man den Stupa umrunden kann. Blumen stehen in Töpfen auf den Stufen. Ein schöner Ort inmitten der geschäftigen Stadt.

Unser nächstes Ziel ist Pashupatinath. Pashupatinatha, der Meister und Herr aller Tiere, ist der Schutzgott des Königreiches Nepal. Es ist das bedeutendste hinduistische Heiligtum, und daher ist der Tempel eine bekannte Wallfahrtsstätte. Das Ensemble von Pashupatinath wurde von der Unesco in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Pashupatinath liegt 5km östlich von Kathmandu. Hier durchbricht der von Norden kommende Bagmati ein Bergplateau in eine Schlucht, die sich nach Süden weitet. In diesem Trichter entstanden im Laufe der Jahrhunderte dicht gedrängte Heiligtümer.

Die Wallfahrt zum Pashupatinath Tempel sichert dem Pilger, dass seine Seelenwanderung in kein geringeres Geschöpf, als der Mensch ist, stattfindet. Da, wo der Bagmati den Fuß des Berges bespült, gilt er als ein heiliger Strom, in dem zu sterben oder an dessen Ufer verbrannt zu werden Seligkeit ist.

Am Eingang in das Tal ist eine Schule, die wir besuchen dürfen. Die Kinder tragen Schuluniformen. Sie sitzen gerade im Schulhof auf dem Boden und bekommen ein Mittagessen. Die Schulleiterin – eine freundliche Frau – bietet uns eine typische tibetische Mehlspeise an : herausgebackene, in Honig getränkte Schnecken. Natürlich wird eine Spende erwartet.

Auf dem Weg zum Heiligtum werden wir von Händlern umringt und begleitet. Heinz kauft schöne Versteinerungen, von denen Maria weiß, dass sie aus Mustang kommen und dort in den Flüssen gefunden werden. Hier kostet eine Banane 5 Rupies, ebenso ein Foto von Kindern

Am Bagmati finden gerade 4 Verbrennungen statt, die angehörigen Männer stehen dahinter. Den Grund bildet großes Holz, auf das die Toten gelegt werden und dann mit trockenem Gras bedeckt werden – Auf dieser Seite des Flusses stehen die Transportsärge, die nicht mitverbrannt werden. Wenn die Toten verbrannt sind, werden die Knochenrest und die Asche in den Fluß geschoben. Etwas weiter sehen wir Angehörige, hier sind auch Frauen dabei, die Teller mit Früchten zu einem Tempel tragen, ein Mann trägt ein lebendes Huhn, eine Ziege wird mitgezogen. Das Huhn wird dann vor dem Tempel getötet und geopfert.

Die Straße, wo man Blumen als Opfergaben kaufen kann, führt zu einem Altenheim, das von den Schwestern der Mutter Teresa geführt wird. Rechts in einem schmalen langen Raum der Schlafraum der Frauen, links der Männer. Eine Gruppe von Alten sitzt in einem offenen verandaartigen Raum vor dem Fernseher. Im Innenhof des Geviertes, der wie ein Garten erscheint, steht ein Stupa, Wäsche flattert auf Leinen. Eine Schwester führt uns herum, wir kommen in einen anderen Garten, wo sich die Waschgelegenheiten befinden. Hier in der Sonne werden gerade ein paar Alte gewaschen. Alles sieht sauber aus und doch befällt mich Traurigkeit, ob der Verlassenheit dieser alten Menschen, die hier aufs Sterben warten. Hierher kommen nur alte Leute, die keine Verwandten haben, die sie pflegen. Oder geht es ihnen hier vielleicht das erste Mal gut? Wer weiß das?

Den inneren Tempelhof dürfen Nicht-Hindus nicht betreten. Von einem großen Tor sieht man in einen umfriedeten Innenhof, in dem ein riesiger vergoldeter Stier steht. Wir können nur das Hinterteil mit den großen Hoden sehen – Symbol für Fruchtbarkeit. Hier tut sich meine christliche Seele schwer, aber ich weiß zu wenig über den Hinduismus, um hier alles zu verstehen. Nun gehen wir auf die andere Flusseite des Bagmati und vor dem Hain auf dem Plateau am Ostufer haben wir einen schönen Blick auf die Tempel und das enge Flusstal.

Wir setzen die Fahrt nach Dhulikel, unserem Ziel für die kommenden Tage, fort. Wir fahren durch viele Dörfer, fruchtbare Felder und an vielen Ziegelfabriken vorbei. Eine Hügelkette schließt das breite fruchtbare Tal ab. In vielen Kehren geht es bergauf. In einer dieser Kehren zweigt ein Weg ab und führt teils steil bergauf, teils über Stiegen zu einem Restaurant. Ein Gewitter ist im Anzug, und wir müssen den schönen Sitzplatz im Garten wegen des Regens verlassen und ins Haus gehen. Es wird immer kühler, unsere Jacken sind im Bus und so entscheiden Maria und ich, den Abstieg zum Auto in Kauf zu nehmen, um nicht mehr zu frieren.

Da das Kochen des Essens lange dauert, spazieren wir im Gelände herum. Es gibt einen großen Gemüsegarten, die Pflänzchen sind noch klein. Amaryllis blühen wild. Wir haben einen schönen Ausblick auf die Häuser auf der gegenüberliegenden Hügelseite, auf die Felder, die auf unzähligen Terrassen angelegt sind. Hier haben wir 3 Stunden in gemütlicher Runde verbracht.

Ein Stück geht es noch bergauf – es ist eine richtige Passtrasse und dann bergab in ein weiteres Tal, Banepa ist hier der nächste große Ort an der Straße und dann noch einmal bergauf nach Dhulikhel. Dhulikhel liegt auf der Passhöhe und war einst eine wichtige Handelsstadt auf dem Weg Tibet – Indien. Usere Unterkunft liegt etwas unterhalb des Passes mit wunderschönem Blick ins Tal, ins Land und auf die Bergwelt.

Unsere Lodge ist eine schöne Anlage, von einem Dänen geplant. Sie besteht aus einem Haupthaus mit der Rezeption, Aufenthaltsräumen, die gemütliche Sitzgruppen haben, großem Gastraum, Küche und einer großen Terrasse, die am Morgen sonnenbeschienen ist und von wo man bei klarem Wetter den Himalaya sieht, ein wunderbarer Frühstücksplatz. Über Stiegen erreicht man die Gästehäuser. Die Zimmer sind sehr gemütlich und das Beste sind die warmen Daunentuchenten und natürlich der Blick vom Balkon auf die Kette des Himalaya, wenn es klar ist! Außerdem ist das Essen gut und die Kellner sehr freundlich, Inge hat wieder einmal gut gewählt, wir fühlen uns sehr wohl.

Heinz erzählt mir, er hat auf der Herfahrt einen Burschen gesehen, der auf seinem Fahrrad ca. 1,20 m hoch Eiertableaus transportiert hat, mit geschätzten 1000 Eiern.

Als wir Kathmandu verlassen haben, war viel Polizei unterwegs – die Vorwehen der bevorstehenden Wahl.

SAMSTAG, 5.4.2008

In der Nacht hat es geschüttet, aber der Morgen ist schön und im Norden reißen die Wolken auf, und der Himalaya wird sichtbar. Vor uns liegt ein Tal, in das die Hügel abfallen, die bis hoch hinauf mit Terrassen bebaut sind. In der Nacht haben wir einzelne Lichter gesehen, elektrischer Strom reicht also weit hinauf.

