Führungskräfte-Seminar. Marokko.

So wars 2013:
Samstag:
Auf nach Afrika! Unser Ziel ist Quarzazate, wo wir wahrscheinlich erst spätabends ankommen. Mahjoub und Abdoul begrüßen uns am Flughafen, sie werden uns fahren - für heute nur ins Hotel.

Sonntag: Nein, nicht ausschlafen. Vielleicht ein erster Seminarteil auf der Dachterrasse - den Semianrteil beschreibe ich nicht. Aber ich kenne viele schönen Plätze, an denen sich wunderbar arbeiten läßt.

Es geht per Auto nach Süden. Wir gelangen vorerst in ein nahezu vegetationsloses Gebirgsmassiv, den Djebel Sarho. Der Fluss hat hier tiefe Täler eingeschnitten. Dort, wo wir das Gebirge hinter uns lassen, liegt Agdz. Hier machen wir Pause, und wir können von einer nahen Anhöhe aus einen überraschenden Blick auf die Umgebung werfen. Dann folgen wir dem Flußlauf der Draa. Immer wieder freue ich mich auf die Strecke zwischen Agdz und Zagora, die zu den schönsten Landschaften Marokkos gezählt wird. Unzählige Dattelpalmen säumen die Draa, und eine Flußoase folgt auf die andere. Die ockerfarbenen Dörfer in Lehmbauweise werden oft von beeindruckenden Kasbahs (Lehmburgen) bewacht, gemeinsam umschlossen von einer mächtigen Mauer. Diese Strecke gehört zur "Straße der Kasbahs".
In Zagora besuchen wir den gedeckten Markt, kaufen Datteln oder Obst und wahrscheinlich eher nicht einen der Schafsköpfe, die dort auf Käufer warten. Ein leichtes Mittagessen, und Tee muß sein, oder vielleicht doch lieber eine Avocadomilch? Sehr gut, wirklich!

Kurz nach Zagora kommen wir nach Tamegroute, ins Töpferdorf, bekannt auch für die uralte Bibliothek. Wir machen einen kurzen Rundgang durch das schöne alte Lehmdorf und schauen dann zu, wie auf Töpferscheiben gearbeitet wird und nahezu abenteuerlich die alten Lehmbrennöfen mit Gestrüpp gefeuert werden. Daneben stehen zwar zwei Gasbrennöfen, das Geschenk einer deutschen Hilfsorganisation. Aber sie werden nicht verwendet: die Farbe sei dann nicht dieselbe, und gerade sei ja berühmt und typisch für hier, ein sattes Grün.
Die letzte Wegstrecke von Zagora zum kleinen Dorf M´hamid zeigt uns, daß die Wüste naht. Wir wohnen außerhalb des Dorfes, beim "alten" Haus der Brüder Mahjoub und Mouloud - dort haben sie ihr Camp, und wir werden in einer Mischung aus kleinem Lehmhaus und Zelt wohnen. Die Brüder waren noch vor 25 Jahren mit den Eltern als Nomaden unterwegs. Mit Schließung der marokkanisch/algerischen Grenze verblieben den damaligen Nomaden zu wenig Weideflächen, sodaß sie Häuser bauten und einige Monate im Jahr Landwirtschaft betrieben, also Halbnomaden wurden. Dann wurde ein Staudamm gebaut, und vorbei war es mit der Bewässerung. Die abgelegenen Häuser wurden verlassen, man siedelte sich neben der neugebauten Straße an. Nun versuchen die Brüder, mit Hilfe des in diesem Gebiet geringen Tourismus weiter in der Wüste leben zu können. Das alte Haus wurde so wiederbelebt und vor dem Verfall gerettet. Es steht in wunderbarer Landschaft, Dünen und Dattelpalmen, die letzten vor der Weite der Sahara. Ab nun ist Mouloud für uns zuständig.

Montag, Dienstag, Mittwoch
. Schwerpunkt Wüste! Wers schafft: rauf auf eine Düne und den Sonnenaufgang genießen. Innerhalb kürzester Zeit verschwindet das Gefühl, dass es kühl ist – die aufgehende Sonne wärmt sofort, die Farben verändern sich.


Und dann  sind wir mit unserer Kamelkarawane unterwegs. Zuerst wird sich uns ein schönes Bild bieten: das Beladen der Kamele. Die prächtigen blauen Gewänder der Menschen, die Farbe der Kamele und des Sandes ergänzen sich wunderbar. Und dann gibt Mouloud das okay, es geht los zur Wüstentour. Ich gehe lieber zu Fuß. Man kann sich aber jederzeit auf ein Kamel "schwingen" und reiten, manche wollen gar nicht mehr absteigen. Mittags machen wir eine lange Pause im Schatten eines Tamariskenbaumes. Es gibt ein leichtes Essen, Obst und natürlich Tee. Gegen Abend schlagen wir unser Nachtlager auf, helfen beim Sammeln von Brennmaterial, genießen von einer Düne aus den Sonnenuntergang, schauen zu, mit welcher Methode man auf offenem Feuer kocht. Das dafür nötige Gemüse wird von Mouloud frisch zubereitet. Das ist nicht selbstverständlich: manche Wüstenbegeisterte kennen nur Gaskocher, auf denen vorgekochtes Essen erwärmt wird. "Warum sollte ich das so machen", sagte Mouloud zu mir, "ich habe ja genug Zeit." Dann wird oft gesungen und musiziert. Musik liegt hier in der Luft... Und bitte, bringt doch ein paar Rätselgeschichten mit. Das ist eine beliebte Unterhaltung am Lagerfeuer, und auch wir werden uns bemühen, so manches marokkanische Rätsel zu lösen.

