Lesetipp:
http://www.autorenplattform.de/index.php?ldCont=autoren&id_author=758
Tellem .....
zu Zeiten, als das feuchtwarme Blättermeer
noch turmhoch an die lange steile Felsküste schlug
kletterten die Kleinsten von uns behende auf Bäume
waren sie doch Leitern zu sicheren Behausungen
hoch oben, tief im kühlen perforierten Stein
jetzt, lange nachdem gross gewachsene Übermacht
sie vertrieb, natürlichen Vorrat masslos plünderte
klopft die Wüste an die einstmals grüne Vordertür
mahnt mit feurig heißem Atem, dickem Rötelstift
dass es an der Zeit wäre, wieder runter zu kommen
_____
..... BamakoBlues .....
Mürrisch scheucht die Marktfrau satte Fliegen
vom Trockenfisch in den beschwerlichen Tag
Der ernste, kleine Junge auf der Schläfertreppe
hantiert mit Kneifzange und Schusterahle, flickt
geschickt den Zip vom zappeligen Taschenhändler
bis ihn der auf Knitterglanz Geklopfte von nebenan
mit barschen Worten wieder auf die Strasse schickt
Ein Musikus zupft in mollig verstimmtem Gedärm
sein blinder Begleiter mit der Spiegelsonnenbrille
tastet späte Wehmut aus dem spröden Harmonium
Unschuldigem Weiss, lückenlosem Netzwerk zum Trotz
stechen mich Mali´s Plagegeister da, wo es wirklich weh tut
_____
..... Ogun .....
Der alte König ist ein sehr, sehr einsamer Mann
Lèbe, die Felsenboa kriecht vor Sonnenaufgang
täglich zu ihm in die schwer zugängliche Nische
im roten Fels, hoch über den Köpfen der Dogon
wäscht ihn, leckt die Nacht von müden Knochen
Er hungert - seit geraumer Zeit verweigert ihm
sein vorsichtiger Mundschenk, die Schildkröte
jede Speise, die ihm die Dorffrauen kredenzen
wähnt Gift in einem der appetitlichen Happen
Sein Wort ist nicht mehr von Wert, er irrte sich
die prophezeite Regenzeit wurde zum Disaster
heisse Luft statt Korn füllt Bauch und Speicher
Seine Kette aus Obsidian ward ihm genommen
von den Ältesten vergraben an geheimem Ort
mit ihr der Bart des Ehrwürdigsten der Weisen
Solange, bis Jèbene, der große schwarze Geist
einen der Anwärter. die da ihre Finger reckten
durchdringt, ihn leitet, zu jenem Platz da führt
wo beides, hohes Amt und Bürde auf ihn wartet
_____
..... dogon .....
in ständiger drehbewegung, dem weltEi
schuf Amma, der allmächtige, elemente
indem er zeichen malte, sie wiederholte
das ei gebar in seinem zentrum ein korn
dieses reifte, platzte, enthielt das wort
kosmischer plazenta entstiegen beseelte
lebewesen, vier zwillingspaare, einer
Ogo, wollte herrschen, stahl etwas
vom göttlichen samen, steckte ihn
in seine scholle, schloss die augen
und stürzte sich ins nichts
mutterkuchen, den er dabei mit sich
riss, nahm form an, wurde planet, erde
Amma zürnte, schickte ihm die dürre
entzog seiner ungehorsamen kreatur
die stimme, verwandelte Ogo
in den blassen fuchs, eine zwielichtige gestalt
dem menschlichen genius nicht unähnlich
gut und schlecht zugleich
dann ordnete er das universum neu
opferte Nomo. des fuchses zwillingsbruder
liess ihn als menschenpaar wieder auferstehen
ein meer von blut ergoss sich ins all
aus ihm tauchte Sirius, der nabel der welt
die sonne ging auf, der fuchs floh in die wildnis
regen fiel, alles schien in bester ordnung
bis Yagisi, eine schwester des blassen fuchses
eines tages von einer sonnenfinsternis profitierte
sie stieg auf die erde, verführte ihre bewohner
sein feld zu bestellen, seine zeichen
sprache zu imitieren, ihr laut zu geben
die erde musste aus neue gereinigt werden
DionguSeru, ein verführter, wurde geopfert
verlor die unsterblichkeit, war der erste
unter brüdern, so kam der tod zu den menschen
sechzig jahre später reinkarnierte er
wurde zu Lèbe, der grossen schlange
und eine maske ward gefertigt
das ereignis zu bezeugen
_____