Am Morgen herrscht ein vielstimmiges Vogelgezwitscher. Wir beobachten 2 Vögel auf Bambusruten, sie sind dunkelgrau, haben weiße Wangen und einen weißen Stoß. Der Bambus wird ca. 12m hoch und überragt den Laubwald unter uns. Weiters beobachten wir Kohlmeisen, Schwalben, eine Elsternart und ein Hörnchen (Streifenhörnchen) das von Ast zu Ast turnt. Der Fikus Benjamin bildet hier einen Laubwald, es gibt Eschenarten und Wildkirschen.

Nach dem Frühstück steht eine Wanderung durch den Ort und ein Spaziergang durch die Felder auf dem Programm. Schöne Schnitzereien an Türen, Fenstern und den Dachüberständen zeugen vom ehemaligen Reichtum dieses Ortes, der an der Handelsstraße Tibet – Indien liegt. Wir beobachten Frauen beim Wäschewaschen an öffentlichen Wasserstellen, manche waschen sich die Haare mit diesem kalten Wasser. In den Straßen fällt uns auf, dass immer wieder in der Pflasterung Steine besonders bearbeitet sind z.B. blütenförmig – mit buntem Pulver gefärbt, mit kleinen Blüten geschmückt (z.B. Ringelblumenblüten oder Kapuzinerkresseblüten) und als heilige Stätten verehrt werden.

Eine Kuh wurde geschlachtet, aber so lautlos, dass wir es gar nicht bemerkt hätten, wenn Gerhard, der es gesehen hat, nicht aufmerksamgemacht hätte. Sie wurde dann mit Farn bedeckt, das angezündet wurde, um das Fell leichter abziehen zu können.

Kinder begleiten uns, alte Frauen wollen von uns fotografiert werden und wollen natürlich ein paar Rupien dafür. Eine Frau hat eine Show abgezogen. Sie rauchte gerade eine Zigarette, aber sie hielt die Zigarette nicht zwischen zwei Fingern, sondern in der Faust und zog den Rauch durch die Faust ein. Später hörte ich, dass aus Gesundheitsgründen so geraucht wird, denn aus Sparsamkeit rauchen oft mehrerer Personen eine Zigarette.

Wir wandern in die Talebene hinunter, gehen durch die Felder, die auf unzähligen Terrassen angelegt sind und bewässert werden. Frauen und Männer arbeiten auf den Feldern mit Hauen und graben so um. Vor einem Haus sitzt eine Familie. Die junge Frau hält ein Baby im Arm, es ist vielleicht eine Woche alt, sie ist sehr stolz. Ich spreche mit ihr, frage, wie alt das Baby ist, ob das Baby ein Bub oder ein Mädchen ist. Verschämt hebt sie das Tuch auf, mit dem das Kind bedeckt ist. Es hat keine Windeln und ich sehe, dass es ein Bub ist. Der junge Vater sieht sehr glücklich aus.

Immer wieder fotografiere ich Kinder und Frauen, sie lassen es gerne geschehen. Ein Mädchen gesellt sich dazu, das gut Englisch spricht, und wir plaudern eine Weile. Auf der Straße kehren wir nach Dhulikhel zurück, an einem Sägewerk vorbei. Es sieht aus wie alte Sägewerke bei uns am Land.

Im „Royal Guest House“ essen wir zu Mittag. Der Name ist sehr vielversprechend – die Aussicht von der Dachterrasse ist wirklich königlich und die Blumen in Töpfen wunderschön. Wir sind es schon gewohnt, dass das Cola und das Gemüse erst eingekauft werden, aber das spielt keine Rolle, wir sind auf Urlaub.

Den Nachmittag verbringen wir mit Lesen auf der schönen Terrasse unserer Lodge und mit Warten auf warmes Wasser, um zu duschen und die Haare zu waschen. In dieser Nacht bekommt Heinz Durchfall.

Der Morgen beschert uns leider keinen Blick auf den Himalaya – es ist diesig und bewölkt.

SONNTAG, 6.4.2008

Inge hat am Vortag mit einem Burschen gesprochen und ihn zu unserem guide erkoren. Pünktlich um 9h steht Eshor beim Treffpunkt. Unser Ziel ist heute Panauti, 35 km östlich von Kathmandu gelegen im Tal von Banepa.

Wir wandern wieder durchs Dorf, haben einen guten Blick auf das schöne Krankenhaus, das laut Inge in den letzten Jahren sehr gewachsen ist und kommen auf einer Lehmstraße durch Felder und Dörfer. Es beginnt zu regnen, und wir stehen in einer „Teestube“ unter. Sie besteht aus einem Raum, in den eine Verkaufsbudel mit Gaskocher steht, ein paar schmudeligen Gläsern mit Zuckerln, einem Regal mit ein paar Kekspackerln, ein paar Bänken und einem Tisch. Eine Frau, die mir zuerst alt erscheint, es dann aber doch nicht ist, kocht für uns Tee. Sie wäscht Alubecher beim Brunnen und wir trinken getrost den heißen Tee, der uns gut schmeckt. Als es zu regnen aufhört, wandern wir weiter. An einer Hühnerfarm vorbei geht es eine Straße in Kehren bergauf. Wir sehen rotblühende Rhododendren-Büsche und gelbe Brombeeren, die gut schmecken, ein gepflegtes, schön gefärbeltes Bauernhaus.

Am höchsten Punkt der Landstraße liegt ein Dorf und Eva entdeckt eine Frau, die mindestens 10 Ohrringerl die ganze Ohrmuschel hinauf eingezogen hat, und fotografiert sie ausgiebig. Wir kommen an einer Schule vorbei, Kinder begleiten uns immer wieder ein Stück des Weges, der durch einen Föhrenwald führt. Vor den Häusern blühen immer wieder Amaryllis. In der Nähe von Panauti hütet ein Hirte eine Ziegenherde. Wir kommen an einer technischen Schule vorbei, die von Franzosen erbaut wurde.

Plötzlich liegt Panauti vor uns. Die Stadt liegt auf einem Dreieckzipfel am Zusammenfluß von Roshi Khola und Punyamati Khola. Einmündungen und Vereinigungen von zwei Flüssen gelten als besonders heilig. Panauti hat unverhältnismäßig große und wichtige Heiligtümer. Mit Hilfe der französischen Regierung wurden Panauti und seine Heiligtümer renoviert.

Auf der anderen Seite des Flusses liegt der Tempelbezirk. Eine große Ansammlung von Menschen ist zu sehen, denn es findet eine Verbrennung, eine Begräbniszeremonie, statt. Über eine Hängebrücke erreichen wir den alten Stadtteil von Panauti. Eine Frauendemonstration begegnet uns – schöne Frauen und Mädchen, die meisten sind rot gekleidet.

Es beginnt stark zu regnen. Wir flüchten in ein Restaurant und sitzen „on top to the roof“ zum Glück mit Dach und vielen Pölstern zum Sitzen, für den Rücken und zum Zudecken, denn es ist ziemlich kalt. Als wir nach 2 Stunden aufbrechen, regnet es schon wieder, oder noch immer. Trotzdem gehen wir zum Tempel, der einer der ältesten von Nepal ist. Wieder einmal können wir wunderschöne Schnitzereien bewundern. Durch den neuen Teil von Panauti gelangen wir zum Markt und Busbahnhof und fahren über Banepa nach Dhulikhel zurück. Es regnet noch immer.