In der Nacht begreift man den Begriff "Sternenzelt", falls man nicht lieber in einem kleinen Einmannzelt schläft (bitte nicht!): unzählige Sterne verteilt in Form einer riesigen Kuppel, die rundum bis zum Boden reicht. Schöner geht´s nicht.

nach zwei Nächten unter dem Sternenhimmel kommen wir am Mittwoch nachmittag retour ins Camp, kennen uns nun schon aus.

 

Donnerstag: wir haben noch einen Tag im Camp, um nachzudenken, vorauszudenken, gar nichts zu denken, wozu auch immer. Je nach wunsch bleiben wir hier, machen einen Spaziergang, fahren ins Dorf oder wandern ins wunderschöne alte Lehmdorf „Old M´Hamid“, dem Vorgängerdorf. Es ist heute noch bewohnt, aber viele Menschen haben zur Zeit des Strassenbaus am Ende der Strasse das neue Dorf M´Hamid gegründet, in der Hoffnung, hier ein einfacheres Leben zu haben. Wir können eine Familie besuchen  und trinken Tee trinken, einen Blick von der Dachterrasse aufs Dorf werfen.


Freitag.
Wir fahren retour Richtung Quarzazate. Schräg aufgestellte Matten im Sand längs der Straße zeugen vom Versuch der Bewohner, die Dünen in ihrer Bewegung aufzuhalten. Wir sehen hier die Ausläufer der Wüste. Dann verändert sich das Bild, Dörfer, Äcker, Palmhaine. Es geht über Quarzazate nach Ait Benhaddou, dem berühmten Lehmdorf. Wenn wir nicht zu spät weggefahren sind, gibts einen Spaziergang zwischen den hohen Lehmmauern, sehr eindrücklich. Aber dann: hinauf ins Atlasgebirge. Seit 2 Jahren gibt es hier eine nun gut befahrbare Straße. Nun wird schnell Leben in die Gegend kommen, die ersten Baugruben haben wir schon gesehen. Noch aber geht es entlang uralter vergessener Dörfer, eine der schönsten Fahrstrecken, die ich kenne. 
In dieser wunderschönen Bergwelt im Atlasgebirge steht unser Hotel. Es sieht hübsch aus, aber das beste ist die Terrasse mit dem wunderbaren Blick auf die Kasbah. Hier bei Sonnenaufgang sitzen, mit dieser grandiosen Bergkulisse, die sich im wechselnden Licht immer wieder anders zeigt, was will man mehr...
Abends habe ich im Hotel bereits viele spontane Feste miterlebt, Leute aus dem Dorf kamen, es wurde musiziert, und wir haben manchmal sogar getanzt. Wer weiß, vielleicht haben wir Glück und können so unseren Abschiedsabend feiern. Wie auch immer: musiziert und gesungen wird sicher oft – alle wissen, wie gern ich das habe und zudem ist Mahjoub ein ausgezeichneter Musiker.

 

Samstag. Natürlich besichtigen wir am Vormittag die Kasbah. Sie ist leider im Verfall begriffen, aber man sieht noch die prächtige Innenausstattung: Gipsstukkaturen, geschnitzte und bemalte Decken aus Zedernholz, schmiedeeiserne Fenstergitter, wunderschöne Mosaikarbeiten an den Wänden aus kleinen Fliesenstücken. Von der Kasbah aus haben die mächtigen Stammesfürsten der Glaoui lange Zeit den Handelsweg über das Atlasgebirge kontrolliert. Von hier spazieren wir durch das alte Dorf mit den Steinhäusern (wir sind nicht mehr in der Gegend der Lehmhäuser!) zum Hauptplatz, werden von den Autos abgeholt und machen uns auf Richtung Flughafen. Uns allen wird nach der Wüste als einer der Höhepunkte unserer Tour die Bergwelt in Erinnerung bleiben, schneebedeckte Gipfel in der Ferne, in der Nähe die rote Erde in allen Schattierungen.
Der Abflug ist nachmittags: es geht wieder zurück in die heimatlichen Wüsten. À la prochaine fois, bis zum nächsten Mal, wird Mahjoub vielleicht zu uns sagen, wenn er sich am Flughafen von uns verabschiedet. Inshallah, so Gott will, wäre eine passende Antwort.