Ich gönne mir eine Rast im Bett, da sehe ich plötzlich die sonnenbeschienenen Berge hervorkommen – raus aus dem Bett – Berge schauen! An diesem Abend ist es kalt und ich würde mich beim Essen am liebsten in eine Decke wickeln. Umso wunderbarer die Überraschung, als ich mein Bett öffne und eine Wärmeflasche darin finde. Was für eine liebevolle Fürsorge des Lodgepersonals.

MONTAG, 7.4.2008

Ein strahlender Morgen und die ganze Himalayakette ist vom Bett aus sichtbar. Der Planer der Lodge war wirklich genial.

Leider ist Heinz Durchfall unberechenbar und er bleibt in der Lodge, genießt und liest.

Wir fahren mit dem öffentlichen Bus nach Bhaktapur.

Bhaktapur liegt 14 km östlich von Kathmandu am Hanumante Fluß. Auch diese Stadt entwickelte sich an dem Handelsweg Tibet – Indien und verdankt seine Schönheit und den ehemaligen Reichtum diesem Umstand. Die Stadt wird duch den Fluß in zwei Zentren geteilt, deren Bewohner in einer gewissen Rivalität leben. Wir durchwandern enge Gässchen, die teils mit Ziegeln, teils mit Steinplatten gepflastert sind. Der Ort ist teils eine funktionierende Stadt und ein autofreies Freilichtmuseum. Touristen müssen Eintritt bezahlen und tragen so zum Erhalt der Stadt bei. Wir gehen durch die Gasse der Schnitzer und gelangen dabei zu einem Haus, in dem Strickwaren sortiert, vernäht und verpackt werden. In einem Raum, in dem sich Hauben, Stirnbänder, Handschuhe, Socken an den Wänden stapeln, sitzen Frauen auf dem Boden und vernähen Fäden an den Stricksachen. Sie lachen, wenn wir Hauben aufsetzen und freuen sich an der willkommenen Abwechslung.

Die Häuser und Paläste im Stadtinneren sind wunderschön, reich verziert mit Schnitzereien und zeugen vom ehemaligen Reichtum der Stadt. Wir essen in einem Restaurant, das ehemals ein Tempel war, leider diesmal zu ebener Erde, sodaß wir von den Händlerinnen immer wieder zum Kauf genötigt werden. Auf dem Weg durch die Gassen prägen sich schöne Bilder ein:

Frauen sitzen vor den Häusern, zu zweit, zu dritt und stricken.

Kinder, die ihre Geschwister auf dem Rücken tragen oder aus einer Türe neugierig hervorlugen.

Vor kleinen Imbißstuben steht der Gaskessel für Momos, die in Dampf gegart werden.

Bhaktapur ist für die schönen Papierwaren bekannt. Es gibt wunderschöne Billets, mit getrockneten Blumen beklebt oder in Falttechnik, es gibt Mobiles und Alben und Tagebücher. Natürlich können wir nicht wiederstehen und kaufen Geschenke ein.

Für die bevorstehende Wahl werden Vorbereitungen getroffen. Auf dem Taumadhi Square werden auf den Stufen des 5stöckigen Tempels Fahnen positioniert, eine Sitzgruppe aufgestellt und eine Sprechanlage installiert. Als wir vom Stadtrundgang zurückkommen, ist der Platz voll Menschen und eine Stimme dröhnt durch die Lautsprecher, aber es geht alles ruhig zu. Die Rückfahrt nach Dhulikhel ist problemlos. Inge wird im Bus von einer Englischlehrerin gefragt, warum wir mit dem öffentlichen Bus fahren. Heinz hat den Ruhetag genossen, aber es ist noch nicht besser.

DIENSTAG, 8 .4.2008

Geplant ist eine Wanderung von Dhulikhel nach Nargakot. Doch nach der Besprechung mit unserem Guide Eshor ändert Inge den Plan, zu Fuß nach Nargakot zu gehen. Wir fahren mit dem Buss nach Bhaktapur, durchqueren die Stadt an der östl. Seite zu Fuß, um zur nächsten Bushaltestelle zu kommen. Auf dem Weg gibt es viel zu sehen:

Töpfer: trocknen Schüsseln in der Sonne am Straßenrand. In der Mitte haben die Schüsseln noch ein Loch, das im 2. Arbeitsgang von der Frau mit einem Stössel geschlossen wird. Dann folgt der Brand in einem einfachen Brennofen. Die Wohnung der Leute ist eine einfache Hütte:

Tischler: arbeiten auch am Straßenrand, die Möbel stehen in der Sonne. Manche stellen nur Betten her, andere Schränke, wieder andere Sesseln und Tische. Wir sehen sogar, welche in Art des Jugendstils erzeugt. Zum Glück ist der Stoff noch plastikbezogen, sonst hätten die Sessel schon Farbe abbekommen – ob es je abgezogen wird?

An der Bushaltestelle haben wir viel Zeit zu beobachten. Wir kaufen Bananen mit sehr staubiger Schale 20 St. um 50 Rupien. Vor kurzem hat Heinz für 20 St. 100 Rupien bezahlt.

An einer Baustelle werden Ziegel umgestapelt. Jeder Ziegel wird von Hand in eine Form gepresst, gestapelt, gebrannt, wieder gestapelt u.s.w. Ein Ziegel wird unglaublich oft in die Hand genommen, bevor er eingemauert wird.

Zwei Frauen kommen zur Haltestelle. Sie schleppen große Reissäcke (wie Zementsäcke) auf dem Rücken, die mittels einer Schnur - um den Sack - und einem breiten Band – um die Stirn – getragen werden.

Nach langer Wartezeit fahren wir durch das fruchtbare Tal. Weizen, Gerste u. Hafer stehen schon hoch, große Kartoffelfelder blühen gerade. Und dann geht es eine schmale, kurvige Straße bergauf, öfters knapp am Abgrund. Erni empfand die Fahrt höchst abenteuerlich und gefährlich, zumal die Buslenker sehr junge Burschen sind. Aber die Aufregung hat sich gelohnt. Auf dem Bergrücken liegt Changu Narayana. Die landschaftliche Schönheit der Lage, seine Geschichte (das Heiligtum Narayanas – eine Form von Vischnu) besteht seit dem 5.Jhd. und vor allem die hervorragenden frühen Skulpturen machen den Ort zu einer der bedeutendsten Kunststätten des Kathmandu Tales. Das Ensemble wurde als Weltkulturerbe in die Liste der Unesco aufgenommen, und einen Nachbau des Tempels konnte man bei der EXPO in Hannover bewundern. Die Schnitzereien und die Bemalung des Tempels sind wirklich einmalig.

Wir sind gerade die einzigen Touristen, wohltuende Stille umgibt uns. Die Schönheit des Tempels – die wunderschönen Farben berühren uns zutiefst. Hier verweilen wir gerne. Ein Mann erklärt uns unaufdringlich die Kunstgegenstände. Natürlich erstehen wir wieder einige Souvenirs, die auf dem Aufstiegsweg zum Tempel angeboten werden. Ich erstehe ein Schaukelpferdchen mit einem etwas unförmigen Kopf und eine Yakglocke mit schönem Klang. Gerhard, der Kenner, berät mich beim Kauf von CDs für unseren Sohn, sodaß ich etwas Qualitätvolles mitbringen kann.

Die Mittagspause halten wir wieder in einem Restaurant auf der Dachterrasse. Hier bietet uns Eshor kleine, aus Horn geschnitzte Vögel an, die zur Verzierung mit Messing beschlagen sind. Von hier aus beginnen wir unsere Wanderung nach Nargakot. Auf einer trockenen Lehmstraße wandern wir am Kamm des Hügels durch Dörfer, deren Häuser zum Teil noch mit Stroh gedeckt sind, durch lockeren Föhrenwald und Eukalyptusbäume. Wir haben immer wieder schöne Ausblicke ins Tal zu den vielen Ziegelfabriken mit ihren Schloten, auf die Terrassen die diese Landschaft prägen.

In den Dörfern begegnen wir freundlichen Menschen, Kinder laufen herbei, lassen sich gerne fotografieren und möchten natürlich „Fotorupie“ oder Schokolade. Wir treffen immer wieder Frauen, die Lasten tragen – Mist und Laub zum Einstreuen in Körben, Holz in großen Bündeln. Wir zweigen von der Straße ab und gehen einen schmalen Steig den Berghang entlang durch einen Rhododendronwald. Leider blühen sie nur vereinzelt, aber jede rote Blüte wird sofort gezeigt.

In einem Dorf kaufen wir Wasser, diesmal 25 Rupies, in Dhulikhel zahlen wir 15 Rupies. Hier gibt es noch viele Hennen mit Küken in den verschiedensten Altersstufen, vom kleinen Wuserl bis zu älteren Küken. Die Hähne sind wunderschön und farbenprächtig. Sie erinnern mich an unsere „Altsteirer Hähne“. Es gibt aber auch weiße Hähne mit braun-gelben Schwanzfedern. Viele Kühe weiden das spärliche Gras ab oder knabbern an Büschen. Es gibt unzählige Kitzlein. Kühe und Büffel stehen bei den Häusern oder werden auf einer Weide von einem Hirten oder einer Hirtin gehütet, sie sehen alle sehr mager aus, die Knochen ragen hervor. Heinz meint, das liegt an der Rasse!???

Auf den Bauernhöfen fehlen auch die Hunde nicht, die ihre Häuser bellend verteidigen aber sonst sehr friedlich sind. Ein hellbrauner Hund begleitet uns schon die längste Zeit, ruhig und ohne zu bellen und zu betteln läuft er neben oder vor uns her. Jeder von uns schließt ihn in sein Herz. Heinz gibt ihm seinen „plain rice“ zu fressen und Bärbel hat einen Toast für ihn. Mit Anstand und ohne Gier frisst er alles. Er bleibt bei uns, bis wir mit dem Bus die Heimfahrt antreten, hoffentlich findet er wieder heim.

Eshor ist so lieb und nimmt mir den Rucksack ab, den ich, um Heinz zu schonen, genommen habe. Ich bin froh, dass Heinz trotz seiner Verstimmung so gut durchhält, obwohl er fast nichts gegessen hat. Aber heute hätte er etwas Schönes versäumt.

Nach 3stündiger Wanderung kommen wir auf die Hauptstraße. Es wären noch 6km nach Nargakot. Von Nargakot hätte man bei schönem Wetter eine gute Sicht auf den Himalaya. Heute ist es diesig und wir verzichten auf den weiteren Straßenhatsch und bleiben bei einem „Cafe“. Der Besitzer öffnet es für uns, er hatte es wegen der bevorstehenden Wahl schon geschlossen. Er putzt staubige Sessel für uns ab und kocht Tee.

In einem überfüllten Bus fahren wir nach Bhaktapur und weiter nach Dhulikhel. Es ist interessant, die Menschen im Bus zu beobachten. Schöne Frauen in Saris, einfache Großmütter mit Enkeln und viel Gepäck, junge Burschen in Jeans, die versuchen, mit uns Englisch zu sprechen. Eine junge Frau, Englischlehrerin, fragt, warum wir mit dem öffentlichen Bus fahren. Inges Antwort ist, weil es billiger und interessanter ist. Ein Bursche ist Schaffner und sammelt das Geld ein. Ich glaube, es hat kaum jemand eine Chance, schwarz zu fahren. Die Bustüre ist immer offen, manche Männer steigen in den fahrenden Bus ein. Wenn im Bus kein Platz ist, so werden Menschen, Tiere und Gepäck auf dem Dach transportiert. Die Höhe der Busse ist für kleine Leute wie mich gedacht. Inge hat da Schwierigkeiten. Obwohl Busse wie Klapperkisten wirken, scheinen sie nicht reparaturauffällig zu sein.

Häuser: die meisten Häuser sind aus Ziegeln gebaut, sehr viele sind nicht verputzt. Zum Teil sind es schmale, hohe Häuser, 1 od. 2 fensterbreit. Oft ragen noch die tragenden Betonsäulen in den Himmel, eine Vorsorge, um bei Bedarf noch höher bauen zu können. In den Dörfern sind die Häuser meist einstöckig, an den Längsseite, die die Eingangsseite ist, gibt es meistens einen überdeckten Platz, wo die alten Menschen im Schatten sitzen und am Leben des Dorfes od. der Familie teilnehmen können. Viele Häuser haben im Erdgeschoß einen großen fensterlosen Raum, den man mit einem Rolladen schließen kann. Hier kann man ein Geschäft od. eine Imbisstube einrichten.

MITTWOCH, 9.4.2008

Wanderung von Dhulikhel nach Namobuddha. Unser Weg führt uns durch einen uns unbekannten Teil von Dhulikhel und man bekommt eine Ahnung, wie groß es ist. (13.000 Einwohner), denn es erstreckt sich auf mehreren zusammenhängenden Hügelkämmen. Eshor führt uns zu einem Künstler, der auf dem Weg liegt. Wir sehen Bilder in verschiedenen Maltechniken, und wir erstehen ein Ölbild, das Rhododendronblüten zeigt.

Danach wandern wir durch einen Laubwald, in dem viele Stufen zu einem Heiligtum führen. 700 sind schon fertig, die restlichen 300 werden erst gebaut. Ein Glück für uns, so wandern wir auf der Straße weiter, dann einen schmalen Weg durch Gebüsch, der uns zu Eshors Haus führt. In dem einstöckigen, blechgedeckten Haus lebt er mit seinen Eltern, seiner Frau und seinem 3jährigen Sohn. Wir werden freundlich von den Frauen empfangen. Natürlich sind es mehr Frauen und Kinder, die sich das seltene Ereignis nicht entgehen lassen möchten. Die Frauen lachen sehr viel, und es ist eine Freude, sie zu fotografieren. In einem der Zimmer, in dem zwei Betten, ein Tisch mit Fernseher und ein paar Sessel für uns stehen, servieren uns die Frauen köstlichen Gingertee, der sogar Heinz schmeckt. Eshor ist stolz auf seinen kleinen Sohn, der bald in den Kindergarten oder eine Art Vorschule kommt. Mir erscheint er dazu noch zu klein. Er kommt in eine Privatschule, für die man Schulgeld bezahlen muss: einmalig 1.800 Rupien und dann monatlich 400 Rupien.

Das sind die Highlight an Inges Reisen: die Kontakte zur Bevölkerung und die Möglichkeiten zu sehen, wie diese Menschen leben. Plötzlich habe ich das Gefühl, ich lerne Nepal kennen, ohne viele Orte zu bereisen. Wir wandern weiter, die alten Pfade und Verbindungswege von Dorf zu Dorf hoch oben am Kamm des Berges und dann steil bergab, bis wir zu dem Dorf kommen, in dem die Vögel aus Horn (mit Messing- u. Metalleinlage) geschnitzt werden. In einem Haus sitzt der Schmied des Dorfes und dengelt Sicheln. Zwei Frauen dreschen Getreide, indem sie ein Bündel nehmen und auf Stein schlagen. Wieder zwei Frauen schneiden Kurkumawurzeln in Stücke, ihre Hände sind ganz gelb.

In diesem Ort merken wir, dass wir noch einige Stunden zu gehen hätten, bis wir das Kloster Namobuddha erreichen. Wir würden gerne den Bus nehmen, aber der nächste fährt erst in einer Stunde. So beginnen wir den Aufstieg zu Fuß. Plötzlich ruft uns Eshor zurück. Er hat ein Auto, das von Mönchen gelenkt wurde, aufgehalten, und wir dürfen mitfahren, klettern auf die kleine Ladefläche, sitzen auf kleinen Farbfässern und Koffern, auf dem Boden oder auf der Bordwand. Manche sitzen höchst unbequem, aber nach der Devise besser schlecht sitzen als gut gehen sind wir sehr zufrieden. Wir fahren die schlechteste Straße unseres Lebens. Heinz, der einen guten Ausblick von der Bordwand auf die Straße hat, warnt uns, wenn es besonders arg ist. Trotzdem genieße ich die schöne Landschaft und sehe unerschrocken die steilen Hänge hinunter. Wir werden ja von Mönchen geführt, es kann uns nichts passieren. Auf der Spitze des Berges erstreckt sich das große tibetische Kloster Namobuddha, wunderschön hergerichtet erstrahlt es in bunten, leuchtenden Farben und viel Gold. Man merkt, dass tibetische Klöster viel Geld von der Welt bekommen. Der Mönch wollte kein Geld für die Fahrt nehmen, da der Glaube verlangt, Gutes zu tun und zu helfen, wo immer es möglich ist. Diesmal sind wir in den Genuß der Religionsregeln gekommen und sind dankbar.

Unzählige Gebetsfahnen wehen von den Dächern der Häuser und von den Bäumen. Die Farben rot, blau, gelb, grün und weiß stehen für die 5 Elemente: Feuer, Erde, Luft, Wasser u. Himmel. Darauf sind Windpferde und Mantras abgebildet – „om mani padme hum“. Der Wind soll die Gebete, die Bitten um Gesundheit und Glück und das Mitgefühl für alle Menschen in die Welt tragen. Wir verweilen bei dem großen Buddha, hier ist eine wunderbare Atmosphäre. Beim Abstieg kommen wir zu der Darstellung der Legende, wo Buddha sich einer Tigerin zum Fraß anbietet, weil er nichts anderes hat, um sie und ihre Jungen zu nähren. Nach einem steilen Abstieg auf fester lehmiger Erde durch einen Rhododendronwald kommen wir zu Stupa, der von einem Mann unzählige Male betend umrundet wird. Hier rasten und essen wir, bevor wir zur Busstation gehen. Eine Frau mit Zwillingen und einem größeren Mädchen verkauft hier Getränke in einer einfachen Hütte. Bis der Bus kommt, haben wir Zeit zu beobachten und beobachtet zu werden und teilen unsere Trockenfrüchte mit der Familie.

Die kleinen Kinder haben keine Windeln, sondern wollene Hoserln, die immer wieder ausgewaschen werden und im Gesträuch am Wegrand getrocknet werden.

Wenn man durch die Dörfer wandert, sieht man immer wieder die öffentlichen Wasserstellen, wo die Frauen hocken und in ihren Blechschüsseln Wäsche waschen, sie plaudern und lachen dabei.

Die Fahrt zurück nach Dhulikhel, diesmal in einem fast leeren Bus, ist eine Belastung für unsere Wirbelsäulen sondergleichen. Ich traue mich nur aufrecht zu sitzen, um die Stöße so gut wie möglich aufzufangen. Die Busse müssen eine tolle Konstruktion sein, dass sie diese Anforderungen aushalten, ebenso der Lenker!! Obwohl wir nur 2 Stunden gewandert sind, sind wir müde, verschwitzt und unendlich staubig. Als ich die Hose ausbeutle, steigt eine Staubwolke auf. Diesmal genieße ich die Dusche ganz besonders.

Wir haben uns sehr herzlich von unserem Guide Eshor verabschiedet und wünschen seiner Familie alles Gute.

DONNERSTAG, 10.4.08 – WAHLTAG

Der öffentliche Verkehr ist eingestellt, es gibt keine Zeitungen, kein Telefon und Internet – was wird dieser Tag für die Nepalesen bringen?

Wir treffen uns um 10h mit Herrn Brem Shresta (Mitbesitzer der Lodge) und Bruder des Herrn Ram Shresta, Arzt und Gründer des Spitals in Dhulikhel. Ram studierte in Wien Medizin und absolvierte in Vorarlberg sein Praktikum. So lernte Inge ihn kennen. Mit Hilfe von Vorarlberger Spenden gründete er das Spital, den Grund schenkten Bauern, die jetzt im Spital arbeiten. Im Laufe von 15 Jahren hat sich das Spital sehr vergrößert und zählt zu den modernsten in Nepal. Es ist wunderschön gelegen. Der Blick schweift ins Tal zu den Feldern und zu den umgebenden Hügeln und Bergen. Auf einer Fotografie in der Mensa sieht man das Spital und im Hintergrund den schneebedeckten Himalaya. Solche Fotos können an klaren Tagen entstehen.

Das Krankenhaus wurde von einem dänischen Architekten geplant, mit österreichischer und internationaler Hilfe finanziert, mit ausrangierten, aber noch guten Betten und medizinischen Instrumenten und Geräten eingerichtet. Ich sehe X-Ray (Röntgen) Ultraschall, Scanner, eine Geburtenstation, Apotheke, Dermatologie (hier ließ Gerhard sein Bein untersuchen und erfolgreich behandeln), Zahnambulatorium, Labors u.v.m. Das Spital hat 150 Betten – wir sehen nicht alles. Es ist sauber, große Terrassen sind den verschiedenen Stationen vorgelagert. Wir sind in der Geburtenstation, auf der Terrasse steht eine Badewanne und einer jungen Mutter wird gezeigt, wie man das Baby hält und badet. In den Gängen hängen Bilder, auf denen man sieht, wie man Babys massiert.

In der Kantine riecht es köstlich nach einem Currygericht. Wir werden mit Nepalitee bewirtet. In der Kantine ist eine Fotoausstellung „Nepal hinter Draht“, die sehr interessant ist. Man sieht Drahtzäune, Landschaft mit Stromleitungen od. Telefondrähten u.v.m. Ein österreichischer Gärtner hat einen wunderschönen Garten mit Teich im Eingangsbereich angelegt. Blühende Büsche und Blumen verbreiten eine angenehme Atmosphäre. Es ist schön, einen gepflegten Garten zu sehen.

Nach der Besichtigung wandern Erni und ich durch die Felder. Heinz ist an diesem Tag im Hotel geblieben. Wir genießen die Ruhe, die Weite und das Grün. Frauen und Mädchen arbeiten in den Feldern, sie sicheln Futter für die Kühe. Ein Mädchen trägt den Korb auf dem Rücken und wirft das abgesichelte Grünzeug über den Kopf in den Korb, aber da er schon ziemlich voll ist, fällt ihr jedes Mal beim Bücken das Gras auf den Kopf. Wir gehen weiter, denn wir müssen schmunzeln. Andere Mädchen haben rechteckige Tücher so umgebunden, dass sie einen Sack bilden. Ein Zipfel unter der Achsel, der andere Zipfel am Rücken, am Hals zusammengebunden, die anderen beiden Zipfel um die Taille gebunden. Der Stoff ist so lange, dass er am verlängerten Rücken einen Sack bildet. Die Körbe stehen daneben und werden nach und nach gefüllt. Wir plaudern mit den Mädchen. Erni zeigt ihnen einen Marienkäfer und sagt das deutsche Wort langsam und deutlich. Sie nennen uns den nepalesischen (od. Newarischen ) Namen: lelipold. Eine Erinnerung an Wolfgangs Kindertage steigt auf, er sagte zu Käfern : lilibit.

Ein alter Mann mit Sonnenschirme treibt Schafe und Ziegen auf die Dämme zwischen den Feldern. Die Dämme, die zur Bewässerung des Getreides und der Kartoffeln gebaut sind, werden teilweise mit Hilfe von gefüllten Säcken gebildet. Die Erde ist sehr lehmig und anscheinend dicht, denn das Wasser verbleibt in den Kanälen.

Kuhreiher suchen in Scharen Nahrung auf den Feldern.

Burschen kommen von der Wahl. Sie sind gekleidet wie alle Burschen der Welt: Jeans, Hemd, T-Shirt u. ganz wichtig, die Sonnenbrille. Im Gegensatz dazu sind die Newari-Männer sehr speziell gekleidet: lange schmale Hosen, langes Hemd, das bis zu den Oberschenkeln reicht, und ein Gilet sowie eine Mütze, die wie ein Schiffchen aussieht und ein ganz typisches Muster hat.

Auf dem Rückweg beobachten wir Frauen, die Säcke auftrennen. Aus diesem Material knüpfen sie mit Hilfe ihrer Zehen (Spannung) Stricke, die sie verkaufen. Der Ausflug mit Erni war wunderschön, sehr geruhsam und besinnlich.

Ein anderer Teil unserer Gruppe hat sich ein Wahllokal angesehen und war dann noch bei Brem zu einem Imbiß eingeladen. Ich glaube, da ist auch ziemlich viel Alkohol geflossen.

Den Nachmittag verbringe ich auf dem Balkon mit lesen, Sudoku lösen, Karten und Tagebuch schreiben. Dabei begleitet mich das Zwitschern der Vögel, das laute, eintönige Quaken eines Frosches, fernes Flugzeuggeräusch und Hubschraubergetöse. Der Blick ins Tal und die Hügelketten ist sehr beruhigend.

Am Abend gibt es ein Buffett, und es ist lustig, von den verschiedenen Speisen zu kosten, Suppe, Safranreis, weißer Reis, Gemüsereis, Kartoffeln und Gemüsenudeln = vegetable Chaomin, gegrilltes Huhn und verschiedene köstliche Gemüsgerichte und Saucen, Äpfel im Schlafrock und Schokopudding. Zum Abschluß gönnen sich Erni, Eva u. Gerhard roten Rum (Kukri Rum), der köstlich duftet. Heinz ist immer noch vorsichtig mit der Essenswahl.

Inge bekam heute Fieber, eine Verkühlung vom Zug im Bus oder ein Sonnenstich? Hoffentlich erholt sie sich bald.

FREITAG, 11.4.08

Mr. Brem hat uns zu einem Picknick eingeladen. Leider kann Inge wegen des Fiebers nicht mitfahren. Mr. Brem hat einen Verkehrsbus gechartert, um alle unterzubringen. Sein Bruder (Bürgermeister), die Ehefrauen und die jugendlichen Kinder sind mit von der Partie, ebenso die Frau des Kochs und Frauen von anderen Angestellten und der dänische Architekt mit seiner Frau. Das Essen, die Getränke, Töpfe und Geschirr und Gläser werden in einem Auto extra gebracht. Wir fahren auf der kurvigen Paßstrasse bergab ins Tal, das wir von unserem Balkon sehen, durch Ortschaften, in denen wunderschöne Bougainvillea u. Rosen blühen. Je tiefer wir kommen, desto weiter im Wachstum sind Gemüse und Getreide. Paradeiser und Mais stehen schon sehr hoch, das Getreide ist gelb und wächst oft auf ganz schmalen Terrassen, manchmal nur 1m breit. Wir glauben, schon auf der Talsohle zu sein, aber dann geht es noch einmal abwärts und das Tal wird so schmal, dass nur noch der Fluss und die Straße Platz haben. An den steilen Wänden hängen Tropfsteine. Dann kommen wir durch ein Gebiet, in dem die Erde ganz rot ist.

Im Ort Dhumarghat zweigen wir in ein anderes Tal Richtung Norden und fahren neben dem breiten Flussbett des Sukozi Rivers flussaufwärts. Wir durchfahren das Sundhupalchock Resort und kommen in ein weiteres Flusstal, in dem viele Schotterwerke sind. Frauen und Männer zerklopfen Steine, sieben Sand. Sie haben sich aus Ästen mit Blättern oder aus Säcken Sonnenschutz gebaut und wohnen in ärmlichen Hütten am Straßenrand. Viele Lastautos warten, um mit Sand oder Schotter beladen zu werden.

Wir erreichen die Ortschaft Sukute 30 km Nöstl. von Dhulikhel gelegen. Das Sukute Beach Adventure Camp ist das Ziel unseres Ausfluges. Es ist in einem gepflegten Garten gelegen, mit blühenden Bougainvillea, einem Swimmingpool, kleinen Hütten zum Rasten oder Schlafen, einen großen offenen Ständerbau, in dem sich ein Restaurant mit Billardtisch befindet und Toiletteanlagen. Zur Begrüßung gibt es Bier und Coke. Die Jugendlichen schwimmen im Swimmingpool oder versuchen es zumindest. Als das Küchenpersonal mit Töpfen und Essen angekommen ist, begibt sich die ganze Gesellschaft an das breite Flussufer, in dem es wunderschöne runde Steine gibt.

Sofort werden Decken aufgebreitet, Steine für eine Kochgelegenheit zusammengetragen und das Kochen, Braten, Dünsten beginnt. Getränke werden angeboten. Gerhard hat eine Badehose mit und sucht flussaufwärts eine Stelle, die nicht so reißend ist. Mutig stürzt er sich in den kalten Bergstrom und hält es sogar einige Zeit darin aus. Wir begnügen uns, die Füße ins Wasser zu halten. Dann streifen wir das Ufer entlang und sammeln Steine. Heinz ist barfuß unterwegs und tritt sich an einem dürreneinige Stacheln ein. Es sieht aus, als ob er auf einen Seeigel getreten wäre – also kleine Operation – aber leider ich kann nicht alle Stacheln herausziehen.

Gebratene Fische und Mangos werden herumgereicht und etwas später gibt es gebratenen Sauschädel – riecht zwar gut, sieht aber für mich eher grauslich aus – scheint aber eine Delikatesse zu sein, denn Männer, Frauen und Kinder schmausen genüsslich. Heinz und ich rasten im Schatten des Gartens, Eva hat es sich unter einer Bananenstaude gemütlich gemacht. Bärbel, die sehr gut englisch spricht, unterhält sich mit dem dänischen Ehepaar, das schon 20 Jahre in Kathmandu lebt.

In der Zwischenzeit wird gekocht und gebraten, und manchmal rührt der „Patriarch“ unter lautem Gelächter der Jugend in den Kesseln um. Die Teller werden am Fluß gewaschen und literweise Bier ausgeschenkt sowie Cola und Mangosaft, die im Fluß gekühlt worden sind. Als Reis und Dhal fertig sind, nähern wir uns verschämt dem Lagerplatz – unser Hunger ist in der Zwischenzeit ziemlich angewachsen, und wir dürfen uns von den köstlichen Gerichten nehmen. Der Koch und die Frauen gehen herum und reichen rohes, geschnittenes Gemüse sowie pikante Saucen. Darauf verzichten wir aus Angst vor Durchfall, aber beim Eis können Heinz, Gerhard und ich nicht widerstehen. Es hat uns jedenfalls nicht geschadet.

In der Zwischenzeit haben wir Zaungäste bekommen. Kinder haben sich in einiger Entfernung niedergelassen und uns bei der Schlemmerei beobachtet. Ich muß gestehen, mir war nicht wohl dabei. Aber sie haben dann doch noch ordentlich große Portionen zu essen bekommen. Als sie merkten, dass Essen für sie vorbereitet wurde, liefen sie zum Fluß, um sich die Hände zu waschen und danach wuschen sie die Teller im Fluß. Ich glaube, alle von unserer Gruppe fühlten sich wohl, als die Kinder satt waren.

Mittlerweile ist es schwarz geworden, es begann zu tröpfeln und in aller Eile wurde das Picknick abgebrochen und zusammengepackt. Bei strömenden Regen fuhren wir zurück, der Bus hatte keine Scheibenwischer und eine Scheibe auf der linken Seite vorne fehlte ganz. Die jungen Leute sangen, die Alten schliefen, und wir versuchten uns die Landschaft einzuprägen. In Dhulikhel angekommen war das Gewitter vorbei. Inge geht es nach dem Ruhetag wieder besser.

Wieder liegen Wärmeflaschen in unseren Betten – Maria musste Socken anziehen, weil sie so heiß waren...

SAMSTAG, 12.4.08

Heute teilt sich die Gruppe, ein Teil fährt mit einem gemieteten Auto nach Bhaktapur; Heinz, Erni und ich möchten noch eine Wanderung machen. Inge bestellt im Hotel einen guide für uns und wer erwartet uns vor dem Hotel? Eshor mit neuem Rucksack! Heinz ist überglücklich, ihn wiederzusehen und mit großer Freude beginnen wir die Wanderung.

Zuerst durchs ganze Dorf wie schon einmal, wir kaufen Bananen und Mandarinen und kommen bald zu einem Shiwa Tempel, romantisch in einem grünen Tal gelegen.

Dann wandern wir von Dorf zu Dorf, zuerst auf breiten Wegen, später auf schmäleren. Wir genießen die Aussicht, die Dörfer und Terrassen, fotografieren und plaudern mit Kindern. Ich möchte eine kleine Hirtin mit ihren Ziegen fotografieren, doch die wollen nicht und laufen nach Hause. Aber das Mädchen weiß sich zu helfen – sie kommt mit einer Ziege an einem Seil wieder – diesmal kann sie nicht ausbüchsen – in Begleitung ihrer Schwester. Sie geleiten uns ein Stück und winken uns dann noch lange nach.

Auf ganz schmalen Steigen entlang der Terrassen wandern wir weiter. Auf manchen Terrassen liegt haufenweise der Dünger, so wie ihn Frauen in ihren Körben herbeitragen. An den Wegrändern wachsen Wandelröschen und wilde Paradeiser. Agaven und Kakteen liegen ausgerissen neben den Wegen. An einem schönen Aussichtspunkt rasten wir. In dieses Dorf ging Eshor zur Wahl, seine Frau musste 15km weit fahren. Es ist wie zu Christi Geburt, jeder muss in sein Geburtsdorf oder dorthin, wo er gemeldet ist. Deshalb herrschte vor und nach der Wahl so viel Verkehr.

Die Kühe und Ziegen fressen Bananen- u. Orangenschalen.

Der letzte Teil unserer Wanderung führte uns durch lichte Pinienwälder, es roch gut nach den warmen Nadeln. Die Nadeln sind zu dritt gebündelt und sehr lange und fein. Bei uns sind die Föhrennadeln paarweise und bei den Zirben bilden 5 – 7 Nadeln ein Bündel.

Wir kommen in ein Dorf, und plötzlich stehen wir auf der Paßstrasse, die wir tagszuvor gefahren sind. Eshor führt uns ins „Dhulikhel Montain Resort“ zum Mittagessen. Wir sind total überrascht. Ich dachte, er würde uns in ein bescheidenes Restaurant führen und jetzt sind wir in einem „englischen Nobelrestaurant“ gelandet. Wunderschöne Nelkenrabatten führen entlang der Wege, auf den Terrassen stehen unzählige Blumentöpfe mit einfachen und gefüllten Petunien und Pelargonien. In einem Beet blühen schon Sonnenblumen, Mohn- u. Kornblumen, Bartnelken u.v.m. Hier wächst Hibiskus mit ungewöhnlich großen Blüten und prächtige Bougainvillea. Diese Lodge besteht aus vielen einstöckigen, strohgedeckten Häusern. Ein schillernder kleiner blauer Vogel fliegt unters Dach zu seinem Nest. Kellner mit weißen Jacken und schwarzen Hosen servieren sehr vornehm. Wir sitzen auf einer kleinen Terrasse, mit nur einem Tisch, weißes Tischtuch, schönes Geschirr – wir fühlen uns wohl. Heinz bestellt sich ein Cordon bleu und freut sich, „dass seine Zähne wieder einmal etwas zu beißen haben“. Wir freuen uns auf eine besondere Nachspeise, Eis oder Applecrummble, denn auf der Karte gibt es eine große Auswahl. Aber nichts davon gibt es, nur einen trockenen Schokokuchen – leider!

Mit dem überfüllten Bus fahren wir die vielen Kehren hinauf nach Dhulikhel. Ein Bub einer gutsituierten Familie fragt mich, warum wir mit dem öffentlichen Bus fahren, Heinz bekommt einen Sitzplatz, weil ein freundlicher Mann seinen Buben auf den Schoß nimmt, ich stehe die kurze Strecke auf Säcken, die im Gang liegen. Ein letztes Mal verabschieden wir uns von Eschor und wünschen ihm viel Glück. Erni hat ihm ihr Schweizer-Taschenmesser geschenkt, das er beglückt betrachtet, er probiert die vielen Funktionen aus.

Der Himmel ist schwarz, es beginnt zu regnen. Als wir schon in der Lodge sind, beginnt es zu hageln und ein Geprassel stürzt auf unser Dach. Ich bange um die wunderschönen Blumen in den vielen Blumentöpfen. Am Abend bestellt Gerhard zum Abschied chilenischen Weißwein! Heinz bezahlt einen sensationellen Preis für 9 Tage Unterkunft (mit Wärmeflaschen) und Frühstück 15.000 Rupien – für 2 Pers. = € 150,--!

SONNTAG, 13.4.08

Um 5h früh ahne ich die Bergkette. Um 5.30 wird sie von der Sonne beschienen. An unserem letzten Morgen bekommen wir sie als Abschiedsgeschenk zu sehen. Um 6h zieht wieder Dunst auf – im Tal liegt Nebel. Wir fahren nach Kathmandu zurück und haben noch einiges vor.

Zum Abschied beschenkt uns der Hotelbesitzer mit Blumensträußchen: Löwenzahn – Ringelblümchen – Stiefmütterchen und Grünlilienblätter. Mir fällt der Abschied schwer von diesem schönen Platz, die Bergkette des Himalaya – das Dach der Welt – hat eine besondere Schwingung und Energie, es war einer meiner Träume, dies zu erleben. Wir fahren zurück nach Kathmandu ins tibetische Nonnenkloster am Kopan Hill, nordöstlich von Kathmandu gelegen. Im Feber dieses Jahres las ich einen Bericht in der Zeitschrift „Welt der Frau“ über die „Roten Nonnen“. Die Nonnen haben beim Bau des Klosters selbst Hand angelegt, und es ist unglaublich, was da entstanden ist und noch weiter entsteht, denn in der Zwischenzeit ist das Kloster, vor allem die Gompa zu klein geworden und ein großer Rohbau steht bereits in nächster Nähe.

Eine Nonne führt uns in die Gompa und eine gute Energie erfüllt uns. Auch hier steht vorne ein großes Bild des Dalai Lama.

Nach der langen Autofahrt brauche ich ein Klo. Als ich darin warte, sehe ich auf einem Fenstergitter einen roten Spitzen-BH zum Trocknen aufgehängt und es freut mich ungemein, dass die Nonnen so nette Dessous haben.

Vom 1.Stock gucken zwei junge Nonnen neugierig herunter, eine ist ca. 11 Jahre mit einem Plüschaffen am Arm. Sie versteckt sich scheu hinter der älteren, die sie anscheinend in Obhut genommen hat und ihr auch Liebe gibt. Sie zeigen uns ihr Zimmer, in dem 3 Betten stehen, ein Ladenkasten und Sessel. An den Wänden hängen Poster wie in jedem Mädchenzimmer, es wirkt recht gemütlich. Sie lassen sich gerne fotografieren.

Auf dem Platz vor dem Kloster spielen ein paar Nonnen Federball. Heute ist Feiertag: tibetischer Neujahrstag 2065. Viele Nonnen sind nach Bodhnath gewandert oder gefahren? um dort zu beten.

Wir fahren noch einige Kehren weiter bergauf zum Männerkloster: Kopan Monastery. Es ist wunderschön gelegen, alte Bäume wachsen auf dem Hügel, die Grünanlagen sind parkartig und sehr gepflegt. Hinter dem Kloster ist ein wunderschöner Stupa. Ein Mönch führt uns durch die Anlagen und spricht mit sehr eindringlicher Stimme über den Buddhismus und die Entstehung des Klosters. Es ist sehr heiß und mir kommt die Konzentration abhanden….

Die Mönche, die in der Gompa beten haben, haben Pause und wir dürfen einmal rundherum gehen. Hier sitzen ca. 230 Mönche in Reihen auf dem Boden, die kleinen Buben (ca. 10Jahre) sitzen in den letzten Reihen, jeder hat einen Becher hinter sich stehen (sie dürfen also aufstehen und sich Wasser holen, das in einem Behälter an der Wand steht). Manche drehen sich neugierig um, um die Gäste zu betrachten. Sie haben einen Gebetstext in der Hand, der immer wieder monoton wiederholt wird. In den inneren Reihen sitzen die älteren Mönche, einer davon betet in einer Art Singsang vor. Von der Klosteranlage hatte man einen wunderschönen Blick auf Kathmandu.

Um die Mittagszeit kommen wir wieder ins Hotel, wo wir zu Beginn unserer Reise schon 3 Nächte verbrachten. Nach einer Mittagsrast streifen wir noch einmal durch uns bekannte Gassen, um die letzten Rupies auszugeben. In letzter Zeit hatten wir immer wieder gerechnet, was wir noch brauchen (für die Abreise am Flughafen 1.790,-- Rupies) und was wir noch ausgeben dürfen.

Am Abend sind wir bei Niru zu Hause eingeladen. Neugierig darauf, wie er wohl wohnen mag, fahren wir ca. ½ Stunde durch teils breite Straßen , dann aber durch enge Gassen auf einen der Hügel von Kathmandu. Das Haus liegt abseits der Straße, man geht zwischen Mauern und Zäunen zu seinem Haus, das, oh große Überraschung, neu und groß ist. Er ist ganz stolz, als wir ihm unsere Bewunderung kundtun und erzählt, dass er es erst vor 6 Monaten fertig gestellt hat und zuvor zu ebener Erde gewohnt hat, wo jetzt sein ausgedehntes Büro mit Computer ist. Er führt uns in einen großen Wohnraum, wo wir an niederen Tischen auf langen Matratzen Platz nehmen. In einem Eckverbau stehen ein Fernseher und Bücher und Fotos der Familie.

Wir werden mit Getränken und köstlichen Speisen bewirtet. Es gibt Teigtaschen mit Pommes, dann sind wir schon satt – aber es gibt noch gegrilltes Huhn mit Reis und Gemüse und die aufmerksamen Burschen, ein Sohn und ein Neffe, möchten immer wieder nachgeben. Aber leider geht es nicht mehr. Aber auf die Nachspeise, Früchte mit Joghurt, freuen wir uns doch wieder. Niru setzt sich zu uns, und wir plaudern über seine Österreich-Reisen, über seine Arbeit und seine Familie. Wir freuen uns über diese liebenswürdige, sympathische Familie. Mit 2 Taxis kehren wir ins Hotel zurück.

MONTAG, 14.4.08

Nirus Sohn erwartet uns am Morgen und legt jedem von uns einen weißen Seidenschal (Kata) zum Abschied um und bringt uns zum Flughafen. Inges Schmuckeinkäufe haben sich im Gewicht bemerkbar gemacht, aber dann geht doch alles glatt und wir verlassen dieses schöne Land.

Eine schöne, abenteuerliche und abwechslungsreiche Reise ist zu Ende. Reich an Eindrücken kehren wir heim. Ein herzliches Danke an Inge, die diese Reise so wunderbar organisiert hat, mit allen Menschen respektvoll und liebevoll umgeht und uns ein Stück der Welt zeigt, von der wir schon lange geträumt haben.

D A N K E